Mittelalter-Spektakel:Da fliegen die Fetzen

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Keine Bange, am Ende siegt in Kaltenberg das Gute. (Foto: Bernd Reinthaler/Veranstalter)

Bislang durften Frauen bei den Ritterspielen in Kaltenberg vor allem die Nebenrolle spielen. In diesem Jahr stehen sie als Ritterinnen erstmals im Mittelpunkt des Geschehens.

Unmittelbar nach der letzten Show, so erzählt Alexander May, habe er die Idee für die neue Geschichte des Kaltenberger Ritterturniers gehabt. Denn nach der Show ist vor der Show, und nun, da es an die Umsetzung geht, sagt der Regisseur: "Da hat uns die Zeitgeschichte in die Karten gespielt." Er meint die Me-Too-Debatte, oder das gerade viel diskutierte Thema Gleichstellung, denn schon vor einem Jahr war es seine Idee, Frauen in das Zentrum der Erzählung zu rücken. Sonst sei deren übliche Rolle die des schönen Opfers, das wird sich in der neuen Geschichte "Kampf der Brüder" gründlich ändern. Seine dritte Produktion für Heinrich Prinz von Bayern, der das Ritterturnier seit sechs Jahren federführend verantwortet, erzählt die Geschichte zweier Königssöhne, die nach dem Tod des Vaters um den Thron kämpfen.

Entschieden wird der Streit jedoch in der obligatorischen Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse am Ende der zweistündigen, vielfach ausgezeichneten Show aber von Frauen. Kriegerische Amazonen werden zu Ritterinnen geschlagen und kämpfen Seite an Seite mit den Streithähnen um Ruhm und Ehre. Mit diesem Rollenbild werde man "den ein oder anderen vor den Kopf stoßen", glaubt May, aber er habe nun mal eine Jeanne-d'Arc-Geschichte erzählen wollen, was bei Stunt-Koordinator Mario Luraschi sofort Begeisterung weckte. Der Franzose ist mit seiner Truppe "Cavalcade" in zahllosen Hollywood-Produktionen zu sehen, wie unter Starregisseur Luc Besson in "Johanna von Orleans". Zusammen mit der tschechischen Fechtgruppe "Merlet" bilden die Pferde- und Kampfstunts das spektakuläre Gerüst der Show, dem Magneten für das Publikum, wie May weiß. Mit den seit Jahren erprobten Amateuren und "viel Leidenschaft und Herzblut" wird diese einzigartige Show gezeigt, deren Besonderheit es ist, dass sich Veranstalter und Produzent Heinrich Prinz von Bayern dem Joch der Wirtschaftlichkeit weitgehend entziehen kann. Zumal es ja neben der Erzählung in der Kaltenberger Arena auch noch das Festival gibt, auf dem ganzen Schlossgelände werden die Besucher rund um die Uhr mit Feuer-Shows, Hochseilartisten, Hexen mit schrägem Humor, einem Ritter- und Barbarenlager und vielem mehr unterhalten. Wer will, kann also wieder tief in die Welt des Mittelalters eintauchen - und das an einem Ort, der weltweit einzigartig ist.

Kaltenberger Ritterturnier; Freitag, 12. Juli, bis Sonntag, 28. Juli, Infos unter www.ritterturnier.de

© SZ Extra vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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