S-Bahn-Stammstrecke:Der Südring ist wieder im Rennen

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Die Tunnellösung für die zweite Stammstrecke stand fast fest. Jetzt wird der Südring als Alternative doch noch einmal geprüft.

Jan Bielicki

Der bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) will nun doch in einem Gutachten untersuchen lassen, ob sich die geplante zweite S-Bahn-Stammstrecke statt durch einen Tunnel über den Südring leiten lässt. Das laufende Planverfahren für den Innenstadt-Tunnel soll jedoch ungebremst weiterlaufen.

Tunnel oder südliche Umgehung - das ist hier die Frage. (Foto: Foto: Robert Haas)

Wie Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) den Spitzen der Rathausfraktion mitteilte, haben er und Zeil bei einem Gespräch bereits am Dienstag vereinbart, dass der Freistaat nun vertiefend prüfen lässt, ob sich der in vergangenen Studien ausgeschlossene Südring sich nicht doch dafür eignen könnte, die S-Bahn-Stammstrecke zu entlasten. Die Kosten dieser Untersuchung - rund 200000 Euro - werden sich Stadt und Freistaat teilen.

Mit seinem Vorschlag kehre "nun Vernunft in die Münchner Stammstreckendiskussion ein", erklärte Zeil. Tatsächlich vermeidet Ude mit dieser Einigung eine Niederlage seiner SPD in einer Abstimmung zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke im Stadtrat. Dort hatte nach Teilen der Grünen und der FDP im April auch die CSU gefordert, den vom Freistaat längst nicht mehr ins Auge gefassten Südring noch einmal mit dem derzeit geplanten Tunnel auf Kosten und Machbarkeit zu vergleichen. Damit stand im Rathaus nur noch die SPD ohne Wenn und Aber hinter der von CSU/FDP-Staatsregierung vorangetriebenen Tunnelstrecke.

Es sei darum zwar "durchaus sinnvoll", dass der Freistaat der "vom Stadtrat vor Jahren schon erhobenen Forderung" nach einer vertiefenden Prüfung der Südring-Alternative nachkomme, erklärte Ude der SZ. Entscheidend sei jedoch Zeils Zusage, dass deswegen das laufende Planverfahren für einen zweiten S-Bahn-Tunnel unter der Innenstadt "in keiner Weise verzögert wird". Der OB hält es ohnehin für ausgeschlossen, dass das neue Gutachten, das im Herbst vorliegen soll, eine frühere, klar für einen Tunnel sprechende Vergleichsuntersuchung auf den Kopf stellen wird. Er rechne "fest damit", dass es bereits in diesem Jahr zu einer Finanzierungsvereinbarung über den Tunnelbau und zu einem raschen Abschluss des Planfeststellungsverfahrens kommen werde, erklärte Ude: "Baubeginn kann 2010/11 sein."

Begeisterter über die Wendung zeigten sich die Vertreter von CSU, Grünen und FDP. "Da bahnt sich eine Sternstunde des Stadtrates an", so Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker. Endlich erfülle der Freistaat "unseren Wunsch nach einer vertieften Prüfung" auch des Südrings. Damit vermeiden die Grünen bis Herbst einen Konflikt der Tunnel-Befürworter und der Südring-Freunde in ihren Reihen.

Eine "prinzipielle Ablehnung des S-Bahn-Südrings" wäre "grob fahrlässig und unverantwortlich gewesen", begrüßte FDP-Fraktionschef Michael Mattar die neue Untersuchung der Südring-Option, zu der auch er seinen Parteifreund Zeil bewegt hatte. Wie Mattar kritisierte auch CSU-Fraktionschef Josef Schmid den OB: "Er springt jetzt auf den Zug auf", nachdem der Freistaat nun den Forderungen der CSU-Stadtratsfraktion nachkomme. Das Gutachten löst auch den Streit zwischen den Münchner Südring-Freunden in der CSU und den pro Tunnel agierenden Verkehrsexperten der Landtagsfraktion.

"An unserer Haltung ändert das Gutachten nichts", erklärte dagegen SPD-Fraktionschef Alexander Reissl das Festhalten seiner Partei am Tunnel: "Die meisten S-Bahn-Fahrer wollen in die Innenstadt, denen nutzt es nichts, wenn es zum Heimeranplatz geht."

© SZ vom 09.05.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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