Spezialitäten vom Lago an der Isar:Wein statt Bier, das trink' ich hier

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Rudolf und Brigitta Gail importieren Weine aus der Gardasee-Region. Sie selbst verbringen dort etwa sechs Monate pro Jahr. (Foto: Robert Haas)

Wer am Gardasee italienische Kost verpasst hat, kann das in München gut nachholen

Von Andreas Schubert

Auch der Gardasee ist nicht perfekt, denn er hat einen großen Nachteil: Er ist bisher weder mit S- noch mit U-Bahn zu erreichen. Ein bisschen Abhilfe schaffen diverse Angebote in München, die zumindest eine mentale Brücke zum "Lago di Monaco" schlagen. So gibt es unter anderem das Restaurant "Lago di Garda" in der Baaderstraße oder das "Salò" in der Schwabinger Schraudolphstraße. Letzteres ist nach dem Ort am See benannt und zielt explizit - so wirbt das Lokal - auf "die angeborene Zuneigung der Münchner zum Lago di Garda" ab. Ambiente, Stimmung und Speisen sollen "das Gefühl eines kleinen Ausflugs an den Gardasee schaffen". Und so stehen lombardische Küche und Weine aus den Regionen rund um den Gardasee auf der Karte. Immerhin ein kleiner Trost für alle, die auf Lago-Entzug sind.

Auch das Münchner Ehepaar Brigitta und Rudolf Gail bringt mit seinem kleinen Handelsunternehmen "Wein ist Gail" ein Stück Gardasee an die Isar. Eigentlich sind beide schon im Rentenalter (er: 66, sie: 68), aber das hat die beiden Gardaseefans nicht daran gehindert, vor drei Jahren ein Startup zu gründen, das ausgesuchte Weine vom Gardasee sowie Olivenöl und Balsamico vertreibt. "Es ist aber eher ein Hobby", sagt Rudolf Gail, der Diplomkaufmann ist und Firmen in Investitionsfragen berät. Aber auch wenn man älter werde, brauche man eine Beschäftigung, betont er. Und der humorige Firmenname habe sich irgendwie angeboten.

Dass die Gails ausschließlich Erzeugnisse aus den Regionen um den Gardasee herum vertreiben, liegt an ihrer Liebe zum See, die die gebürtigen Münchner schon in ihrer Jugend entdeckt haben. "Mit 18 bin ich bei Bardolino den Hang mit dem Rad runtergefahren, und da hab ich mir gesagt, da zieh ich mal hin", sagt Rudolf Gail.

Und während die Gails früher zum Zelten nach Italien gefahren sind, besitzen sie heute ein Haus in der Nähe von Garda, wo sie die Hälfte des Jahres verbringen. Mit der Zeit haben sie Weingüter kennen- und schätzen gelernt und auf dem Heimweg immer den Kofferraum voller Weinkisten geladen. Als dann immer mehr Freunde nachfragten, ob sie ihnen nicht eine Kiste abkaufen könnten, entstand irgendwann die Idee, eine Firma zu gründen. Eine befreundete Sommelière, die mit einigen Geheimtipps aufwartete, ermutigte sie dazu. So lagern im Weinkeller der Gails in Obermenzing Tropfen, die man nicht unbedingt im Supermarkt findet und die trotzdem erschwinglich sind. Dazu gehören auch Schaumweine wie Franciacorta, der nach der Champagner-Methode hergestellt wird, aber deutlich billiger ist als das französische Pendant.

Im September, wenn die Hauptsaison vorbei ist, zieht es die Gails wieder an den See. Ganz auswandern wollen sie aber nicht. Die Heimat, sagen sie, sei nun mal München.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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