Schulsozialarbeit:Gemeinsame Sache

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Mehrere Grundschulen teilen sich künftig Sozialpädagogen

Von Melanie Staudinger, München

Sozialarbeiter leisten an Schulen eine wichtige Aufgabe. Sie kümmern sich um Problemfälle, schreiten ein, wenn es Streit in der Klasse gibt, und bieten Präventionsseminare an, zu Mobbing, Rauchen oder Alkohol. Allerdings kosten sie auch viel Geld; Geld, das in vielen Fällen die Stadt München bezahlen muss, weil der Freistaat dies als kommunale Aufgabe ansieht, auch an seinen eigenen Schulen. Sozial- und Bildungsreferat haben daher Ende des abgelaufenen Jahres einen Kompromiss erarbeitet, der einerseits den weiteren Ausbau der Sozialarbeit vor allem an Grundschulen vorsieht, auf der anderen Seite aber auch die Kosten im Rahmen halten soll.

Verbundmodell heißt das neue Projekt, auf das die Experten im Rathaus setzen wollen. Benachbarte Schulen sollen sich Sozialpädagogen künftig teilen. Gleichzeitig wollten CSU und SPD den bisher geltenden Betreuungsschlüssel, nach dem für je 100 Schüler zehn Wochenstunden Sozialarbeit finanziert werden, halbieren. Dagegen aber liefen die Wohlfahrts- und Jugendverbände Sturm. Bei ihrem Protest kam ihnen eine Ausnahmeregelung im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats zugute: Dort nämlich haben die Verbandsvertreter ebenso ein Stimmrecht wie die Stadträte, schreibt das Gesetz vor. "Eine Halbierung des Schlüssels bedeutet eine deutliche Absenkung des fachlichen Standards", sagte Franz Schnitzlbaumer, Geschäftsführer des Kreisjugendrings München-Stadt in der Sitzung im Oktober. Mit den Grünen und der Linken setzten sich die Verbandsvertreter gegen die Rathaus-Mehrheit durch. Die Vollversammlung des Stadtrats votierte im November dann ebenfalls dafür, dass es vorerst keine Halbierung des Betreuungsschlüssels geben wird.

Fünf Münchner Grundschulen sollen nun an einem ersten Verbundmodell teilnehmen. In Neuhausen und Nymphenburg sollen sich die Schulen an der Helmholtz-, der Hirschberg- und der Margarethe-Danzi-Straße mit zusammen 915 Schülern einen Sozialarbeiter teilen. Die Grundschulen an der Baierbrunner und der Boschetsrieder Straße erhalten ebenfalls Sozialpädagogen. Sie sollen an jeweils einer Schule schwerpunktmäßig tätig sein, damit die Kinder einen festen Ansprechpartner haben.

Das Modell kostet jetzt 269 000 Euro im Jahr. Nach den ursprünglichen Plänen von Sozialreferat und Bildungsreferat hätten nur 192 000 Euro aus dem Etat entnommen werden müssen. Etwa 56 000 Euro will sich die Stadt vom Freistaat über den Fördertopf "Jugendsozialarbeit an Schulen" (JAS) holen, den Rest muss sie auf jeden Fall selbst bezahlen. Sollten sich die beiden neuen Verbünde bewähren, ist eine Ausweitung auf andere Schulen durchaus vorstellbar. Denn noch warten mindestens 20 weitere Grundschulen auf Unterstützung. Um ihre Probleme soll sich daher ein noch zu schaffender mobiler Dienst kümmern, der auch für alle anderen Schulen ohne eigene Sozialpädagogen zuständig sein soll.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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