Schulen:Ein Erreger hat Saison

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Die Zahl der Norovirus-Fälle ist heuer deutlich höher als sonst

Dass in München das Norovirus heuer stärker umgeht als sonst, das haben sie am Gisela-Gymnasium schon gemerkt. "Wir haben 20 bis 30 bestätigte Fälle, darunter einige Lehrkräfte", berichtet Andreas Meindl, Mitarbeiter des Direktorats der Schule. Hinzu kämen noch viele Schüler, die sich wegen Bauchschmerzen befreit haben. Von einer Epidemie kann freilich nicht die Rede sein - so wie in ganz München nicht. Auch wenn sich die Zahl der Fälle häuft.

Allein in der ersten Dezemberhälfte haben 42 Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten dem städtischen Gesundheitsreferat 630 Norovirus-Fälle gemeldet - aktuellere Zahlen gibt es noch nicht. Zusätzlich diagnostizierten Hausärzte in diesen zwei Wochen 237 Erkrankungen. Damit hält der diesjährige Trend an: Bereits im November meldeten mehr als doppelt so viele Einrichtungen Norovirus-Ausbrüche wie im vergangenen Jahr. Eine Erklärung für die starke Krankheitswelle liefert das Robert-Koch-Institut des Bundes: Wahrscheinlich ist ein neuer Virustyp unterwegs, gegen den das Immunsystem noch nicht gewappnet ist.

Auch Münchner Hausärzte bestätigen, dass sich in diesem Jahr Magen-Darm-Erkrankungen häuften - allerdings ohne dramatische Folgen. Größere Firmen wie BMW verzeichnen zurzeit nicht überdurchschnittlich viele Krankmeldungen, und die Ärzte in den Münchner Kliniken behandeln nur wenige Fälle. Das wiederum liegt daran, dass das Norovirus eher unangenehme als gefährliche Folgen hat, nämlich Brechreiz und Durchfall. Laut Gesundheitsreferat ist die Krankheit nach ein bis drei Tagen meist vorbei, ohne Schäden zu hinterlassen. Nur bei Kleinkindern und Rentnern müsse darauf geachtet werden, dass sie nicht zu viel Flüssigkeit verlieren. Die Zahl der Norovirus-Fälle steigt üblicherweise im Herbst und im Winter. Nach Weihnachten geht sie dann meist um zwei Drittel zurück. Denn während der Ferien sinkt die Gefahr, sich anzustecken: Die Schulen haben geschlossen, viele Menschen sind verreist oder bleiben zu Hause.

Um sich vor einer Infektion zu schützen, gibt es aber vor allem einen Tipp: häufig Hände waschen. Denn das Virus wird an Oberflächen wie Türklinken, Haltegriffen oder Lichtschaltern übertragen. Deshalb hat das Gisela-Gymnasium beispielsweise 50 Flaschen Handdesinfektionsmittel im Haus verteilt und sämtliche Türklinken desinfiziert. So sollte verhindert werden, dass sich die Schüler noch in der letzten Woche vor den Ferien anstecken. "Mehr konnten wir nicht machen", sagt Meindl. Auch wenn die Symptome abgeklungen sind, besteht im Übrigen noch Ansteckungsgefahr. Betroffene sollten sich deshalb lieber einen Tag länger krankmelden.

© SZ vom 24.12.2016 / mwp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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