3. Liga Handball:Mut zur Lücke

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Das Bankguthaben der Fürstenfeldbrucker Handballer war am vergangenen Wochenende rasch aufgebraucht. Nur Kreisläufer saßen gegen Pfullingen noch draußen. (Foto: Markus Fischer)

Die Fürstenfeldbrucker sind mit einem kleinen Kader gestartet. Trotz ihres Erfolgs gegen Pfullingen wird im Spitzenspiel deutlich, welches Risiko die Planung birgt.

Von Thomas Jensen, Fürstenfeldbruck

Wer am Dienstag zufällig einen Blick auf das Training der Fürstenfeldbrucker Handballer warf, dürfte sich gewundert haben. Denn anstelle von Coach Martin Wild stand ein anderer in der Halle und erteilte Anweisungen: Dominik Klein leitete die Übungseinheit des Drittligisten, der Handballweltmeister von 2007.

Im bayerischen Profifußball läuft ja gerade eine Woche der Trainerrücktritte und -entlassungen, doch hier war die Sache harmloser: "Keine große Geschichte", erläuterte Wild, "Dominik macht gerade seinen Trainerschein und hatte Lust auf ein bisschen Praxis nebenher." Also habe er dem Freund diese Möglichkeit angeboten. Eigentlich hat der Tabellenzweite auf der Trainerposition keine Verstärkung nötig. Zwar weilt der Lehrer Wild diese Woche für einige Tage im Schullandheim, doch auch der Co-Trainer Marco Müller kann den Ausfall seines Kollegen kompensieren.

Etwas prekärer stellt sich die personelle Situation bei den Spielern dar. Beim furiosen Sieg im Spitzenspiel am vergangenen Samstag in Pfullingen hatte Wild plötzlich nur noch Kreisläufer auf der Bank. Yannick Engelmann hatte zuvor die Rolle von Abwehrchef Korbinian Lex einnehmen müssen, der nach vier Minuten mit Rot vom Platz gestellt worden war. Johannes Borschel, Gianni Huber und Julian Prause betrieben bei diesem Sieg über den Ersten dagegen Arbeitsteilung. Im Brucker Kader spielen sie auf der Luxusposition. In den restliche Mannschaftsteilen ist die Besetzung qualitativ zwar nicht schlechter, in der Breite allerdings deutlich weniger komfortabel, wie der Coach einräumt: "Im Endeffekt sind wir zwar noch normal besetzt, aber uns war schon bewusst, dass diese Saison nicht so viel passieren darf."

Abgesehen von zwei weiteren Platzverweisen am Samstag ist auch noch nicht viel passiert, da können sie sich an der Amper glücklich schätzen. Dass es personell trotzdem schnell brenzlig werden könnte, zeigte das Wochenende. Einen Langzeitverletzten gibt es, Rückraumspieler Max Horner, der nach einem Kreuzbandriss erst 2020 zurückkehren wird. Zudem fehlten an diesem elften Spieltag Cedric Riesner, der mit den A-Junioren unterwegs war, Noah Newel, der für die zweite Mannschaft im Einsatz war, und Benedikt Hack, der wegen Krankheit nicht mitwirken konnte.

Die beiden Letzteren werden am kommenden Samstag wieder im Kader stehen, auch wenn Newel wenige Stunden zuvor für die zweite Mannschaft eingeplant ist. Die Brucker treffen dann auf ihre Brüder im Geiste: Die HG Saarlouis ist die Saison ebenfalls mit einer eher spartanischen Kaderplanung angegangen. Allerdings nur zahlenmäßig, denn der ehemalige Zweitligist kann es sich finanziell erlauben, Profis und Halbprofis zu beschäftigen. Hier endet die Seelenverwandtschaft der beiden Vereine. Entsprechend ambitioniert waren auch die Saisonziele der Saarländer, die sie aktuell mit einem siebten Platz noch nicht erfüllen können. Im Gegensatz zu den Panthern ist bei der HG allerdings auch schon viel passiert. Die vergangenen Partien mussten sie wegen Verletzungsproblemen mit nur neun Feldspielern bestreiten.

Die verbliebenen Akteure haben es trotzdem in sich. Wild hebt vor allem Torwart Patrick Schulz sowie die beiden Rückraumspieler Peter Walz und Josip Grbavac hervor. Von der individuellen Klasse der Gäste sollte sich seine Mannschaft am Samstag dennoch nicht beeindrucken lassen. Der Trainer betont, auf den eigenen Stil zu setzen: "Gerade gegen eine Mannschaft mit einem knappen Kader können wir das Tempospiel noch mehr forcieren, um über die konditionelle Schiene zu kommen."

Die Gefahr, dass die Panther im Höhenflug die scheinbar formschwachen Saarländer unterschätzen, möchte Wild allerdings eindämmen: "Wir haben ja selbst letztes Wochenende gesehen, was man als kleine, eingeschworene Truppe erreichen kann, darum bin ich sicher, dass wir das im Griff haben." Die Alarmglocken hätten in dieser Hinsicht geläutet, wie er selbst zugab, grundsätzlich sollte seine Mannschaft das positive Erlebnis aber auch als solches in den Köpfen behalten. Allzu viele rote Karten - auch das sollte vom vergangenen Spieltag hängen geblieben sein - sollte das Team allerdings vermeiden. Nicht dass die Kreisläufer doch noch andere Positionen übernehmen müssen.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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