Sperrung:Sommer, Sonne, Stopp

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Wer sich von Unterföhring aus auf den Weg nach Ismaning macht, muss die Sperrung an der Münchner Straße einkalkulieren. Für Autofahrer bedeutet das umzudrehen, für Busfahrgäste einen kurzen Fußweg

Von Claudia Wessel, Unterföhring/Ismaning

Auf der Zu-Fuß-Umleitung braucht man sich nicht zu langweilen, es gibt einiges zu sehen. Wenn man von der Studentenstadt kommt, an der Haltestelle Münchner Straße aus dem Bus 231 aussteigt und dann geradeaus weitergeht, um nach etwa 280 Metern den Anschlussbus zu finden, muss man gleich am Anfang bei dem Schild "Umleitung Ismaning" auf den Autoverkehr aufpassen. Denn der strandet hier unweigerlich vor den Absperrungen der Baustelle.

Bei den Menschen am Steuer, die versuchen, doch um die Absperrung herumzukommen und deren Fahrzeuge meist schief stehen, sieht man verzweifelte und verschwitzte Gesichter. Sogar bei einer Frau, die in einem Auto mit der Aufschrift "Gemeinde Unterföhring" sitzt. Müsste sie nicht wissen, dass die Ortsdurchfahrt gesperrt ist? Aber vielleicht möchte sie ja auch nur zu einem der Geschäfte oder dem Hotel, das man noch mit dem Auto erreichen kann, und ist nur von der Hitze genervt. Einer anderen Frau, die hilflos aus dem Autofenster ruft, wo denn die Umleitung nach Ismaning sei, zeigt man das Schild über ihrem Kopf, das sie zum Umkehren auffordert.

Hat man diese kritische Stelle passiert, muss man immer noch aufmerksam bleiben. Denn man läuft an der Baustelle entlang. Natürlich auf dem Gehweg in sicherer Entfernung, doch die Geschäftigkeit der Bauarbeiter ist oftmals so faszinierend, dass man fast vergisst, auf den Weg zu schauen. So leistet ein Lkw-Fahrer Maßarbeit, als er sein Riesenfahrzeug rückwärts an einem bereits ausgehobenen Graben entlang fährt. Der Reifen kommt dem Rand dabei bedenklich nahe.

Man kann sich also ablenken, bis man ans Ziel kommt. Hinter der kleinen Brücke über den Kanal sieht man schon den Anschlussbus der aufgrund der Straßensperrung geteilten Linie 231 stehen, der einen weiter nach Ismaning bringen wird. Weil der Weg also zum einen nicht zu lang ist - man braucht je nach Tempo vielleicht zwei bis drei Minuten - und zum anderen die meisten Passanten hier ohnehin ihr Handy oder dessen Kopfhörer am Ohr haben, leiden wohl die wenigsten unter dem kleinen Fußmarsch.

"Ich finde die Lösung gut", sagt Michael Gall, der unterwegs zu seinem Job im Agrob Medienpark ist. "Man müsste ja sonst schauen, wie man ohne diesen Bus dorthin kommt." Für seinen Arbeitsweg brauche er nur fünf Minuten länger als sonst, sagt er. "Solange schönes Wetter ist", macht ihm auch der Fußweg von einer Haltestelle zur anderen nichts aus. Elektroingenieur Nithin Ponnarasseri, der seit sechs Monaten bei Autel Europe in Ismaning arbeitet, braucht täglich 15 Minuten länger, doch auch für ihn ist das kein Problem. Er muss wie Gall zum Gespräch erst seine Kopfhörer abnehmen, ist also während Fahrt und Fußweg ohnehin gut unterhalten. "Wenn es nicht regnet, ist es okay", sagt auch er.

Derselben Meinung sind auch die beiden Handynutzerinnen Hadiera Hadiić und Sarah Klotz. Hadiić ist Studentin, hat aber in Ismaning einen Job, in den Semesterferien fährt sie hier jeden Tag hin und her. Das Umsteigen findet sie kein Problem. Sarah Klotz wohnt in Ismaning und fährt mit dem Bus in die Stadt. "Meistens kriege ich den Anschlussbus nicht", sagt sie. Aber so schlimm sei das auch nicht, da ja bald der nächste komme.

Am Steuer des Anschlussbusses, der vom Kanal zum Medienpark fährt, sitzt heute Abdu-Rahuman Ssemgkula. Der Busfahrer erzählt, dass auf der Linie im Moment absolut nicht viel los sei, auch nicht frühmorgens zur üblichen Rushhour. "Es sind Ferien", sagt er. Das sei auf jeden Fall ein Grund. Ein anderer vielleicht, dass manche Fahrgäste andere Wege gefunden haben, um den Fußweg zu vermeiden. "An der Haltestelle Wasserturmstraße zum Beispiel stehen eigentlich immer sehr viele Leute, die in die Stadt fahren wollen." Das seien die Bewohner aus dieser Gegend. Diese Haltestelle aber sei jetzt so gut wie immer leer. Vielleicht verzichten die meisten im Moment einfach auf einen Stadtbummel oder sind in Urlaub.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sarah Klotz verpasst meist den Anschlussbus, beklagt sich aber nicht.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nithin Ponnarasseri hat kein Problem, "solange es nicht regnet".

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Studentin Hadiera Hadiić fährt mit dem Bus zum Semesterjob.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Michael Gall findet die Lösung mit dem kleinen Fußweg gut.

Die Straßensperrung und die jetzige Regelung sollen noch bis zum 11. September andauern. So lange, sagt auch Abdu-Rahuman Ssemgkula, sei das kein Problem. Schwierig würde es, wenn die Unterbrechung der Buslinie auch nach den Sommerferien noch andauern würde und die vielen Schulkinder hin- und herlaufen müssten. Doch bis dahin soll der Bus ja wieder über die Kanalbrücke fahren.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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