S-Bahn-Gewalt in Solln:Notruf-Säule außer Betrieb

Die Notruf-Säule am S-Bahnhof Solln ist bereits seit fünf Jahren defekt, weil zwei Bahnunternehmen streiten, ob sie legal ist. Das Leben gerettet hätte sie Dominik B. nicht.

Bernd Kastner

Am S-Bahnhof Solln steht seit etwa fünf Jahren eine Notruf-Säule - doch seit Anbeginn funktioniert sie nicht. Zwar hätte auch eine funktionierende Säule Dominik Brunner nicht das Leben gerettet, da die Notrufe bei der Polizei über Handys eingingen. Doch angesichts der aufgeregten Debatte über mehr Sicherheit auf Bahnhöfen stellt sich die Frage nach dem Warum. Dabei kommt heraus, dass sich die Deutsche Bahn als Eigentümerin und Betreiberin des Bahnhofs und die Bayerische Oberlandbahn (BOB) als Mitnutzerin gegenseitig die Schuld für die Misere zuschieben, die nicht nur in Solln besteht: An rund 20 DB-Bahnhöfen, die die BOB anfährt, sind die Säulen außer Betrieb.

Ein Bahnsprecher in Berlin erklärt auf SZ-Anfrage, dass die BOB die Säule ohne Wissen der DB aufgestellt habe, und die DB nicht einmal darüber informiert habe: "Die haben schlicht schwarz gebaut". Zuständig sei jedenfalls die Privatbahngesellschaft.

Diesen schwarzen Peter will BOB-Chef Heino Seeger nicht bei sich behalten. Die BOB sei vertraglich verpflichtet gewesen, mit ihrem Start Ende der 90er Jahre solche Säulen aufzustellen. Doch wegen technischer Probleme und weil sich die DB in Vertragsverhandlungen so "unfreundlich" gezeigt habe, sei die Säule vor etwa fünf Jahren zwar angeschlossen, aber nicht eingeschaltet worden. "Wenn es nach uns ginge", so Seeger, "wäre sie schon seit Jahren im Einsatz." Dies wiederum wertet die DB als "untauglichen Versuch", von BOB-Versäumnissen abzulenken. Immerhin zeigt sich der BOB-Chef zuversichtlich: Mittlerweile gebe es andere Verantwortliche bei der DB. Er hoffe, dass die Säule 2010 in Betrieb gehe.

© SZ vom 17.09.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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