Snowboard-WM in La Molina:Perfekt eingestellt

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Die Saison fing für Patrick Bussler nicht gut an: Die Erfolge blieben aus, der Snowboarder rätselte. Doch dann kann er doch noch das begehrte Ticket für die WM lösen.

Andreas Liebmann

Der Snowboard-Verband Deutschland (SVD) ist winzig im Vergleich zum Riesenapparat der alpinen Skifahrer; hier basteln und schrauben die Athleten noch fleißig in Eigenregie an ihren Brettern herum. Patrick Bussler hat zuletzt ganz besonders viel an seinem Material geschraubt. Die Position seiner Bindung, die Einstellung der Platten darunter, "es waren nur Kleinigkeiten", sagt der Aschheimer. "Und ich war mir sicher, dass ich das immer im Griff hatte."

Kaum zu glauben: Im letzten Moment hat Patrick Bussler - hier nach seinem dritten Platz 2009 in Südkorea - gerade noch das Ticket zur WM gelöst. (Foto: dpa)

Hatte er vermutlich auch. Es waren ja keine tiefen Einschnitte, kein Wechsel des Materials, keine Umstellung der Technik. Dennoch blieben in diesem Winter die Ergebnisse plötzlich aus. Bussler rätselte, vier Weltcups lang. Schließlich bangte er gar um die Qualifikation für die am Samstag beginnende Weltmeisterschaft im spanischen La Molina. Erst im letzten Weltcup in Bad Gastein löste er das Ticket durch einen sechsten Platz im Parallelslalom. Hinterher gab er zu: "Da war ich doch ziemlich nervös am Start."

Es lag letztlich wohl doch an der ganzen Schrauberei, zumindest indirekt. "In Telluride habe ich das gemerkt", sagt der 26-Jährige, "dort ging es im Training richtig gut, im Wettkampf nicht. Da war klar, dass es etwas anderes sein musste." Mitte Dezember war das. Auch zwischen den einzelnen Läufen hat er herumgeschraubt, nach dem guten ersten Qualifikationslauf in Colorado habe er schon wieder überlegt, ob er zum zweiten etwas ändern solle, und dann unterlief ihm in einem kleinen Loch ein Fehler, der ihm sonst nicht unterläuft. "Ich war zu sehr auf mein Brett fokussiert und zu wenig auf meine Position und Körperspannung. In Bad Gastein habe ich dann gedacht: Einfach nur von oben bis unten durchziehen! Das war genau die richtige Einstellung."

So hat Bussler, WM-Bronzemedaillengewinner im Slalom von 2009, es gerade noch nach La Molina geschafft. Dass er der nervlichen Belastung in Bad Gastein standhielt, stimmt ihn nun zuversichtlich. Ebenso wie die Generalprobe in Bischofswiesen am Mittwoch, bei der er zum vierten Mal in Folge den deutschen Meistertitel gewann. Im Parallel-Riesenslalom, seiner zurzeit etwas schwächeren Disziplin im Vergleich zum Slalom. Er wurde Dritter bei dieser offenen Meisterschaft, hinter den Franzosen Charly Cosnier und Sylvain Dufour, aber eben wieder als bester Deutscher. "Das war ein super Training für die WM", urteilte er, auf ebenso weichem Untergrund, wie er ihn auch in Spanien erwartet. "Ich werde mich zwingen müssen, dort locker ranzugehen, aber mein Ziel ist natürlich eine Medaille." Diesen Samstag reist er zu seiner sechsten WM an, am kommenden Mittwoch und Freitag finden erst der Parallel-Riesenslalom, dann der Parallel-Slalom statt. Bussler wird bei den Männern jeweils der einzige Deutsche sein.

Donnerstag und Freitag verbrachte er noch zu Hause in Aschheim, das geplante Training in Berchtesgaden war wegen Regens ausgefallen. Er startet ja für seinen Heimatverein, seit sie in Lenggries die Snowboard-Sparte dichtgemacht haben. Eine eigene Abteilung hat der FC Aschheim seinetwegen gegründet, und er ist keineswegs das einzige Mitglied. Knapp 15 Nachwuchsfahrer werden dort zurzeit ausgebildet, sie üben am Sudelfeld oder an einem kleinen Hang in Ostin bei Hausham (Landkreis Miesbach). Ihr Trainer heißt Dominik Bussler, Patricks Zwillingsbruder. Darauf sei er schon stolz, sagt Patrick Bussler. Es sei ohnehin schwer, den Nachwuchs in dieser alpinen Randsportart zu motivieren, weil es für ihn nur wenige Rennen gibt. Der Verband sei zu klein. Bei den wenigen Wettkämpfen der Aschheimer Talente versucht er nun dabei zu sein, sofern er nicht gerade einen Weltcup fährt. Natürlich reisen ihm seine Jungs auch als kleiner Fanklub hinterher, wann immer seine Rennen nicht unter der Woche stattfinden oder die Reise zu lang ist.

In La Molina wird er ohne diese Unterstützung auskommen müssen. Jenen Teufelskreis der vergangenen Wochen, sich mit jedem schlechten Resultat mehr Druck aufzuerlegen und immer noch nervöser zu werden, hat er jedenfalls gerade noch rechtzeitig unterbrochen. Und auch wenn er sich nicht hundertprozentig sicher sei: Geschraubt wird nicht mehr. "Das Brett ist jetzt richtig eingestellt."

© SZ vom 15.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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