Internationales Restaurant "181":Ganz hoch hinaus auf dem Olympiaturm

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Wer im Restaurant 181 auf dem Olympiaturm speist, hat die ganze Stadt im Blick. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Fahrt auf den Olympiaturm hat sich kulinarisch bislang kaum je gelohnt. Doch mit dem Einzug des "Restaurants 181" ist ein kleines Wunder passiert.

Felix Mostrich

Wer sich vom Schnelllift den Olympiaturm hinauftragen lässt zum höchsten Punkt Münchens, der wird auch kulinarisch in die Spitzenregion der Stadt katapultiert. Otto Koch, das Münchner Urgestein unter den Schöpfern des deutschen Nachkriegs-Küchenwunders, hat sich bei der Rückkehr in seine Heimatstadt der gastronomisch schwierigen Örtlichkeit im Mastkorb des Olympiaturms angenommen - und innerhalb weniger Monate im dort eingerichteten Gourmetrestaurant "First" einen Michelin-Stern "erkocht".

Da aber das riesige Drehrestaurant in 181 Metern Höhe mit einem hochambitionierten Speisenangebot allein nicht zu füllen wäre, haben sich Otto Koch und die Arena One GmbH des Drei-Klassensystems, das "in den Lüften" üblich ist, bedient: Mittags und abends von 18 bis 20 Uhr bietet die Küche ein Economy-Drei-Gänge-Menü zu 36 Euro, das freilich im Anspruch und in der Qualität meilenweit über dem Durchschnitt dessen ist, was bei den großen Fluggesellschaften in der entsprechenden Klasse geboten wird. Von 20.30 Uhr an ist im großen Panorama-Restaurant dann die Business-Klasse angesagt, was die Preise freilich kaum in die Höhe treibt: Das Vier-Gänge-Menü zu 49,50 Euro (mit passender Weinbegleitung 69,50) dürfte in seiner Klasse in München fast konkurrenzlos sein.

Im Séparée der First Class kann man abends das Glück haben, von Otto Koch persönlich begrüßt und bekocht zu werden. Doch zu den fünf Tischen hinter der spanischen Wand, also in die hermetisch abgeschirmte Sterne-Region des Drehrestaurants, kann nur vordringen, wer sich lange vorher angemeldet hat, denn diese Gourmet-Nische ist nur abends von Montag bis Freitag geöffnet.

Das fünfgängige Business-Menü - "inspired by Otto Koch" - begann an unserem Testtag mit fabelhaft feinen Scheiben vom Ikarimi-Lachs und Gurkenspaghetti. Darauf folgten Garnelen von erlesener Konsistenz, die in Vanille pochiert und auf cremigem Risotto von schwarzem Reis angerichtet waren. Das herrlich frische, auf der Haut gebratene Zanderfilet bekam durch eine Sauce aus grobem Senf und herzhaftes Wirsinggemüse seine gelungene Abrundung. Auch beim Fleischgang kombinierten Kochs Köche Edles aus dem internationalen Angebot mit Regionalem, nämlich Scheiben vom legendären Wagyu-Kobe-Rind, das dem Rindfleisch-Liebhaber eine neue Dimension an Zartheit erschließt, mit Kartoffel-Bohnen-Gemüse, das hier zur Delikatesse wird. Die abschließende Mousse aus weißer Schokolade und Champagner konnte sogar einen entschiedenen Gegner des Modeprodukts "Weiße Schokolade" überzeugen.

In der First Class mischt Otto Koch gerne Proben seiner heute schon legendären Kreationen aus früheren Tagen in das Neun-Gänge-Gourmet-Menü zu 145 Euro. Da kann es also passieren, dass man ein Stück deutsche Koch-Geschichte als kostenlosen Zwischengang serviert bekommt: nämlich die "Falsche Prinzregententorte", ein illusionistisches Kunstwerk aus hauchfeinen Crêpescheiben und einer würzigen Pilzmasse; oder zwei der aufregend maritimen kleinen "Weißwürste aus Meeresfrüchten".

Um die Sonderklasse der subtil aufeinander abgestimmten Gänge im First-Menü anzudeuten, seien drei Gerichte genauer beschrieben: Eine der Vorspeisen klang wie ein kulinarischer Haiku, ließ den Gaumen aber lange jubilieren: Fleisch von der Seegurke im Beutel einer Sepia; das Ganze in Tempurateig ausgebacken; dazu Rührei mit Algen und als Beilage Püree von Süßkartoffeln. Ähnlich lebendig und differenziert in Geschmack und Aussehen: dünne Scheiben von Hummerschwänzen und schwarzen Trüffeln - auf Kohlrabi-Blinis waren sie zu einer appetitlichen Schwarz-Weiß-Rosette übereinandergelegt.

Der nächste Gang im Menü hieß: "Kennen Sie so Waldpilze?" und provozierte zwangsläufig eine zweite Frage: Wo bekommt Koch im Frühjahr die wunderbar frisch schmeckenden Schwammerl her? Die schmackhaften Hüte von sechs verschiedenen Pilzen wuchsen auf Kartoffelknödel-Stengeln aus dem Tellerboden. Übrigens: Viele der Gerichte aus den beiden Restaurants und einige der Klassiker werden in einem schönen Bildband, einem "Koch"-Buch der besonderen Art (Otto Koch, "181 Kulinarische Höhenflüge", Tre Torri Verlag) anschaulich beschrieben. Da wird dem Leser eindrucksvoll vorgeführt: Wunder, wie man sie hier erleben kann, sind herstellbar.

Der einzige Einwand, den man gegen die neuen Herren im Olympiaturm vorbringen könnte, ist: Die "bayerischen und internationalen Käsespezialitäten" konnten den hohen Rang der Küche und der hauseigenen Confiserie nicht halten.

© SZ vom 14.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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