Sichere Straßen:Der tägliche Kram

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Jeden Tag unterwegs auf den Fernstraßen: Reinhard Heilmeier (links) und Drazen Pintac-Pisar. (Foto: David-Pierce Brill)

Reinhard Heilmeier und seine Kollegen halten die Autobahnen in Schuss - und sammeln auf ihren Kontrollfahrten merkwürdige Dinge ein

Von Marco Völklein, München

Was er schon so alles auf der Autobahn gefunden hat, wird Reinhard Heilmeier gefragt. Und dann rattert er los: "Werkzeuge, Schaufeln, Spanngurte, Alu-Latten, Bierflaschen, Anti-Rutsch-Matten. . ." Ja, sagt er, "ganze Radlständer mit Radl dran hatten wir auch schon". Herrenrad, Damenrad, Kinder-Bike - eine komplette Familienausstattung. Das Erstaunliche dabei sei, erzählt der 54-Jährige: "Da hat sich nie irgendeiner gemeldet, der die Dinger vielleicht vermissen würde."

Zusammen mit seinem Kollegen Drazen Pintac-Pisar, 49, ist Heilmeier an diesem Morgen unterwegs auf A 9 und A 99. Beide arbeiten bei der Autobahnmeisterei München-Nord, ihr Revier sind die Fernstraßen zwischen der Holledau und dem Autobahnende in Schwabing, zwischen der Isar und dem Autobahndreieck Feldmoching. An diesem Morgen hat ihr Chef die beiden zum Streckendienst eingeteilt. Das heißt: Sie müssen die Autobahnen in alle Richtungen einmal komplett abfahren, eventuelle Schäden erfassen, kleinere Mängel beheben, die Beschilderung kontrollieren. Und schauen, ob nicht jemand seinen Fahrradständer samt Beladung vermisst.

Alle zwei Tage schickt Klaus Seuferling, der Chef der Autobahnmeisterei München-Nord, seine Leute zum Streckendienst los. Wenn über Nacht ein Sturm getobt und möglicherweise Äste auf die Autobahn geweht hat, müssen die Streckenwarte auch mal außer der Reihe raus. "Unsere Aufgabe ist es, den Verkehr flüssig zu halten", sagt Seuferling. Manchmal müssen seine Leute nur kurz anhalten und eine Anti-Rutsch-Matte von der Fahrbahn räumen.

So arbeiten sich Heilmeier und Pintac-Pisar an diesem Morgen mit eingeschaltetem Warnlicht auf dem Dach ihres orange-farbenen Kleinlasters und knapp 40 Kilometern pro Stunde Stück für Stück über die Autobahnen, immer auf dem Seitenstreifen. Von da aus haben sie die Fahrstreifen im Blick. Immer wieder tritt Heilmeier auf die Bremse, Pintac-Pisar steigt aus und klaubt größere und kleinere Sachen auf: Zerfetzte Reifenteile finden sich später in seiner Plastiktüte, ein alter Lappen, einige Flaschen, dazu jede Menge Müll aus Schnellrestaurants. "Ohne die Kollegen von McDonald's und Burger King hätten wir hier ja fast nix zu tun", scherzt Heilmeier und fährt weiter.

Kollegen der beiden sind unterdessen an anderen Abschnitten der zu betreuenden Autobahnen unterwegs. Autobahnmeister Seuferling hat einen Trupp mit einer Mähmaschine losgeschickt, um bei Fürholzen das Grün entlang der A 9 zu stutzen; ein zweiter Trupp ist mit einem Hochdruckreiniger auf Höhe Garching unterwegs, um die Betonbänder am Fahrbahnrand zu säubern. Um die Anwohner vor Lärm zu schützen, haben die Ingenieure der Autobahndirektion Südbayern dort vor einigen Jahren einen lärmmindernden Belag verbaut. Das Besondere daran: Die Oberfläche ist "offenporig", wie Fachleute sagen. Die Poren schlucken den Lärm. Sie leiten aber auch das Regenwasser nach außen und mit ihm zum Beispiel den Reifenabrieb. Seuferlings Leute müssen deshalb den Fahrbahnrand immer wieder reinigen, andernfalls würde der Abrieb alles verstopfen und der Belag wäre dahin.

Heilmeier und Pintac-Pizar sind unterdessen am Kreuz München-Nord angekommen und tauschen ein Verkehrsschild aus. Am alten wirft die Plastikbeschichtung Blasen. Das neue Schild allerdings passt nicht in die Halterung des alten. Kein Problem für die Arbeiter in Orange: In ihrem Laster haben sie unzählige Klammern, Schrauben, Muttern und Schellen dabei, um das Schild zu montieren. Auf der Ladefläche stehen zudem Schaufeln, Besen, Kratzer, eine Klappleiter. Auch eine Flex und eine Kettensäge haben sie. Heilmeier: "Wir haben fast alles dabei, was man braucht." Damit der Verkehr möglichst ungestört fließt.

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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