Sparpläne:Angst um den Arbeitsplatz

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Der Betriebsrat von Nokia Networks befürchtet, dass das Unternehmen ein Drittel der 1500 Stellen in München streicht

Von Wolfgang Görl

Eine außerordentliche Betriebsversammlung mit anschließender Protestdemo, Aufregung in der Belegschaft: Bei Nokia Networks in Giesing geht die Angst um - die Angst um den Arbeitsplatz. Und sie ist berechtigt. Das Unternehmen hat angekündigt, in Deutschland innerhalb von zwei Jahren rund 1400 Stellen zu streichen. Der Betriebsrat der Münchner Niederlassung befürchtet, dass von den 1500 Arbeitsplätzen am Standort etwa ein Drittel verloren geht. Ob die Zahlen zutreffen, lässt die Nokia-Geschäftsführung bislang im Dunkeln. Nach Auskunft eines Unternehmenssprechers ist man noch nicht soweit, genaue Angaben zum Stellenabbau an den acht deutschen Standorten zu machen.

Nokia ist ein global operierender Telekommunikationskonzern mit Hauptsitz in Finnland. Im Januar hat sich das Unternehmen den Konkurrenten Alcatel-Lucent einverleibt. Damit, so heißt es in einer Pressemittelung des Konzerns, "geht auch die Reduzierung des Personals einher, um die Synergieziele zu erreichen". Weltweit wolle Nokia bis Ende 2018 rund 900 Millionen Euro Betriebskosten einsparen. Dabei werde man verstärkt auf "zukunftsorientierte Technologien" wie beispielsweise das Internet of Things (IoT) oder Cloud Computing setzen. Das gelte auch für die deutschen Standorte. Andere Betätigungsfelder würden hingegen abgebaut, was unter anderem zur Folge habe, dass 1400 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen würden. Sollte die Unternehmensspitze diese Ankündigung umsetzen, müssten etwa 30 Prozent der deutschen Mitarbeiter von Nokia Networks das Unternehmen verlassen.

Diese Quote, vermutet Nokia-Betriebsrat Carsten Riedl, werde auch für München gelten. Demnach verlören hier etwa 500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Exakte Zahlen habe das Management für Anfang Mai angekündigt. Riedl, der auch Sprecher der IG Metall-Mitglieder bei Nokia München ist, hofft, in Verhandlungen den Kahlschlag zu verhindern. Es dürfte eine harte Auseinandersetzung werden, denn was Wilhelm Dresselhaus, der Sprecher der Geschäftsführung, sagt, klingt nicht, als wolle die Chefetage auf den Personalabbau verzichten: "Nokia will betroffene Mitarbeiter in dieser schwierigen Phase so gut wie möglich unterstützen. Hierfür streben wir sozialverträgliche Lösungen an." So habe man ein Programm aufgelegt, das den Mitarbeitern helfen solle, Alternativen "außerhalb oder innerhalb von Nokia" zu finden.

Sich einfach in ihr Schicksal fügen wollen sich die Münchner Nokia-Mitarbeiter keinesfalls. Vor gut einer Woche demonstrierten 600 Beschäftigte vor dem Gebäude des Managements an der Werinherstraße gegen die geplanten Stellenstreichungen. Nokia-Aufsichtsratsmitglied und IG-Metall-Bevollmächtigter Martin Kimmich gibt sich ebenfalls kämpferisch: "Wir werden diesen Personalabbau auf keinen Fall so hinnehmen." Das Unternehmen stehe blendend da, und die Übernahme von Alcatel-Lucent habe Nokia keinen Cent gekostet. Kimmich kündigt an, die IG Metall werde sich für die Belegschaften beider Unternehmen ins Zeug legen: "Wir werden uns über alle Nokia- und Alcatel-Lucent-Standorte hinweg gegen diesen Kahlschlag zur Wehr setzen."

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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