"Scho schee":Schuhe von C3-PO

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(Foto: AP)

Die Münchner kleiden sich eigentlich nicht so auffällig. Seit einige Zeit aber ist alles anders - untern herum

Kolumne von Alice Hasters

Kürzlich hat mich ein Freund aus Berlin in München besucht. Er wohnt in Kreuzberg. Wir haben uns auf der Schellingstraße getroffen, der Ort, der mir als Kölnerin so vorkommt, als ob er gerne auch ein bisschen wie Kreuzberg sein möchte. Natürlich gelingt das nicht. Dafür ist München nicht gemacht. Denn auch wenn die Hipsterdichte auf der Schellingstraße noch relativ hoch ist, die meisten sind keine Hipster aus dem Bilderbuch. Ich würde ihren Stil eher als zeitlos beschreiben. Der graue Pulli, die blaue Jeans, der khakifarbene Parka - keinem dieser Kleidungsstücke sieht man an, wann sie gekauft wurden. Das gleiche Outfit hätte man vor fünf Jahren tragen können und wahrscheinlich wird es auch die nächsten fünf nicht auffallen.

Ich bin hin und her gerissen, ob ich das Unspektakuläre sympathisch finde oder nicht. Denn gerade wenn ein Freund aus Hipstertown zu Besuch ist, habe ich das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Meiner Ansicht nach drückt die Kleiderwahl hier nämlich vor allem Sicherheit aus. Verständlich, Mode reflektiert ja die Gesellschaft, in der man lebt. Und Sicherheit ist ein Attribut, das man keiner Großstadt eher zuschreiben würde als München. Warum sollte es in der Mode anders sein? Ich sollte auch gar nicht so tun, als ob ich nicht schon längst dazu gehöre. Nach zwei Jahren in dieser Stadt ist mein Kleidungsstil auch eher solide als spannend. Schade eigentlich. Warum trauen wir uns nichts bei der Kleiderwahl?

Doch es war gerade dieser Kreuzberger, der mich auf eine Sache aufmerksam machte: es schimmert. "Die Münchnerinnen", sagte er, "sind ganz normal gekleidet, aber dann haben sie so coole schimmernde Schuhe an". Tatsächlich reicht die modische Einöde nur noch von Kopf bis Knöchel. Heimlich hat eine kleine Rebellion im Langweiler-Look stattgefunden. Viele tragen jetzt Sneakers, Stiefeletten oder Slippers im Metalliclook. Mit irritierender Selbstverständlichkeit bricht die Münchnerin auf einmal das langweilige Bild und sieht aus, als hätte sie sich Schuhe von C3-PO geliehen. Und nein, der Metallictrend ist natürlich keine münchnerische Erfindung. Trotzdem stellt sich die Frage: Warum riskieren die Münchner auf einmal etwas? Warum nur am Fuß? Durch den Schuhtrend kam ich zu einer erschütternden Erkenntnis: Auf einmal bin ich der Modefeigling! Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass Veränderungen nicht nur im Kopf, sondern manchmal auch am Fuß beginnen.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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