Siedlung an Lerchenauer See:Ein Wahrzeichen bröckelt

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Der Turm der Kapernaumkirche, die zugleich mit der Siedlung am Lerchenauer See gebaut wurde, muss saniert werden. Den Eigenanteil von 140 000 Euro will die Pfarrgemeinde vor allem mit Spenden stemmen

Von Simon Schramm, Siedlung an Lerchenauer See

Die evangelisch-lutherische Kapernaumkirche ist genauso alt wie das Viertel, in dem sie steht. Als die Siedlung am Lerchenauer See im Jahr 1968 fertig gestellt war, wurde auch das von Architekt Reinhard Riemerschmid entworfene Anwesen eingeweiht. Es besteht aus Pfarrhaus, einer weiten Wiese, dem Kirchsaal mit Zeltdach, dem Gemeindesaal und dem etwas versetzten, nicht an die Säle anschließenden Glockenturm. "Der Turm ist das Wahrzeichen am Lerchenauer See", sagt Pfarrer Ulrich Leser. Weil der 44 Meter hohe Turm aber nicht breit genug gebaut wurde, lässt seine Statik gar nicht zu, dass darin Glocken läuten. Dafür ist eine Uhr am Turm angebracht. Das ist aber auch gar nicht das Problem, das Pfarrer Leser seit mehreren Jahren hat.

Der Turm wurde mit zu wenig Beton errichtet. Seit einigen Jahren bröckelt er ab, die verrostete Gebäude-Bewehrung kommt zum Vorschein. Immer mal wieder muss darum ein Kran aufgebaut werden, von dem aus Arbeiter gefährliche Stellen abtragen. Nun wird die Sanierung dringlich. Pfarrer Leser will in diesem Jahr den Turm endlich erneuern lassen. "Sonst steigen die Kosten noch weiter." Ursprünglich bei 80 000 Euro kalkuliert, betragen die Sanierungskosten derzeit 330 000 Euro, 140 000 Euro davon muss die Gemeinde aufbringen. Im Laufe des Jahres will der Pfarrer noch Spenden sammeln. Den Anteil, der dann noch fehlt, will Leser per Kredit finanzieren.

Pfarrer Ulrich Leser fehlen noch 100.000 Euro zur Turmsanierung der Kapernaumkirche. Sie sollen mit Spenden und Benefizveranstaltungen zusammenkommen. (Foto: Robert Haas)

Mit der Versiegelung am Turm wäre die Erneuerung der Kirche insgesamt abgeschlossen. Dass das Kirchenanwesen saniert werden muss, hat man schon 2008 beschlossen. Damals wurde erst der Beton am Gemeindehaus versiegelt und im Gemeindegebäude ein Aufzug eingebaut, man erneuerte die Heizung in der Kirche und wechselte die Fenster aus. Für weitere Arbeiten fehlte das Geld. Die Erneuerung der Kirche ist auch eine Art Gemeinschaftsprojekt der Siedlung, weil die Bewohner einen ordentlichen Beitrag leisten: Schon für die erste Sanierung haben Spender zur Finanzierung 200 000 Euro beigesteuert. Derzeit liegt das Budget zur Sanierung bei 44 000 Euro. Der Förderverein der Kirche zahlt regelmäßig Beiträge für die Sanierung. Die Kirche lädt außerdem einmal im Monat zu besonderen Spenden-Abenden mit Vorträgen, Comedy oder Konzerten.

In diesem Monat zum Beispiel besucht der Gofenberg-Chor aus Berlin die Siedlung und singt jiddische Lieder. Auch wenn Pfarrer Leser noch etwa 100 000 Euro fehlen, soll die Sanierung des Turmes in diesem Jahr beginnen und nach Abschluss bezahlt werden. "Die Spendenbereitschaft ist größer, wenn die Leute sehen: Es wird etwas gemacht", meint Leser.

Bevor der Pfarrer die Turm-Sanierung in Auftrag gibt, benötigt er noch das Einverständnis zweier Institutionen, das des Kirchenamtes und das des Denkmalamtes. 2012 überlegte das Kirchengemeindeamt kurz, ob es nicht günstiger wäre, den Turm abzureißen - dafür musste aber die Denkmalbehörde eingeschaltet werden, die damals befand: Die Kapernaumkirche ist wegen ihres Baustils schützenswert. Das ganze Anwesen sei als Ort der Kommunikation konzipiert, sagt Pfarrer Leser, der Kirchensaal etwa ist durch weite Fenster offen einsehbar. Die Kirche ist seit Bestehen der Siedlung eine Anlaufstelle für die Anwohner; seit Kurzem befinden sich in den Räumen des Gemeindehauses einige Beratungsangebote, die eigentlich in einem neuen Bürgertreffpunkt untergebracht werden sollten. Einen Ort für den Treffpunkt hat man bisher aber nicht gefunden.

Wem die Stunde schlägt: Zum Abschluss der Gesamtsanierung ist der Turm der Kapernaumkirche an der Reihe. (Foto: Robert Haas)

Etwa 20 000 Euro muss die evangelische Gemeinde außerdem noch für ein Problem in der Bethanien-Kirche in Feldmoching sammeln. Dort hatte die Orgel angefangen zu schimmeln, weil die Heizung immer wieder zu rasch angelaufen war und sich Kondenswasser in den Orgelpfeifen sammelte. Eine neue Zeitschaltuhr für die Heizung ist bereits installiert, die Rechnung allerdings noch nicht bezahlt.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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