Siedlung am Lerchenauer See:Auf der Suche nach Besserem

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Versorgungslücke: In der Siedlung am Lerchenauer See fehlen Läden. (Foto: Robert Haas)

In der Siedlung am Lerchenauer See gestaltet sich die Arbeit des Sozialvereins Regsam vergleichsweise mühsam. Der Plan, aus einem ehemaligen Getränkemarkt den dringend notwendigen Nachbarschaftstreff zu machen, hat sich zerschlagen

Von simon schramm, Siedlung am Lerchenauer See

Die Schwerpunktarbeit des Sozialvereins Regsam ist ein laufender Prozess der Bedarfsplanung und die Suche nach Lösungen für die Probleme in Münchens Stadtvierteln. Um etwa die vielen sozialen Schwierigkeiten in der Siedlung am Lerchenauer See in den Griff zu bekommen, würde eine eigentlich simple Lösung ausreichen. Der Wohnkolonie fehlt ein ordentlicher Nachbarschaftstreff; eine Anlaufstelle, in der Bürger Beratung und Hilfe finden.

Im Frühling hatte Regsam-Moderatorin Friederike Goschenhofer als geeigneten Treffpunkt einen leer stehenden Getränkemarkt in der Siedlung ins Auge gefasst. Aber: Im September erklärte sich nach Verhandlungen der Eigentümer, der Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern (WSB), nicht bereit, die Räume für diesen Zweck zu vermieten. "Unser Plan wurde zerschlagen, jetzt müssen wir neu suchen", sagt Friederike Goschenhofer.

Etwa alle zwei Jahre sucht das Netzwerk Regsam, das seit Kurzem von der Stadt dauerhaft gefördert wird, mit Experten Viertel aus, in denen man Schwerpunkte setzen möchte. Wo soll präventiv die soziale Infrastruktur ausgebaut werden, wo hat es Sinn, die Moderatoren von Regsam einzusetzen, um vorhandene Einrichtungen besser zu vernetzen? Seit April 2014 beschäftigt sich Friederike Goschenhofer intensiv mit der 1967 gebauten Siedlung am Badesee in der Lerchenau. Zu Beginn tauschte sich Goschenhofer bei Sitzungen und Rundgängen in der Siedlung mit den örtlichen Kirchen und sozialen Initiativen, dem Bezirksausschuss 24, dem Sozialbürgerhaus, ehrenamtlich Engagierten, Schulen und Einrichtungen in Nachbarvierteln aus, um den Bedarf zu definieren.

Goschenhofer hat dabei drei Gruppen ausgemacht, die Betreuung brauchen. In der Siedlung leben mehr ältere Menschen als im städtischen Durchschnitt: "Ich habe auch mit den Ärzten und Apothekern gesprochen, es fehlen eine bündige Info und Bezugspersonen." Zwischenzeitlich soll nun ein Flyer erstellt werden, der das gesamte soziale Angebot für Senioren auflistet. Bedarf an Unterstützung hat das von Regsam aufgebaute Netzwerk in der Siedlung außerdem für alleinerziehende Familien festgestellt. Das Angebot an Krippen und Kitas sei kein Problem, sagt Goschenhofer: "Eher die Nachmittagsbetreuung für Grundschüler." Auch für viele Migranten, die in der Siedlung leben, wäre ein Treffpunkt von Vorteil, dort könnten zum Beispiel Sprachkurse angeboten werden. Trotz der Absage des WSB verfolgt Goschenhofer nach wie vor die Idee, an einen Standort ein gebündeltes Angebot für diese drei Bereiche zu schaffen. Da Regsam die Akteure in einem Viertel zusammenbringt, entstehen während der Schwerpunktarbeit neue Lösungsansätze. So hat die Freizeitstätte "Lerchenauer" nun Räume für eine Mutter-Kind-Gruppe bereitgestellt. Ein Kinderspielefest im Sommer wurde spontan auch für Senioren geöffnet - so konnten dort bereits ältere Herrschaften erreicht werden. Das Problem der mangelnden Nahversorgung hat sich durch einen Zufall gebessert: In leer stehende Räume sind ein Getränke- und ein Supermarkt eingezogen.

Man könnte Friederike Goschenhofer als Antreiberin bezeichnen. "Mein Job ist es, die Aufgaben zu verteilen", sagt die Regsam-Moderatorin. So erwähnt sie auch den Dauerbrenner in der Siedlung: im Ärztehaus fehlt ein Aufzug - ein Problem, das seit Jahren bekannt ist. Diesen Mangel hat Goschenhofer den zuständigen Investoren und der Hausverwaltung erneut genannt. Goschenhofer hält es für sinnvoll, dass die Schwerpunktarbeit auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt ist, so würde die Zeit intensiv genutzt werden: "Regsam ist die Riesenchance, durch gezielte Untersuchung eine Lösung zu finden." Der Regsam-Schwerpunkt in der Siedlung am Lerchenauer See wird wahrscheinlich im Sommer 2016 abgeschlossen sein.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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