S-Bahnhof Taufkirchen:Junge Männer schießen mit Softair-Waffe auf 16-Jährigen

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Die Bundespolizei hat bei den beiden jungen Männern ein ganzes Waffenarsenal gefunden. (Foto: Bundespolizei/oh)
  • Am S-Bahnhof Taufkirchen ist im November ein 16-Jähriger von einer Softair-Waffe getroffen worden, verletzt wurde er nicht.
  • Mit Hilfe von Videoaufnahmen hat die Bundespolizei nun die beiden mutmaßlichen Täter gefunden, zwei 18 und 19 Jahre alte junge Männer.
  • Dabei fanden die Ermittler ein ganzes Waffenarsenal.

Von Martin Bernstein

Es war ein kühler Montagabend mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt - und nur das dürfte einen 16-jährigen Taufkirchner vor Schlimmerem bewahrt haben. Denn er hatte eine Mütze über die Ohren gezogen und trug darüber noch eine Kapuze. Und so traf ihn zwar der auf ihn abgefeuerte Schuss aus einer Softair-Waffe, doch die Plastikkugel verletzte ihn nicht.

In Panik rannte der Jugendliche nach Hause. Von dort aus informierte seine Mutter die Polizei. Jetzt, fast ein Vierteljahr nach der Tat vom 20. November, hat die Bundespolizei die Täter geschnappt - zwei junge Männer aus dem Landkreis München. Bei einer Hausdurchsuchung wurden außerdem die mutmaßliche Tatwaffe, eine täuschend echte Pistole Walther P 99, sowie weitere Waffen und Täterkleidung sichergestellt.

Bundespolizisten hatten nach dem Schuss Videosequenzen der Bahnsteigaufzeichnung ausgewertet. Und dort war zu sehen, was sich gegen 21.30 Uhr am S-Bahnhof Taufkirchen zutrug. Die Aufnahmen zeigen, wie zwei junge Leute den Bahnsteig betreten und anschließend mit einer Waffe hantieren. Auch der Schuss auf den 16-Jährigen und dessen anschließende Flucht war zu sehen.

In den Fokus der Ermittler rückte zunächst der junge Mann, der nicht selbst auf den 16-Jährigen geschossen hatte. Über den 18-Jährigen kamen die Beamten auf seinen ein Jahr älteren Kumpan. Am Morgen des Faschingsdienstag standen Polizisten vor den Türen der elterlichen Wohnungen beider Jugendlicher im Landkreis München. Die Staatsanwaltschaft München I hatte Hausdurchsuchungen angeordnet, die vom Amtsgericht München bestätigt worden waren.

Dabei fanden die Ermittler der Bundespolizei ein ganzes Waffenarsenal. Neben einem Baseballschläger und einem Messer wurden mehrere Softair-Waffen und Munition sowie Kleidungsgegenstände beschlagnahmt. Der 18-Jährige besaß eine Softair-Pistole, sein Kumpel hatte die Tatwaffe bei sich zu Hause, außerdem eine Gaspistole, ein Softair-Gewehr und eine Softair-Maschinenpistole. Die Bundespolizisten entdeckten auch mehrere Zubehörteile sowie mehrere tausend Schuss Softair-Kugeln und 15 Gewehrpatronen, vermutlich Leucht- oder Platzmunition. Woher diese Munition stammt und wie sie waffenrechtlich genau zu klassifizieren ist, ist Gegenstand weiterer intensiver Ermittlungen.

Zu den Motiven der beiden Jugendlichen konnte die Bundespolizei noch keine Angaben machen. Der eine schweigt, der andere äußert sich offenbar recht widersprüchlich. Die Ermittler nehmen derzeit an, dass der 16-Jährige ein reines Zufallsopfer war. Er und die Täter kannten sich nicht, und die Videoaufzeichnungen zeigen, dass es auch keinen vorangegangen Streit gegeben hatte, überhaupt keinen Kontakt. Der Schuss traf den Jugendlichen buchstäblich aus dem Nichts. Offenbar hatten die jungen Männer zuvor schon eine ganze zeitlang mit den Waffen herumhantiert und auch aufeinander gezielt.

Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner warnt davor, Softair-Waffen, die echten Waffen oft täuschend ähneln, in der Öffentlichkeit zu verwenden: "Das ist lebensgefährlich!" Und zwar nicht allein für mögliche Opfer. Denn wenn den Einsatzkräften Personen mit Schusswaffen gemeldet werden, müssen sie davon ausgehen, dass die Waffen scharf sind. Für den, der eine solche Waffe in der Hand hält, kann das fatale Folgen haben. "Auch bei Hausdurchsuchungen ist es wenig ratsam, sich in der Nähe solcher offen liegender Softair-Waffen aufzuhalten oder diese gar noch anzufassen", ergänzt Hauner.

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