Snoop Dogg in München:Izzle was geht immer

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Snoop Dogg ist ein Hundling, ein Phänomen. Bei seinem Auftritt im Kesselhaus lässt der Rapper aus Kalifornien das Publikum lange schmoren, doch dann bringt er jede Menge Westküsten-Lifestyle nach Oberbayern.

Bernhard Blöchl

Der Hundling ist ein Phänomen. Erst lässt Snoop Dogg seine zahlreich erschienenen Fans bis kurz vor halb elf im Kesselhaus schmoren (treffender könnte der Konzertort nicht heißen an diesem schwülen Abend). Dann zelebriert er sein spätes Kommen zu Händels Krönungshymne "Zadok the Priest" - so viel Zeit muss sein.

Ließ das Publikum warten - doch das feierte ihn dennoch: Snoop Dogg (hier bei einem Konzert in Malta Anfang Juli). (Foto: REUTERS)

Der Rapper aus Kalifornien ist Champions League, das soll die treue Gefolgschaft gleich zu Beginn spüren. Und wie reagiert das durchgeschwitzte, vorab schrill pfeifende Publikum? Es feiert ihn, es filmt ihn, es vergöttert ihn (dabei hat der inszenierte Westküsten-Lifestyle mit dem Leben in Südbayern so viel zu tun wie Long Beach mit der Würm). Alle paar Minuten buchstabiert es gemeinsam mit ihm seinen Namen (obwohl den längst jeder kennt - aber zur Sicherheit noch einmal: D, O, Doppel-G); übt sich brav in Mitmachspielen und übernimmt Parts im Parolen-Grölen. Händemeer bis zum Schluss. Ein Fest.

Snoop Dogg, sehr verehrter Gangsterrapper, G-Funk-Zögling und Slang-König der Izzle-Sprache, hat etwas geschafft, was wenigen Größen seines Genres gelingt: Er hat seinen Erfolg aus den platingoldenen Neunzigern peu à peu ausgebaut, hat seinen Namen zur Marke gemacht ("Doggumentary" heißt denn auch sein aktuelles, eher maues Album) und seinen Star-Status als Schauspieler und A-Promi manifestiert. Er weiß, dass er eine ziemlich ausdrucksstarke, leicht quengelige Erzählstimme hat; weiß, dass er speziell genug aussieht, um aufzufallen - auch wenn man über die aktuell zu kurz geratenen Zöpfchen mit dem Glitzerschmuck diskutieren sollte.

Und er tut, was er tun muss - auch mit beinahe 40: Er feiert eine ziemlich ansteckende Hip-Hop-Party mit allem Drum und dran: Da dürfen Gastrapper mitquatschen, quirlige kleine Tänzerinnen hüftkreisen über die Bühne. DJ, Schlagzeuger, Keyboarder und Bassist bereiten den Beat-Teppich, auf dem der Meister gewohnt lässig seine Reime präsentiert. Er bleibt ein Phänomen.

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