3. Liga:Auf leisen Sohlen Richtung Abstiegskampf

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Verärgert: Der letzte, dem Hachings Kapitän Markus Schwabl am Samstag hart zusetzte, war ein Wasserkasten am Spielfeldrand. (Foto: Markus Fischer/imago)

Mit einer 0:2-Niederlage gegen Magdeburg spitzt sich die Lage für die SpVgg Unterhaching allmählich zu. Im Duell mit dem Vorletzten zeigt sie auf dem Platz zu wenig Emotionen.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Ein paar Minuten vor dem Spiel hatte Dominik Stroh-Engel noch versucht, für gute Laune zu sorgen. Die für die Startelf Auserkorenen der SpVgg Unterhaching setzten noch ein paar Probe-Torschüsse ab, und jedes Mal, wenn einer links daneben ging, lenkte der Routinier den Ball dann noch grinsend ins Netz. So, als ob er zur Not eben da ist, wenn man ihn braucht. In der 72. Spielminute kam der Angreifer gegen den 1. FC Magdeburg dann ins Spiel. Er tauchte auch mehrmals gefährlich im gegnerischen Strafraum auf. Doch nun versuchte er, die Bälle für seine Mitspieler aufzulegen, anstatt selbst zu schießen, und das endete meistens im Ballverlust.

Nun lag es gewiss nicht an Stroh-Engel, dass die Hachinger 0:2 (0:1) verloren und sich nun, wie Trainer Arie van Lent selbst nach dem Spiel anmerkte, offiziell im Abstiegskampf der dritten Liga befinden. Beispielhaft war Stroh-Engels Auftreten aber schon dafür, dass es in Unterhaching mit der Kommunikation auf dem Platz lange nicht so gut klappt wie daneben.

"Zu wenig Stimmung": Sein Team habe vieles "so hingenommen", stellte Trainer van Lent nach der Partie fest

Die Probleme werden ja deutlich angesprochen. Der verletzte Kapitän Josef Welzmüller etwa hatte am Samstag in der Halbzeit bei Magentasport auf Missstände in der Kommunikation hingewiesen, van Lent tat es nach dem Spiel auch, er sprach von "zu wenig Stimmung auf dem Platz". Das gilt auch fürs Nonverbale. Zum Beispiel dann, wenn der Mittelfeldspieler Paul Grauschopf dem erst wenige Momente zuvor eingewechselten Magdeburger Sören Bertram in der 85. Minute gar nicht mehr hinterhergeht. Bertram konnte den Ball unbedrängt unter Torwart Nico Mantl zum 2:0 ins Netz schieben. Gut möglich, dass Grauschopf den Gegner nicht mehr eingeholt hätte, aber sein abrupt abgebrochener Sprint teilte seinen Mitspielern trotzdem etwas mit. Phasenweise habe man alles "so hingenommen", fand auch van Lent, und "nach dem 2:0 war es gegessen". Doch das klingt so, als hätte auch der Trainer das einfach so hingenommen. Denn er hatte ja mit seiner Mannschaft nur vier Tage zuvor an gleicher Stelle aufgezeigt bekommen, dass ein Spiel in der 85. Minute eben nicht gegessen ist: Da hatten die Hachinger noch 3:1 gegen Aufsteiger Verl geführt und trotzdem 3:4 verloren.

"Die haben auch Qualität": Für Unterhaching kamen am Samstag viele junge Akteure zum Einsatz, wie Julien Richter (links), 20. (Foto: Markus Fischer/imago)

Nach dem Spiel war dann alles wieder sehr deutlich zu hören und zu sehen. Wie zum Beispiel der Tritt gegen den am Spielfeldrand stehenden Wasserkasten, der danach ein Loch hatte. Zugetreten hatte Kapitän Markus Schwabl, einer von jenen, die regelmäßig Grätschen auspacken und auch bei Minusgraden kurzärmlig spielen. Einer, der sich vermutlich ganz besonders darüber ärgerte, dass ein Gegner mit langer Unterhose und rosafarbenen Fußballschuhen nach ein paar Sekunden auf dem Platz unbedrängt ein Tor schießen durfte.

Es fehlte nicht viel, und Haching hätte als U23 durchgehen können

Bleibt also die Frage, woher diese Kommunikationsprobleme nun kommen. War die Mannschaft vielleicht zu jung? Standen da zu viele auf dem Platz, die in ihrer Karriere noch nicht so viel Verantwortung übernommen haben? Immerhin befanden sich in der Startelf gerade einmal vier Spieler, die 24 Jahre oder älter sind; es fehlte also nicht viel, und das Team hätte die U-23-Regeln einer Profi-Zweitvertretung erfüllt. "Die haben auch Qualität", betonte van Lent und meinte damit vor allem den Abwehrspieler Felix Göttlicher, 18, und den Offensivspieler Julien Richter, 20. Göttlicher machte eine weitgehend gute Partie, was auch deshalb auffiel, weil er viel zu tun bekam in der Innenverteidigung. Unterhaching ließ den zuletzt oft verunsichert wirkenden Gästen, die als Tabellenvorletzte gekommen waren, vor allem auf den Flügeln zu viele Räume. So kam es auch zur Magdeburger Führung nach 29 Minuten: Nach einem Angriff über die linke Abwehrseite legte Dominik Ernst den Ball klug in den Rückraum, wo Magdeburgs Winter-Zugang Saliou Sané frei zum Schuss kam und Mantl überwand. Hachings Offensive war, wieder einmal, fast nur bei Standards gefährlich, ab und zu noch nach Fehlern im Magdeburger Aufbauspiel. Richter jedenfalls wurde zur Halbzeit durch den erfahrenen Lucas Hufnagel ausgetauscht.

Dass gleich mehrere Talente eine Chance bekamen, war auch den beiden aufeinander folgenden englischen Wochen geschuldet. Schon am Dienstag steht das nächste Spiel bei Türkgücü an. Außerdem fehlte in jedem Mannschaftsteil verletzungsbedingt ein Routinier. Doch Präsident Manfred Schwabl hatte es ja auch angekündigt: Die SpVgg Unterhaching will eine Ausbildungsmannschaft sein, im Jahr 2022 sollen 80 Prozent des Profikaders aus Spielern bestehen, die aus der eigenen Jugend stammen. Damit ist er auch schon vom Plan abgerückt, möglichst bald wieder in die zweite Liga aufzusteigen. Zurzeit sieht es so aus, dass die ohnehin schon zahlreichen jungen Spieler im Kampf um den Ligaverbleib auch eine ganze Menge lernen können.

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