Schulbau:Bildungscampus Freiham wird 49 Millionen Euro billiger

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Noch ist die Erde hier wüst und leer - doch zwischen Freihamer Weg, Bodenseestraße und der Autobahn A 99 soll der Schulcampus Freiham entstehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Der Komplex aus Gymnasium, Grund- und Realschule und Förderzentrum soll jetzt nur noch 241 Millionen Euro kosten.
  • Mehr als 3000 Quadratmeter Fläche werden bei dem Bauprojekt eingespart.
  • Das architektonische Modell des "Münchner Lernhauses" wird trotzdem beibehalten.

Von Melanie Staudinger

Der Bildungscampus in Freiham wird deutlich günstiger als ursprünglich angenommen. Das städtische Bildungsreferat hat das Flächenkonzept noch einmal überarbeiten lassen und Einsparpotenziale in Höhe von 49 Millionen Euro gefunden. Dennoch wird das Projekt kein Schnäppchen: Die Stadt wird insgesamt 241 Millionen Euro in den Komplex investieren.

Im September 2019 sollen dann eine Grundschule, ein Förderzentrum, eine Realschule und ein Gymnasium eröffnen - wenn der Bildungsausschuss dem Vorschlag der Verwaltung in seiner Sitzung am Mittwoch zustimmt. Verzögerungen kann sich die Stadt nicht leisten, der Zeitplan bietet kaum Spielraum.

Hintergrund der Neuplanung und der Kostenrechnung ist ein Schock, der noch immer tief zu sitzen scheint. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) immense Kostensteigerungen bei der geplanten Schulbauoffensive verkündet. Das Bildungsreferat hatte stets von Gesamtkosten von 4,5 Milliarden Euro gesprochen, die für den Neubau, die Sanierung und Erweiterung von Schulen nötig sein würden. Die Kämmerei allerdings rechnete nach und kam auf das Doppelte.

Flächen von der Größe eines halben Fußballfeldes fallen weg

Seitdem ist klar: Die Schulbauten müssen günstiger werden, München kann sich nicht alles leisten, so wünschenswert großzügige Gebäude auch wären. Denn jeder bebaute Quadratmeter treibt nicht nur die Baukosten in die Höhe, sondern bringt später auch immense Unterhaltskosten mit sich. Für alle Projekte, die jetzt geplant werden - und darunter fallen auch alle Maßnahmen der ersten Phase der Schulbauoffensive -, hat der Stadtrat im Februar ein neues Raumprogramm verabschiedet: Darin hat er größtenteils nicht-pädagogisch genutzte Flächen wie Abstellräume oder Büros verringert, um Geld zu sparen.

Beim Bildungscampus Freiham, einem der größten Neubauprojekte der Stadt, begannen die Planungen bereits 2013. Unmöglich hätte das neue Raumprogramm in Gänze nachträglich eingearbeitet werden können, argumentiert das Bildungsreferat in seiner Beschlussvorlage an die Stadträte.

Einsparpotenziale sind dennoch gefunden worden: bei den Verbindungsgängen zwischen den einzelnen Gebäudeteilen, den Erschließungsflächen, bei der Anordnung der Klassenzimmer in Grundschule und Förderzentrum sowie bei den Fluchtbalkonen, die zunächst größer geplant wurden, als sie sein müssten. 3100 Quadratmeter an Fläche konnten so gespart werden, ein halbes Fußballfeld etwa.

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49 Millionen Euro spart sich die Stadt so - und dennoch bleibt der Bildungscampus ein Projekt gigantischen Ausmaßes. 241 000 000 Euro investiert die Stadt in eine Grundschule mit fünf Parallelklassen in einem Jahrgang, ein Förderzentrum mit insgesamt 19 Klassen, eine Realschule mit bis zu 30 Klassen und ein sechszügiges Gymnasium. Grundschule und Förderzentrum bekommen ein eigenes Gebäude ebenso wie Realschule und Gymnasium.

Die Schulen entstehen entlang der Bodenseestraße, sie werden schallisoliert und nach dem Münchner Lernhauskonzept gebaut. Das bedeutet, dass sie kleinere Untergliederungen besitzen, die sogenannten Lernhäuser. Dort gruppieren sich Klassenzimmer und Differenzierungsräume um einen Platz, es gibt keine dunklen Flure. So will die Stadt moderne Lernformen in zeitgemäßen Gebäuden ermöglichen.

Auf dem Campus wird es noch einen dritten Baukörper geben, der eine Besonderheit in der Münchner Schullandschaft darstellt. Die sogenannte Zentrale Mitte sollen alle Schulen gemeinsam nutzen, sie beinhaltet eine Mensa, die Küche und diverse Fachlehrsäle. Die Freiflächen gliedern sich in einen zentralen öffentlichen Park und mehrere kleinere und größere Pausenhöfe. Das Dach von Realschule und Gymnasium soll ebenfalls zugänglich sein und genutzt werden.

Die Stadtverwaltung hat einen ambitionierten Zeitplan erarbeitet, damit die Schulen rechtzeitig im Herbst 2019 eröffnen können. Schon Anfang 2017 soll der Bau beginnen. Planungs- und Ausführungsphasen wurden so knapp wie möglich bemessen, wenn es technisch möglich ist, überlappen sie sich.

Das Baureferat soll, wenn der Bildungsausschuss zustimmt, die Aufträge selbständig ausschreiben dürfen. Das spart Zeit, wenn der Stadtrat nicht immer gefragt werden muss. Der geplante Sportpark wurde aus dem Projekt ausgegliedert und soll Anfang 2020 fertig sein. Fast zwölf Millionen Euro investiert die Stadt in die Beschleunigungsmaßnahmen.

Wie groß das Projekt wirklich ist, zeigt ein Blick auf die Kosten für "Kunst am Bau". Bei öffentlichen Bauten sollen eigentlich zwei Prozent der Kosten in Kunstwerke gesteckt werden. Das würde im Fall des Bildungscampus zu einem Preis von 2,3 Millionen Euro führen. Die Stadtverwaltung schlägt daher einen reduzierten Etat von immerhin noch 500 000 Euro vor.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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