Sparopfer 1: Deutsches Theater:Teure Sanierung

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Kulturreferentin Lydia Hartl findet, dass man auf das Deutsche Theater im Fall der Fälle verzichten könnte.

FRANZ KOTTEDER

Warum das Deutsche Theater ins Visier der Sparkommissare geraten ist, liegt an einer eher kunstfernen Angelegenheit: der anstehenden Sanierung des großen Gebäudekomplexes an der Schwanthalerstraße, in dem auch die städtische Bühne untergebracht ist.

Mit jährlichen Subventionen von rund 2,4 Millionen Euro braucht das Deutsche Theater weit weniger Zuschüsse als andere Bühnen. (Foto: Deutsches Theater)

Der nämlich ist ziemlich marode; ihn wieder herzurichten wird nach groben Schätzungen bis zu 125 Millionen Euro kosten. Geld, das die Stadt nicht hat. Und deshalb gibt es Gedankenspiele, das ganze Areal an einen privaten Investor zu verkaufen und das Deutsche Theater ganz zu schließen.

Wäre das Sanierungsproblem nicht, so käme man sicher nicht ohne weiteres auf das Deutsche Theater als Einsparungsopfer. Denn mit jährlichen Subventionen von rund 2,4 Millionen Euro ist die Bühne vergleichsweise günstig, andere Theater brauchen weit mehr Zuschüsse pro Besucher.

Operette und Volkstheater läuft auch woanders

Kulturreferentin Lydia Hartl nannte unlängst aber noch weitere Gründe, warum man auf das Deutsche Theater im Fall der Fälle verzichten könne. Es sei zuständig für Operette, Musical und Volkstheater. Für die Operette gebe es jedoch schon das staatliche Gärtnerplatztheater, fürs Volkstheater natürlich das gleichnamige städtische Volkstheater, und für Musicals ließen sich sicher noch andere Lösungen finden.

Das sieht das Publikum der städtischen Unterhaltungsbühne anders. Eine Initiative, die sich kurz nach Bekanntwerden der Sparpläne bildete, sammelte innerhalb von drei Monaten 35.000 Unterschriften dagegen, und die Aktion läuft weiter. Derlei Gegenwind hat man im Stadtrat nicht erwartet, und so ist noch keineswegs ausgemacht, dass die Bühne tatsächlich vom Jahr 2005 an nicht mehr bestehen wird.

Wichtige Entscheidung am Montag

Eine wichtige Vorentscheidung fällt wohl am kommenden Montag. Dann wird das städtische Baureferat dem Oberbürgermeister eine genaue Berechnung der voraussichtlichen Sanierungskosten für das Areal vorlegen. Man darf vermuten, dass die Beamten nach dem Kammerspiel-Debakel die Kosten diesmal etwas großzügiger schätzen, was dem Deutschen Theater nicht unbedingt helfen wird.

Andererseits spräche wohl auch nichts dagegen, wollte man die Bühne erhalten, eine Generalsanierung erst einmal zu vertagen und nur den Gebäudeteil zu modernisieren, in dem das Theater untergebracht ist. Ob das möglich wäre, wird man jedoch auch erst am Montag wissen.

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