Richard-Strauss-Tunnel:Neue Röhre, alte Macken

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325 Millionen Euro, sechs Jahre Bauzeit, und dann steht schon wieder alles still? Staus, Unfälle und Irrfahrten bremsen den Verkehr im neuen Tunnel.

Dominik Hutter

Das darf ja wohl nicht wahr sein! Vielen Autofahrern stand die blanke Verzweiflung im Gesicht, als sie ihre ersten Testfahrten in und um den nagelneuen Richard-Strauss-Tunnel unternahmen - und prompt im Stau landeten. 325 Millionen Euro, sechs Jahre Bauzeit, und dann steht schon wieder alles still?

So frei war der Tunnel in den ersten Tagen selten - viele Autofahrer landeten bei ihrer ersten Tunnelfahrt im Stau. (Foto: Foto: Haas)

Es läuft noch längst nicht alles rund in der Röhre, selbst ein Unfallschwerpunkt hat sich schon herausgebildet. "Vieles muss sich erst einspielen", beruhigt Dieter Bauer vom Polizeipräsidium München. Startprobleme seien normal. Trotzdem stehe das Bauwerk unter intensiver Beobachtung. Bei Bedarf werde nachgebessert.

So schon geschehen am Übergang zum Effnertunnel, wo Autofahrer von der Denninger Straße aus in den Ring einfädeln - was eigentlich erst jenseits des Effnerplatzes erlaubt ist. Als "absolut gefährlich" stuft Stefan Bauer vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) dieses Verhalten ein, es hat schon mehrfach gekracht. Am Dienstagabend hat daher ein Bautrupp zusätzliche Schilder montiert: Abbiegeverbote.

Ob das etwas bringt, muss sich freilich noch erweisen, denn eigentlich war die Verkehrsführung schon vorher gut zu erkennen. Das Hauptproblem ist wohl eher die liebe Gewohnheit - an dieser Stelle war das Einfädeln viele Jahre lang völlig legal. Ignorieren die Autofahrer die Verbote weiterhin, will das KVR eine Leitschwelle, eine Art Mini-Wall, auf der Fahrbahn verschrauben. Denn für Baken oder Leitplanken ist nicht genug Platz, "da würden sich die Leute den Rückspiegel abfahren".

Nicht wirklich gefährlich, dafür aber stauträchtig geht es an der alten Kreuzung Richard-Strauss-/Einsteinstraße zu. Wer dort, von der Passauer Autobahn kommend, links zum Leuchtenbergring abbiegt, hat zunächst zwei Fahrbahnen zur Verfügung. Mitten auf der Tunnelrampe wird es dann plötzlich einspurig. Das führt vor allem morgens zu langen Staus, die nahtlos in die Blechschlange im Leuchtenbergtunnel übergehen - dort unten kommen sich Einfädler von der Einstein- und Ausfädler zur Berg-am-Laim-Straße in die Quere. Zu allem Überfluss ist auch die nahe Ampel zur Berg-am-Laim-Straße regelmäßig überlastet.

Trotz Ärgernissen geht es in der Röhre friedlich zu

Zumindest Letzteres dürfte sich bald geben - denn nach Beobachtungen von Stefan Bauer geht es dort nur deshalb so zu, weil sich viele Autofahrer noch nicht auskennen, versehentlich zu weit fahren und dann die Kreuzung zum Wenden benutzen. Das Problem an der Einsteinstraße dürfte dagegen auf Dauer bestehen bleiben. Zwar beginnt demnächst der Umbau der Kreuzung, dann werden auch die Ampelschaltungen an die neue Situation angepasst. Der Engpass auf der Rampe aber ist nicht zu beheben, es ist schlicht zu wenig Platz.

Zum Dauerärgernis wird auch die Ampel am Isarring auf Höhe Ifflandstraße, die dem Richard-Strauss-Tunnel gleich am Tag der Eröffnung lange Rückstaus bescherte. Um dies zu ändern, müsste die Kreuzung, die an heikler Stelle inmitten des Englischen Gartens liegt, umgebaut werden - ein ebenso teures wie umstrittenes Unterfangen, das derzeit nicht auf der Tagesordnung steht. Das Problem dürfte sich noch verschärfen, denn der attraktive Tunnel zieht aller Voraussicht nach zusätzlichen Verkehr an.

Das Positive zum Schluss: Es geht auffallend friedlich zu in der neuen Röhre. Nur wenige Tachonadeln stehen oberhalb der 60, die Warnungen vor den Automatikblitzern haben offenbar Wirkung gezeigt. "Gott sei Dank", freut sich Dieter Bauer. Dennoch hat es bereits grobe Ausrutscher gegeben: "Wir hatten auch schon welche mit 120." Das würde locker für ein Fahrverbot reichen - allerdings läuft die Anlage noch im Probebetrieb. Knöllchen gibt es frühestens im August.

© SZ vom 23.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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