Rein diplomatisch betrachtet hätte es besser laufen können. Der Emir von Katar besucht an diesem Donnerstag München - und Benjamin Idriz erfährt erst durch einen Anruf der SZ davon. Dabei hat der Imam aus Penzberg sehnlich auf eine Gelegenheit gewartet, seine Hoheit zu treffen. Denn Idriz braucht Geld. Nicht für sich, sondern für den Verein Münchner Forum für Islam (MFI), der im Kreativquartier an der Dachauer Straße eine Moschee bauen will.
Katar gilt bislang nicht nur als potenzieller, sondern als wahrscheinlichster Hauptfinanzier. Und jetzt besucht Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani, 34 Jahre jung und erst seit gut einem Jahr im Amt, Ministerpräsident Horst Seehofer - aber Idriz ist nicht eingeladen. Gerne hätte er seinen Wunsch nach einer zweistelligen Millionenspende persönlich vorgetragen.
Katars Staatsoberhaupt in Berlin:Merkel glaubt Emir Distanz zu IS-Miliz
Der Emir von Katar steht im Verdacht, die Dschihadisten des IS zu finanzieren. Gerade ist er zu Besuch in Berlin - das freut die Wirtschaft, für die Kanzlerin ist der Besuch heikel. Sowohl Merkel als auch Bundespräsident Gauck sprechen den Scheich auf Menschenrechtsfragen an.
Keine vier Stunden wird der Emir in München sein, auf dem Heimweg aus Berlin. Ob sich Seehofer für das MFI stark machen wird, ist bestenfalls unwahrscheinlich. Aus der Staatskanzlei heißt es: Nein, denn das Projekt sei "noch nicht spruchreif". Zwar habe man, versichert die Seehofer-Sprecherin, "grundsätzlich keine Bedenken" gegen eine Moschee, aber es gebe ja noch keine Planung und keine Finanzierung für das Idriz-Projekt. Das ist weder ganz richtig noch ganz falsch.
Idriz wünscht sich Unterstützung von Seehofer
Das Konzept für die Moschee inklusive Gemeindezentrum und Imam-Akademie und Bibliothek liegt schon seit Jahren vor, ein europäisch geprägter Islam soll dort gelebt und gelehrt werden. Und ein Grundstück hat die Stadt dem MFI im Frühjahr nach Jahren des Zögerns auch reserviert. Baurechtlich aber ist natürlich noch nichts geklärt, es gibt noch nicht einmal einen Architektenentwurf, weil die Finanzierung in der Tat noch offen ist. Aber genau deshalb wünscht sich Idriz ja, dass Seehofer beim Gast vom Golf ein gutes Wort einlegt.
Idriz hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, hat zuletzt alles versucht, um seine Pläne in Erinnerung zu rufen, in der Staatskanzlei wie im Emirat. "Der Besuch wäre eine gute Gelegenheit, um zu erfahren, wie der Emir zu dem Projekt steht", sagt er. Wie gerne wäre er beim Mittagessen dabei, natürlich nicht wegen des Zackenbarsches oder des roten Linsengemüses, die auf der Speisekarte stehen.
Aber außer ein paar Ministern sind vor allem Vertreter der Wirtschaft eingeladen, von Linde etwa oder von MAN, und Karl-Heinz Rummenigge, der Bayern-Boss. Vielleicht will der Emir als Gastgeber der Fußball-WM 2022 ja ein wenig darüber plaudern, wie man Stadien baut, ohne das Leben der Arbeiter zu gefährden.
Spendenkampage für das MFI läuft
Wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen hat das Image des Wüstenstaates enorm gelitten. Deshalb müsste sich Idriz wohl auf eine Debatte einstellen: Will sich München von einem Emirat, das es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt, eine Vorzeigemoschee schenken lassen? Idriz, der nicht müde wird zu betonen, dass kein Geldgeber einen inhaltlichen Einfluss auf das MFI haben werde, wäre froh, wenn er das Problem dieser Diskussion schon hätte. Denn noch fehlt das Geld dazu.
Seit ein paar Monaten läuft die Spendenkampagne für das MFI, aber außer einigen Kleinspendern hat sich bislang erst ein größerer Gönner gemeldet: ein Geschäftsmann vom Golf, der eine Million Euro geben will. Das ist viel Geld, für das 30-Millionen-Projekt aber nur ein Tropfen. Allein für das Grundstück müsste das MFI der Stadt an die acht Millionen Euro überweisen. Und die Stadt will bis Ende des Jahres einen Finanzierungsplan auf dem Tisch liegen haben. Idriz überlegt schon, wie er das Rathaus von einer Verlängerung der Frist überzeugen könnte.