Sport:Die Tricks des Feuerwehrmannes

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Alexander Ladikoff ist Deutscher Meister im Einradfahren

Von Anastasia Trenkler, München

Alexander Ladikoff muss seine ganze Kraft aufbringen. Er holt Schwung und springt samt seinem Einrad über die vier am Boden liegenden Kollegen von der Münchner Feuerwehr. Sturzfrei. Lässig führt er im Innenhof der Feuerwache am Sendlinger Tor seine Tricks vor. Mal steht er nur mit einem Fuß auf dem Pedal, dann wieder mit beiden auf dem Reifen, lässig schwingt er sein Bein um den Sattel, springt, macht Drehungen.

"Als meine Kollegen mitbekommen haben, dass ich Einrad fahre, waren da noch einige Vorurteile. Viele mussten an das Clown-Klischee denken. Sobald ich ihnen aber meine Youtube-Videos zeigte, ist ihnen schnell klar geworden, was Urban Unicycling eigentlich ist", erzählt der 23 Jahre alte Feuerwehrmann. Viele seiner Kollegen machen Sport, um sich fit zu halten: Eishockey, Fußball, ein Großteil geht zum Krafttraining. Klar, dass der Einradfahrer da heraussticht. "Mir hat das Unicycling sogar beim Einstellungstest geholfen. Koordination und Kondition sind beides Dinge, die ich beim Einradfahren verbessern konnte", erklärt er.

Als Jugendlicher war er schwer davon beeindruckt, wie Sportler in der Stadt Touren mit Treppen, Randsteinen und verschiedenen Geländern bewältigten und Tricks einbauten. Er wurde neugierig, wollte das auch ausprobieren. Einige Zeit verging, bis er sich ein eigenes Einrad kaufte. Innerhalb von zwei Tagen lernte er, damit zu fahren. "Früher habe ich jeden Tag trainiert. Kaum war ich von der Schule heimgekommen, bin ich den ganzen Tag nur gefahren. Irgendwann kam mir dann aber das Leben dazwischen", sagt der junge Münchner.

Obwohl er nun nur noch 20 Minuten am Tag übt, reicht das aus, um mittlerweile zum sieben Mal die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. In diesem Jahr nahm er auch an der Europameisterschaft in Ungarn teil, zweimal erhielt er die Silbermedaille, in den Kategorien Hochsprung und Street. "Eigentlich hatte ich mich gar nicht auf diese beiden Klassen vorbereitet und wollte das einfach probieren. Das hat dann recht gut geklappt", sagt Ladikoff selbstbewusst, aber ohne überheblich zu klingen. Der junge Feuerwehrmann gilt als erfolgreicher Sportler in der Szene. Dennoch setzt er sich nicht unter Druck. "Wenn man nur den Sieg als Ziel verfolgt, kann man nicht entspannt bleiben. Und darum geht's schließlich", sagt Ladikoff und zuckt mit den Schultern.

Viele würden Urban Unicycling als Nischensportart bezeichnen, weniger bekannt als Fußball, nicht hip genug, um zu den Trendsportarten zu gehören. "Mit Sicherheit werden wir Einradfahrer nicht so ernst genommen wie beispielsweise Basketballer oder Leichtathleten. Aber das macht nichts. Wir mögen den Mainstream nicht und bleiben gerne unter uns. Falls der Sport doch größer wird, haben wir auch kein Problem damit." Die Szene ist sehr begrenzt. "Bei der jüngsten Deutschen Meisterschaft traten zwölf Sportler an, es kam aber auch vor, dass 60 bis 70 Einradfahrer in Konkurrenz standen", erklärt Ladikoff. "Man kennt sich, wie in einer Familie."

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Ladikoff ist sehr ehrgeizig, möchte neue Tricks lernen, die alten perfektionieren. "Ich fahre einfach. So wirklich als Training würde ich das nicht bezeichnen. Manchmal mache ich meine Touren in Schwabing oder am Odeonsplatz. Tricks mache ich überall in der Stadt. Es kommt schon vor, dass man verscheucht wird, oder Sprüche zu hören bekommt wie: ,Du hast ein Rad verloren', das kann schon nerven", erzählt Ladikoff, grinst aber. Sein Kollege Jan Sauer muss ebenfalls lachen und erzählt dann: "Ja, anfangs haben auch wir anderen Feuerwehrmänner das Ganze nicht ernst nehmen können. Aber das, was Alexander da macht, sieht wirklich gut aus."

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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