Siedlung am Lerchenauer See:Erst mal reden

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Die Zukunft des Eggartens: Bei einem Bürgerdialog will die Stadt Konzepte vorstellen

Von Jerzy Sobotta, Siedlung am Lerchenauer See

Die Stadt beginnt einen öffentlichen Dialog über die Zukunft des Eggartens. Mitarbeiter des Referats für Stadtplanung und Bauordnung werden am Samstag, 4. Mai, zwischen 10 und 14 Uhr im Pfarramt St. Johannes Evangelist an der Gustav-Schiefer-Straße 23 erste Pläne für die neue Wohnsiedlung vorstellen, die das naturbelassene Quartier ablösen soll. Die Stadtplaner wollen detailliert über ein Strukturkonzept informieren, welches zurzeit für das Gebiet ausgearbeitet wird. Neben Infoständen werden auch Fachplaner und Gutachter vor Ort sein, die den Bürgern Fragen zu der Zukunft des Eggartens beantworten sollen. Ergebnisse aus dem Bürgerdialog werden, nach Informationen der Stadt, in die weitere Planung einfließen. Auf der Grundlage des Strukturkonzepts könnte noch in diesem oder im kommenden Jahr ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden, der dann die Grundlage für einen Bebauungsplan darstellt.

Die Stadt spricht von einer "nachhaltigen und qualitätvollen Entwicklung eines Energetischen Modellquartiers", in dem Genossenschaften ein wichtiger Partner seien. "Die Belange des Natur- und Artenschutzes und die Durchlässigkeit für kühle Luftströme, die für das Stadtklima von Bedeutung sind, spielen dabei ebenso eine zentrale Rolle wie der erforderliche Lärmschutz aufgrund des Bahnbetriebes auf den nahegelegenen Gleisen", schreibt die Stadt. Außerdem solle eine belebte Quartiersmitte mit Einkaufsmöglichkeiten und einer guten Verkehrsanbindung entstehen. Vergangene Woche forderte die Stadträtin Dorothea Wiepcke (CSU), dass ein Sechstel der künftigen Genossenschaftswohnungen für Interessenten aus der Nachbarschaft und ein Teil der verbleibenden Grünflächen für die bisherigen Pächter reserviert werden sollen.

Die Pläne für eine Neubebauung des Eggartens mit bis zu 2000 Wohnungen sorgen seit Bekanntwerden für viel Widerstand. Pächter, Nachbarschaftsinitiativen und Aktivisten setzten sich für die Rettung des idyllischen Quartiers ein, das sich seit nunmehr hundert Jahren zwischen Gleisen und Lerchenauer See befindet. Siedler hatten hier einst Häuser gebaut, von denen 20 bis heute erhalten und noch vier bewohnt sind. Zahlreiche andere Parzellen werden von Kleingärtnern genutzt. 2014 wurde die Siedlung vom Bundeseisenbahnvermögen zum Verkauf ausgeschrieben. Das Gelände befindet sich inzwischen im Besitz der CA Immo und der Büschl Unternehmensgruppe, die eine Neubebauung anstreben.

Seit langem setzten sich auch Lokalpolitiker im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl für den Erhalt des Eggartens ein. Eine Forderung, die die Grünen auch im Münchner Stadtrat eingebracht hatten. Dort entschied man sich allerdings im Dezember 2018 mit den Stimmen von SPD und CSU mehrheitlich für die Fortführung der Bauplanung - allerdings mit der Ergänzung, dass eines der Siedlungshäuser für die Nachwelt erhalten werden solle. Bis zum absehbaren Abriss der noch nutzbaren Häuser fordert der örtliche Bezirksausschuss inzwischen auch eine Zwischennutzung.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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