"Schockanruf-Trick":68-Jährige um 40 000 Euro betrogen

Betrüger erzählten der Frau, sie müsse ihre Tochter aus dem Polizei-Gewahrsam "freikaufen"

Von Martin Bernstein

Rund 40 000 Euro hat eine 68 Jahre alte Frau an Betrüger verloren. Dafür musste die Münchnerin ihre Konten bei zwei Banken auflösen. Sie wollte damit ihre Tochter freikaufen, die sie im Gewahrsam der Münchner Polizei wähnte. Einer der Betrüger hatte sich am Telefon als Polizist ausgegeben und der Frau weis gemacht, wenn sie nicht sofort bar bezahle, müsse die Tochter nach einem Unfall ins Gefängnis. Dazu war im Hintergrund das Weinen und Schluchzen einer jungen Frau zu hören.

Ungewöhnlich ist diese Betrugsmasche nicht, die Polizei kennt sie als "Schockanruf-Trick". Neu ist aber, dass behauptet wird, der Familienangehörige, den es auszulösen gelte, sitze in einer Haftzelle an der Ettstraße. Üblicherweise wird ein exotisches Szenario gewählt, um die Legende glaubhafter zu machen und Rückrufe bei der echten Polizei zu erschweren. Der Anruf erreichte die Frau aus Mittersendling am Mittwoch um 14.30 Uhr auf ihrem Festnetztelefon. Der falsche Polizist erzählte seinem Opfer, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall mit einem im Ausland zugelassenen Porsche verursacht habe. Daher sei sofort eine Kaution von 65 000 Euro fällig. Schließlich einigte man sich auf einen Teilbetrag. Die 68-Jährige holte das Geld von den Banken und übergab es am frühen Abend vor ihrer Wohnung an eine zuvor angekündigte Abholerin. Dann meldete sich der falsche Polizist noch einmal auf dem Handy und versicherte, dass die Tochter nun aus dem Polizeipräsidium entlassen werde. Erst bei einem späteren Telefonat mit der tatsächlichen Tochter erkannte die 68-Jährige den Betrug und verständigte die echte Polizei.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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