Reaktor in Garching:Rost unter Beobachtung

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Im Herzen des Forschungsreaktors in Garching hat sich ein dünner Rostbelag gebildet. Die TU hält den Belag für unbedenklich. Der TÜV sieht das etwas anders.

Claudia Henzler

Ein sofortiger Handlungsbedarf bestehe nicht, doch das Phänomen müsse beobachtet werden: So bewertete der TÜV Süd den dünnen Rostbelag im Herzen des Forschungsreaktors der Technischen Universität München (TU). Mehrmals war die rötliche Eisenoxidschicht im Reaktorbecken bei TÜV-Prüfungen bemängelt worden, bevor der TÜV im August 2008 in einem Schreiben an die TU feststellte, dass der Belag weder entfernt noch Bauteile ausgetauscht werden müssten.

Im Herzen des Forschungsreaktors in Garching hat sich ein dünner Rostbelag gebildet (Foto: lkn)

Positiv würdigt der TÜV, dass die TU weitere Institute einbinden wolle, "um belastbare Grundlagen für die künftige Vorgehensweise zu gewinnen". Die Verfärbungen würden bei künftigen Prüfungen des TÜVs nicht mehr als Mangel gelten.

Die Einschätzung der Prüfer stützt sich auf mehrere Gutachten, die die TU als Betreiberin des Garchinger Reaktors dem TÜV vorgelegt hatte. Neben Radiochemikern aus dem eigenen Haus waren Bayer Technology Services und das Atomtechnikunternehmen Areva NP GmbH beauftragt, den Belag zu untersuchen. Dabei wurde festgestellt, dass die Rostschicht maximal 100 Nanometer dick ist. Woher sie stammt, konnte von den Gutachtern nicht geklärt werden.

Bayer Technology Services spricht davon, dass die Metalloberfläche der Reaktorbauteile durch Korrosion angegriffen werden, allerdings seien die Abtragungsraten extrem geringfügig. Bayer empfahl demnach, alle fünf Jahre zu überprüfen, ob die Rostschicht dicker, die Metallbauteile dünner werden.

Die Grünen im Landtag kritisierten erneut die Informationspolitik der Staatsregierung - die Korrosionsproblematik wurde nur deshalb öffentlich, weil interne Informationen an die Bürgerinitiative "Bürger gegen Atomreaktor Garching" herangetragen worden waren. Die Abgeordneten Susanna Tausendfreund und Ludwig Hartmann fordern nun weitere Auskünfte vom Umweltministerium als Aufsichtsbehörde. Die Landtags-SPD schloss sich dieser Forderung an.

Die TU betonte gestern, dass die Rostpartikel die Sicherheit des Reaktors nicht gefährdeten. Das Umweltinstitut München befürchtet, die Rostteilchen könnten "wie Schmirgel" wirken. Das sei falsch: Das Wasser im Reaktorbecken werde ständig umgewälzt und gefiltert, so dass Rostpartikel binnen kürzester Zeit entfernt würden. Die treten laut TU aber gar nicht auf, da die Eisenverbindungen sich im Wasser auflösen.

© SZ vom 29.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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