1860 München:Ein Mölders für alle Fälle

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Der routinierte Löwen-Torjäger macht beim 3:1-Heimsieg im Topspiel gegen Schweinfurt den Unterschied, will sich danach jedoch nicht feiern lassen: Er fordert, dass die Mannschaft trotz acht Punkten Vorsprung auf dem Teppich bleiben müsse.

Von Christoph Leischwitz, München

Wie wichtig er für die Mannschaft ist, das brauche man ja nicht noch mal erzählen, sagte Daniel Bierofka. Muss man tatsächlich nicht, man hat ja einfach zusehen können am vergangenen Samstag, wie Sascha Mölders das Spiel, fraglos eines der wichtigsten in dieser Saison für den TSV 1860 München, in der Offensive alleine entschied. Wie er in der sechsten Spielminute einen hohen Ball gegen zwei Gegenspieler behauptete und mit Übersicht das 1:0 auflegte; wie er sieben Minuten später mit einem platzierten Flachschuss das 2:0 erzielte; wie er in Unterzahl dem Publikum auf der Gegengerade mit wilden Armbewegungen befahl, ein bisschen mehr Stimmung zu machen; wie er versuchte, mit Theatralik einen Platzverweis des Gegners zu provozieren; wie er anschließend dem aufgebrachten Schweinfurter Trainer Gerd Klaus seinen Platz auf der Bank zeigte; und wie er in der 85. Minute noch einmal einen hohen Ball gegen zwei Gegenspieler behauptete, perfekt mit der Brust mitnahm und mit einem trockenen Schuss die Sechziger gegen den, nun ja, Verfolger 1. FC Schweinfurt zu einem Acht-Punkte-Vorsprung schoss. Vor allem die letztgenannte Aktion war so gut, dass der Trainer dann doch noch etwas dazu zu sagen hatte nach dem Spitzenspiel: "Er macht das sehr clever, und das wissen die Jungs", sagt Bierofka. Mit den Jungs meint er die Abwehrspieler, die wissen: Im Notfall reicht es, den Ball einfach nach vorne zu dreschen, der ehemalige Bundesliga-Profi weiß schon irgendetwas damit anzufangen. Mit solchen Aktionen wie jener vor dem 3:1 kann man sogar in 35 Spielminuten mit einem Mann weniger auf dem Platz 1:0 gewinnen.

Der 32-Jährige schritt auch nach dem Spiel voran. Und zwar als es darum ging, die Überlegenheit in der Regionalliga klein zu reden. "Wie viele Spiele haben wir jetzt gespielt?", entgegnete er fast schon zickig, als es um den Vorsprung in der Tabelle ging. Und nein, er sei auch gar nicht der entscheidende Spieler gewesen an diesem Tag, behauptete er. "Wir haben super verteidigt", urteilte er über die Unterzahl-Phase, und gab zu, dass man am Schluss "schon ein bisschen kaputt" gewesen sei. Und ja, in diesem Zusammenhang sei das entscheidende 3:1 sicher nicht ganz unwichtig gewesen. "Das war der Wille", sagte er über diese Aktion, "ich wusste, wenn die eine Chance kommt, dann musst du die machen, denn das macht dann vieles leichter." Es war die Effizienz, die den Unterschied gemacht hatte, Mölders hatte einfach nicht viele Chancen gebraucht, Schweinfurt hingegen viel zu viele.

Nach 13 von 36 Spielen ist tatsächlich noch niemand Meister geworden. Doch das Spitzenspiel zeigte, dass ein möglicher Schlendrian ab sofort der gefährlichste Gegner für die Sechziger ist - zumal auch hinter Schweinfurt an am vergangenen Wochenende alle anderen Verfolger verloren haben. Und dass dieser Einzug hält, ist auch wegen Typen wie Mölders eher unwahrscheinlich. Ein Viertliga-Stürmer, der einerseits 18 Tore in der Bundesliga geschossen hat, der aber andererseits sein Trikot und seine schmutzigen Stutzen nach dem Spiel selbst zum Mannschaftsbus trägt, der wird alles dafür tun, dass der Rest der Mannschaft ebenfalls nicht abheben wird. Sollte es wirklich noch einmal eng werden, dann würde der bullige Mölders vermutlich einfach noch ein wenig mehr trainieren.

Torschützenkönig? Das interessiere in nicht mehr, sagt Mölders, bei dem das Debüt in der ersten Liga am Samstag übrigens auf den Tag genau zehn Jahre zurücklag. Außerdem war Mölders schon einmal Regionalliga-Torschützenkönig, für Rot-Weiss Essen in der Saison 2008/09. Wie viele Tore es gewesen seien? "28", in diesem Fall war sich Mölders auf einmal ganz sicher: Obwohl die Saison noch sehr lang ist, werde er diese Marke wohl kaum erreichen. In den kommenden beiden Partien treffen die Sechziger auf die Aufsteiger Eichstätt und Pipinsried. Sollte 1860 diese beiden Partien gewinnen, wird sich an Mölders Meinung trotzdem erst einmal nichts ändern.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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