1860 München II:Unbeschwerter im Vorwärtsgang

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Nach vorherigen Niederlagen holt die Reserve der Münchner Löwen bei einem Heimspiel mit einem 2:1 gegen Schwaben Augsburg überraschend den ersten Saisonsieg und nutzte ihre Chancen.

Von Christoph Leischwitz, München

Sebastian Lubojanski denkt gerne antizyklisch, was die Spiele seiner Mannschaft angeht. "Wenn wir verlieren, war nicht alles schlecht, wenn wir gewinnen, war auch nicht alles gut", das hatte er schon nach der 2:4-Niederlage am ersten Spieltag bei der SpVgg Hankofen-Hailing gesagt. Nach dem 1:5 vor einigen Tagen in Schwabmünchen fand der U21-Coach des TSV 1860 München, dass das mit dem Umschaltspiel schon ganz gut geklappt habe, drei weitere Tore wären auf diesem Wege möglich gewesen. Weil die Niederlagen deutlich ausgefallen waren, kam dann der 2:1 (1:1)-Sieg über Schwaben Augsburg am vergangenen Samstag beim ersten Heimspiel doch ein wenig überraschend. "Das ist gut für die Jungs", sagte Lubojanski, und gut für die Außenwirkung. Viel mehr aber eben auch wieder nicht.

Der Mannschaft fehlt schlicht die Erfahrung. Von den 14 Spielern, die am Samstagnachmittag zum Einsatz kamen, sind gerade einmal zwei älter als 19 Jahre. Insofern sind gegen eine gestandene Männermannschaft wie die Augsburger (nur ein Spieler war jünger als bei den Sechzigern) viele Fehler unter einem anderen Licht zu betrachten. Dem 36-jährigen Nachfolger von Christian Wörns ist lediglich wichtig, dass seine Spieler "Biss zeigen" und ihre Chancen nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Das gelang diesmal Lucas Cyriacus besonders gut. Der Mittelfeldspieler hatte zuvor nur eine halbe Stunde lang spielen dürfen, diesmal stand er in der Startelf. Und köpfelte in der 33. Minute zur ersten Führung der kleinen Löwen in dieser Saison. "Ich muss mir das noch mal auf Video anschauen", sagte Lubojanski. Vielleicht sei das Tor nach einem Eckball ja gefallen, weil man die Augsburger geschickt verwirrt hatte. Vielleicht sei es aber auch ein Abwehrschnitzer gewesen. Jedenfalls war Cyriacus aus dem Rückraum an den Fünfer gelaufen und stand dort völlig frei.

Nur zwei Minuten später fiel allerdings der Ausgleich durch Dominik Schön nach einem kurzen Belagerungszustand, in dem die Sechziger den Ball lange nicht aus der Gefahrenzone brachten (35.). "Wir haben diesmal schon ein wenig kompakter verteidigt, wir haben sie auch etwas kommen lassen", sagt Lubojanski, freilich klappe das noch nicht immer. Das Defensivverhalten bereitet bislang offenbar mehr Probleme als der Auftritt der Offensive.

Bislang war Cottrell Ezekwem ein Innenverteidiger. Im Sturm ist er nun mehr als eine Notlösung

Das liegt auch an Cottrell Ezekwem, auch wenn dieser bis vor Kurzem noch ein Innenverteidiger war. Unter Lubojanski spielt er im Angriff und hat in den ersten beiden Partien schon drei Tore erzielt. Gegen Schwaben Augsburg gelang ihm zwar keines, aber das Sieg bringende 2:1 ist vor allem auf ihn zurückzuführen. Im auch diesmal gut funktionierenden Umschaltspiel sprintete der 19-Jährige fast von der Mittellinie weg einem Steilpass hinterher, bis der gegnerische Keeper Robin Scheurer auf ihn zukam. Diesen schoss Ezekwem zwar an, doch der Abpraller landete beim mitgelaufenen Marin Cujak, der durch zwei Abwehrspieler hindurch ins Tor traf (61.). "Ich kenne ihn seit der U13", sagte Lubojanski über Ezekwem, damals habe er auch schon im Angriff gespielt. Im Training habe man nun "festgestellt, dass er vorne unbeschwerter" spiele. Eigentlich war die Idee aus dem Bedarf heraus geboren, denn der wichtigste Angreifer Randy Montie weilt gerade bei der U20 Kameruns. Nach seiner Rückkehr sei dennoch geplant, dass Ezekwem weiter in der Sturmzentrale spielt und Montie auf einen Flügel ausweicht.

Da fast alle Spieler 19 Jahre jung sind und sie in der Bayernliga noch nicht viel Erfahrung gesammelt haben, will Lubojanski noch gar keine Prognosen zu einzelnen Spielern wagen. "In einem Vierteljahr lassen sich erste Aussagen treffen", sagt er. Darüber, wer sich im Männerfußball dauerhaft durchsetzen kann. Spieler wie der diesmal gesperrte Ugur Türk und der aktuelle Kapitän Dennis Dressel, die eigentlich bereits dem Drittliga-Kader angehören, sollen in der U21 auf jeden Fall Spielpraxis sammeln dürfen. Ansonsten bekomme jeder seine Chance. Wer sie nutzt, ist noch völlig offen.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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