0:0 im Derby:Wiedersehen mit Unbekannten

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Für Rechenkünstler: Wenn Angelo Hauk (links), der für den FC Ismaning am ersten Spieltag einen Dreierpack erzielte, auf Pablo Pigl trifft, dem das am zweiten Spieltag gelang, endet das direkte Duell? Richtig: 0:0. (Foto: Claus Schunk)

Der frühere Türkgücü-Trainer Rainer Elfinger holt mit Ismaning gegen den Favoriten einen Punkt.

Von Fabian Swidrak, Ismaning

Rainer Elfinger erkundigte sich beim Linienrichter nach der Länge der Nachspielzeit. Eine Antwort erhielt der Trainer des FC Ismaning jedoch zunächst von der Zuschauertribüne hinter sich. "Sechs Minuten", rief ihm Hasan Kivran zu, der Präsident des SV Türkgücü Ataspor München. Elfinger drehte sich um, grinste und streckte Kivran neckisch die Zunge entgegen. Er wusste, dass die nicht ganz ernst gemeinte Schätzung auf einem Wunsch beruhte, der nicht in Erfüllung gehen würde.

Rund drei Minuten Nachspielzeit waren schließlich vorüber, als Elfinger sich darüber freute, dem SV Türkgücü, seinem Ex-Klub, ein 0:0 abgetrotzt zu haben. Elfinger sagte: "Wir hätten gerne einen Dreier gehabt, aber das Unentschieden ist okay. Zu Kivran habe ich ein gutes Verhältnis, ich habe den Verein damals ohne Groll verlassen."

"Beide hatten die Chance auf den Lucky Punch, beide haben sie liegen lassen."

Elfinger ist einer von mehreren Trainern, die der SV Türkgücü in der Saison 2016/17 verschliss, der ersten nach Verkündung des Plans, bis 2020 in die Regionalliga aufsteigen zu wollen. Elfinger übernahm den Klub damals einige Wochen nach der Entlassung von Vitomir Moskovic, unter dessen Führung die Mannschaft dem unteren Ende der Tabelle deutlich näher war als dem oberen. Von der Verpflichtung Elfingers Anfang Oktober bis zur Winterpause gewann Türkgücü sechs von sieben Spielen. Dennoch gab der Verein bekannt, den Vertrag mit Elfinger nicht über das Saisonende hinaus zu verlängern und ihn im Sommer durch Andreas Pummer zu ersetzen. Türkgücüs Teammanager Kadir Alkan sagte damals, gegen Elfinger habe gesprochen, dass er sich nicht langfristig an den Verein hatte binden wollen. Elfinger sagte lediglich, er werde seinen Vertrag erfüllen. Nach einigen Niederlagen in der Rückrunde trat er schließlich zurück und sagte, ihm fehle die Motivation. Im Sommer 2017 übernahm er den FC Ismaning.

Für Elfinger war das Spiel am Sonntag das erste Wiedersehen mit seinem ehemaligen Verein. Ein früheres Aufeinandertreffen hatten die beiden Klubs in beiderseitigem Interesse verhindert. Im Frühjahr schien ein Duell in der Relegation zwischen Landes- und Bayernliga denkbar. Dann sicherte Ismaning den Klassenerhalt und Türkgücü stieg als Meister direkt auf.

Bekannte Gesichter sah Elfinger am Sonntag jedoch nur wenige. Kein Spieler in Türkgücüs Startelf war bereits zu Elfingers Zeiten im Verein. Die meisten Spieler wurden längst ausgetauscht. Auch in diesem Sommer hat Türkgücü sich enorm verstärkt, den Durchmarsch in die Regionalliga lehnen die Verantwortlichen als Saisonziel nicht ab. Auf eine Niederlage zum Auftakt in Pullach (0:2) folgte in der vergangenen Woche ein 4:1-Erfolg gegen Kottern, immerhin das viertbeste Team der Vorsaison. Trainer Pummer sprach anschließend von einer "tadellosen Leistung", die seine Mannschaft gegen Ismaning nur bedingt bestätigen konnte. Aus dem Spiel heraus kam Türkgücü zunächst nicht in die Nähe des gegnerischen Tors. Elfinger sagte: "Wir wollten tief gestaffelt stehen und ihnen den Ball überlassen. Das haben wir taktisch überragend gemacht."

Zunächst schien Ismaning einem Treffer sogar näher. Robin Volland steckte den Ball durch auf Angelo Hauk, Türkgücüs Torhüter Issa Ndiaye war allerdings den entscheidenden Moment eher am Ball (31.). Anschließend wurden die Gäste stärker. Stefan de Prato köpfelte aus kurzer Distanz über das Tor (33.). Pablo Pigl traf im Anschluss an einen Eckball, stand dabei jedoch im Abseits (38.).

Nach dem Seitenwechsel kamen die Ismaninger dann kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Türkgücü dominierte die Partie klar, im vordersten Angriffsdrittel waren die Pässe jedoch zu ungenau. "Wenn du kein Tor schießt, kannst du nicht gewinnen", urteilte Trainer Pummer. "Wir müssen effektiver werden." Auf der anderen Seite kam plötzlich Ismanings Routinier Mijo Stijepic zum Abschluss, Keeper Ndiaye parierte (75.).

Die letzte und zugleich beste Chance des Spiels hatte Pigl, der links im Strafraum an den Ball kam. Ismanings Torhüter Sebastian Fritz lenkte den Schuss mit dem Fuß am Tor vorbei. Elfinger sagte: "Beide hatten die Chance auf den Lucky Punch, beide haben sie liegen lassen."

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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