Eine Karriere im Profifußball würden Datenschützer wohl kaum empfehlen. Kameras beobachten alles, was auf dem Rasen passiert, nichts entgeht ihnen. Statistiker führen fleißig Protokoll. Wer läuft wie viel und wohin? Wann macht welcher Spieler den entscheidenden Fehler? Wer weiß, vielleicht wird irgendwo auf der Welt sogar erhoben, wer auf dem Platz wie oft in der Nase bohrt. Es gibt ganze Unternehmen, deren Dasein gründet sich allein auf die Erhebung nützlicher und unnützer Daten im Fußball.
Jüngst hat ein Internetportal, das regelmäßig den Marktwert der Kicker schätzt, den Spielern aller Drittligisten neue Preisschilder verpasst. Hohe Zuwächse verzeichnete der TSV 1860 München, dessen Kader nun rund eineinhalb Millionen Euro mehr wert sein soll als noch im Sommer. Wertvollster Löwe: Quirin Moll, 500 000 Euro. Damit ist Moll beinahe so viel wert wie der gesamte Kader der U21 der Münchner. Ungeklärt ist, ob Moll allein in der Bayernligakonkurrenzfähig wäre.
Es geht im Fußball aber ja nicht immer ums Geld (nur fast immer). Sebastian Lubojanski, der Trainer der Bayernliga-Löwen, beorderte am Sonntag beispielsweise Torhüter Tom Kretzschmar in die Startelf für das Spiel gegen den 1. FC Sonthofen. Und das, obwohl Kretzschmar, 50 000 Euro, gerade einmal halb so viel wert ist wie Klub-Kollege und Konkurrent György Szekely. Kretzschmar könnte nach dem Spiel gegen Sonthofen jedoch etwas aufgeholt haben, er blieb nämlich ohne Gegentreffer. Der TSV gewann das Spiel 2:0 (0:0). Es war bereits der vierte Sieg in Serie für die Münchner, die damit nun sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsrelegationsplätze haben, aber das nur als zusätzlicher Service für Liebhaber von Statistiken.
Ebenfalls in sich selbst investierten Dennis Dressel und Ugur Türk, die für die beiden Tore verantwortlich waren. Kapitän Dressel brachte die Löwen zu Beginn der zweiten Halbzeit in Führung (53.). Türk erzielte vom Elfmeterpunkt den Treffer zum 2:0-Endstand (90.+2).