Semesteranfang:Gedränge in der Enge

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Studenten an der TU Garching: Die Uni hat ein Platzproblem. (Foto: Florian Peljak)

In München starten erstmals mehr als 100.000 Studenten an den sechs staatlichen Hochschulen in das neue Semester. Weil die Technische Universität unter einem "gravierenden Flächenmangel" leidet, fordert deren Präsident bereits zum Semesterstart einen Neubau.

Von Sebastian Krass

Das Wintersemester in den Universitäten beginnt an diesem Montag mit einer historischen Zahl: Erstmals wird es an den sechs staatlichen Hochschulen in München mehr als 100.000 Studenten geben. Aktuell geht das Wissenschaftsministerium davon aus, dass im kommenden Semester 101.100 junge Menschen an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der Technischen Universität (TU), der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HM, früher Fachhochschule), der Kunstakademie, der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) und der Musikhochschule eingeschrieben sein werden. Die drei Großen - das sind LMU, TU und HM - kommen demnach zusammen schon auf 99.000 Studenten, im vergangenen Wintersemester waren es 95.700. Allerdings seien die neuen Zahlen noch vorläufig, betont eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums.

Die Gesamtzahl der Studenten im Raum München ist noch höher, denn es kommen etwa 12.000 Studenten an nicht-staatlichen Hochschulen hinzu. Dazu gehören die Universität der Bundeswehr, die katholische Stiftungsfachhochschule und die privaten Hochschulen.

Die größte Hochschule ist die LMU, die nach derzeitigem Stand in diesem Semester die Marke von 50.000 Studenten überschreiten wird. Sie hatte in den vergangenen Jahren knapp darunter gelegen. Deutlich stärker wächst die TU. Sie meldet, dass derzeit 35.000 Studenten eingeschrieben seien. Im vergangenen Wintersemester waren es demnach 32.500 und vor fünf Jahren 23.000 Studenten.

Besonders groß war der Andrang von Studienanfängern in diesem Jahr auf die Fakultäten in Weihenstephan (Ernährung, Landnutzung und Umwelt), sie verzeichneten einen Zuwachs von 27 Prozent. Die größten Bachelorstudiengänge sind nach wie vor Elektro- und Informationstechnik sowie Maschinenbau mit je 700 Erstsemestern.

"Unsere Kapazitäten sind erschöpft"

"Wir haben wieder große Anstrengungen unternommen, um allen geeigneten Bewerbern die Möglichkeit auf ein anspruchsvolles Studium zu eröffnen", sagt TU-Präsident Wolfgang Herrmann. "Aber unsere Kapazitäten sind erschöpft, wir leiden unter einem gravierenden Flächenmangel." Er fordert deshalb inzwischen auch öffentlich mit Nachdruck einen Neubau für die Elektrotechnik-Fakultät in Garching. Derzeit ist sie noch auf dem TU-Stammgelände in der Maxvorstadt angesiedelt. Die Kosten dafür lägen deutlich über 200 Millionen Euro.

Der neue Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) will sich dazu derzeit nicht äußern. Dafür sei es nach der Ernennung am Donnerstag noch zu früh, sagte ein Sprecher. Auch die LMU beklagt einen chronischen Platzmangel, sie sei räumlich für etwa 30.000 Studenten ausgelegt, erklärt die Uni-Leitung, deshalb könne man auch nur noch sehr begrenzt zusätzliche Studenten aufnehmen.

Semesterticket übertrifft Erwartungen

Die für die Studenten größte Neuigkeit in diesem Wintersemester ist die Einführung des Semestertickets, das es nach 20 Jahre langer Diskussion seit dem 1. Oktober auch in München gibt. Jeder Student der sieben teilnehmenden Hochschulen, darunter auch LMU, TU und HM, muss den so genannten "Solidarbeitrag" von 59 Euro pro Semester bezahlen. Damit darf man zwischen 18 und 6 Uhr und am Wochenende den gesamten MVV nutzen.

Wer zusätzlich 141 Euro bezahlt, kann ein halbes Jahr lang rund um die Uhr Bus und Bahn fahren. Bereits in der vergangenen Woche hatten 50 Prozent der berechtigten Studenten den Aufpreis gezahlt, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn in Bayern berichtet.

"Das übertrifft unsere Erwartungen und zeigt, dass das Semesterticket ein großer Erfolg wird", sagt Stefan Bschorer, TU-Student und einer der Sprecher des Arbeitskreises Semesterticket, der über Jahre für die Einführung gekämpft hat. Bschorer rechnet damit, dass in den nächsten zwei Wochen noch deutlich mehr Studenten das Aufpreis-Ticket kaufen und dass die Quote so über 70 Prozent steigen wird.

Die Zahl ist deshalb bedeutend, weil das Semesterticket ab dieser Schwelle für den MVV aufkommensneutral wäre. Würden sich weniger Studenten beteiligen, entstünden dem Verbund nach eigener Rechnung Verluste. Bei 45 Prozent wären es demnach etwa sechs Millionen Euro. Um das Semesterticket trotz dieser Unsicherheit zu ermöglichen, hatte die Stadt München für zwei Jahre eine Ausfallgarantie von insgesamt 11,9 Millionen Euro zugesichert. Nun sieht es so aus, als würde das Semesterticket den Steuerzahler nicht zusätzlich belasten.

© SZ vom 14.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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