1860 II schlägt den BCF:Taktischer Ungehorsam

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(Foto: Robert Haas)

Nach zwei Siegen hintereinander kann Wolfratshausen nicht nachlegen. Gegen eine Rumpftruppe der Löwen ohne Profis setzt es eine verdiente 1:3-Niederlage.

Von Christoph Leischwitz, München

Marco Stier hatte schon während des Spiels lauthals geschimpft, und er schimpfte auch danach, denn diesmal hatte der BCF Wolfratshausen nicht unglücklich verloren, sondern wegen seiner Spieler. "Wir hatten mal wieder die Chance, da unten rauszukommen", sagte der Trainer über den Bayernliga-Abstiegskampf, "und wir haben wieder einmal versagt". Mit 1:3 verloren die Farcheter nach zwei Siegen bei der U 21 des TSV 1860 München, und die insgesamt recht deutliche und verdiente Niederlage war aus verschiedenen Gründen ein wenig überraschend gewesen.

Die jungen Löwen mussten nämlich gegen die zuletzt erstarkten Wolfratshauser in jeder Beziehung improvisieren: Wegen des Regens der vergangenen Tage wurde das Spiel auf dem Vereinsgelände an der Grünwalder Straße von Rasenplatz Nummer fünf auf den Kunstrasenplatz verlegt. Außerdem hatte der gesamte Kader der ersten Mannschaft nach einer englischen Woche und neun gewonnenen Punkten komplett freibekommen, im Kader standen deshalb ausschließlich Spieler der U 19.

Die ersten zwei Tore für Sechzig schießt der bisher weitgehend unbekannte Randy Montie

Auch wenn sich die Startelf von jener am vergangenen Mittwoch gegen den SV Pullach (0:2) auf allen Positionen unterschied, so blieb ein Grundproblem zunächst bestehen: die Chancenauswertung. Gleich in der Anfangsphase sprintete sich Noel Niemann auf der linken Angriffsseite frei, sein Schuss strich am fernen Eck vorbei (3.). Und nach einem Eckball von Maurice Mathis kam Lucas Cyriacus am Fünfmeterraum frei zum Schuss, drosch die Kugel aber über das Tor (15.). Doch auch der BCF blieb sich in Sachen Abschlussschwäche treu und vergab zunächst durch Marian Knecht (18.) und Emanuel Endl (39.).

Bevor die Partie allerdings zu einer typischen Abstiegskampf-Nullnummer verkam, wechselte Sechzigs Trainer Wolfgang Schellenberg einen Spieler ein, der sich einfach nicht anpassen wollte. Der 18-jährige Österreicher Abdelahim Njoya "Randy" Montie, der zuvor in der Bayernliga auf drei Kurzeinsätze gekommen war, traf zunächst nach einem sehenswerten Alleingang zur Führung (64.) und legte nur drei Minuten später nach einer schönen Vorlage von Mathis nach. Montie war im Sommer aus der Jugend von RB Salzburg nach München gewechselt, in Österreich hatte er auch jenem U-19-Kader angehört, der die Uefa-Youth League gewonnen hatte.

Wenig später hätte der ebenfalls in der 53. Minute eingewechselte Okan Memetoglou fast auf 3:0 erhöht, sein Schuss wurde allerdings abgefälscht und verfehlte das Tor knapp (73.). Der BCF tat das, was er am besten kann: Er spielte ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne und kam weiter zu guten Möglichkeiten. Aber weiter ohne Ertrag, vielmehr gelang Sechzigs Maurice Mathis in der 86. Minute nach Vorarbeit von Memetoglou die Entscheidung.

"Ich habe den Spielern gesagt: weite Bälle nach vorne", ärgerte sich Stier. Denn die Sechziger standen im Zentrum dichtgestaffelt und lauerten auf Konter. Doch seine Mannschaft hielt sich nicht daran und sei deshalb "drei Mal in Konter gelaufen". Und so habe man doch tatsächlich aus taktischen Gründen gegen eine Jugendmannschaft verloren. Einmal, ja, da hätten sie getan, was er ihnen gesagt hatte: Der lange Ball flog in der 90. Minute nach vorne, Anto Bonic erzielte mit seinem zweiten Saisontreffer noch den Anschluss.

Spannend hätte es nur noch einmal werden können, als Angelo Hauk in der 77. Minute aus kurzer Distanz den Pfosten traf - ein zwischenzeitliches 1:2 hätte die Partie noch mal spannend gemacht. So aber überholten die Sechziger den BCF in der Tabelle und kletterten auf Rang 14. "Für uns geht der Abstiegskampf weiter", sagte Stier.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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