Prozess gegen Fußballprofi:Brenos Frau verweigert Aussage

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Nach dem Brand in seiner Villa soll FC-Bayern-Spieler Breno zunächst seine Frau beschuldigt haben. Eigentlich sollte sie heute vor Gericht in München aussagen - doch überraschend erscheint sie nicht. Stattdessen diskutieren drei Gutachter über die Ursache des Feuers.

Anna Fischhaber

Gleich zu Anfang verkündet die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann die Nachricht: Der Anwalt von Renata, der Ehefrau von Breno Borges, habe ihr am Morgen schriftlich mitgeteilt, dass sich seine Mandantin voll umfassend auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen werde. Der Bitte um Abladung sei stattgegeben worden, die Frau des FC-Bayern-Spielers, die beim Ausbruch des Feuers nicht im Haus war, werde nun doch nicht vor Gericht erscheinen.

Breno vor Gericht: Die Aussage seiner Frau Renata bleibt ihm erspart. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Am Landgericht München I wird an diesem Mittwoch der Prozess gegen Breno Borges fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem brasilianischen Fußballer vor, im September 2011 an mehreren Stellen der von ihm angemieteten Villa im Münchner Nobelvorort Grünwald Feuer gelegt zu haben. Wie genau das Feuer ausbrach, das zwar niemanden verletzte, aber eine Million Euro Schaden anrichtete, darüber sind sich die drei an diesem Nachmittag geladenen Gutachter aber uneinig.

Peter Schildhauer schließt einen technischen Defekt nicht aus - und liefert damit das für Borges günstigere Gutachten. Aber auch die Version der Anklage, dass es sich um Brandstiftung handle, will der von der Verteidigung beauftragte Sachverständige nicht ausschließen. Das Feuer könnte im Gästezimmer ausgebrochen sein. Daraufhin könnte sich ein Flashover, bei dem ein Zimmerbrand wegen der Hitze schlagartig in einen Hausbrand übergeht, entwickelt haben.

Ein von der Versicherungskammer Bayern beauftragter Gutachter geht dagegen von mehreren Brandherden im Haus aus, er hält zudem einen technischen Defekt für unwahrscheinlich - und stützt damit die Anklage. Johann Schmuderer, Brandexperte beim Landeskriminalamt und der dritte geladene Gutachter, geht von Brandstiftung aus. Er erklärt auf Grund des hohen Schadens sei bereits früh der Verdacht aufgekommen, dass es sich nicht um einen normalen Hausbrand gehandelt habe - selbst wenn in der Villa keine Rückstände eines Brandbeschleunigers mehr gefunden worden seien. Das sei aber nicht unüblich.

Die Gutachten einzuschätzen, ist nun Sache des Landgerichts. Brenos Anwalt teilt derweil mit, sein Mandant wohne mit Renata und den Kindern inzwischen im Haus seines Freundes und Kollegen Rafinha. Ein Zusammentreffen im Verhandlungssaal mit seiner Ehefrau bleibt dem Angeklagten an diesem Mittwoch aber erspart. Der 22-Jährige, hellgraues Sakko, freundliches, unsicheres Auftreten, bekommt alles übersetzt, was die Richterin sagt, nimmt diese Nachricht aber ohne jede Reaktion hin. Allerdings scheint Renata ohnehin von seiner Unschuld überzeugt zu sein.

"Satan hatte schon von seinem Körper Besitz ergriffen"

Vor Gericht liest nun die Dolmetscherin die Übersetzung von zwei Telefongesprächen vor, die sie mit Freunden nach dem Brand geführt hat - und die abgehört wurden. Die Protokolle zeigen eine gläubige Frau, immer wieder geht es um die Fürsorge Gottes. "Amen", sagt sie ständig und bittet darum, für sie und Breno zu beten.

Auch sein reger Alkoholkonsum ist Thema. Renata schildert nun, wie sie vor dem Brand auf den Rat des Managers hin, das Grundstück mit den Kindern verlassen habe. Wie sie aus Sorge um Breno doch nicht ins Hotel, sondern immer wieder ums Haus gefahren sei und ihn beobachtet habe. Wie er Türen aufgerissen und Flaschen herausgeworfen habe. "Satan hatte schon von seinem Körper Besitz ergriffen", sagt sie.

Als sie das brennende Haus sah, habe sie zunächst Angst gehabt, ihr Mann könne tot sein, erzählt sie am Telefon: "Mein Haus explodierte und ich wusste, dass Breno da drin war." Erst nach 20 Minuten habe sie erfahren, dass ihm nichts passiert sei. Später habe er zu ihr gesagt, dass er von dem Rauch aufgewacht ist, erzählt sie. "Er war so betrunken, dass er nicht wusste, dass es Feuer ist. Er dachte, es ist nur Rauch."

Dann erzählt sie von den Vorwürfen der Polizei und von ihrer Angst, Breno könne ins Gefängnis kommen. "Die Polizei glaubt, dass er das Haus angezündet hat", sagt sie. "Und gegen die Justiz kann selbst Bayern nichts machen." Der FC Bayern.

Renate scheint von Brenos Unschuld überzeugt zu sein: "Ich glaube nicht, dass es irgendwie absichtlich war. Ich glaube nicht, dass er es war. Nicht einmal zufällig", heißt es in den Telefonmitschriften. Renata sagt aber auch, sie wisse, dass die Polizei ihr Telefon abhöre.

Breno soll dagegen in der Tatnacht zunächst angegeben haben, seine Frau habe das Feuer gelegt. Vor Gericht hatte ein Polizist am Montag aber auch erklärt: "Ich habe daraus keinen Vorwurf für die Frau konstruiert." Er habe Breno vielmehr für "verwirrt" und die Beschuldigung für eine "Reaktion aus dem Streit heraus" gehalten.

"Ich dachte mir in diesem Augenblick, er ist nicht ganz dicht." Breno habe "signalisiert, dass ihm die Frau egal ist". Die Eheleute seien am Brandort aber auch nicht aufeinander zugegangen und hätten keinen Kontakt aufgenommen. Der Polizist sagte: "Er fragte die ganze Nacht nach seinen Kindern. Die schienen ihm heilig."

Breno selbst hatte später erklärt, er könne sich an die Brandnacht nicht erinnern. Schon beim Mittagessen mit Frau, Manager und Teamkollege Rafinha soll er angefangen haben, Alkohol zu trinken. Als er schließlich aus der Küche einen Gegenstand - möglicherweise ein Messer - holte und wieder nach draußen lief, packte seine Frau die drei Kinder ein und fuhr weg.

"Er war dabei sich zu verändern", sagt Renata am Telefon. Dann berichtet sie von Brenos Hoffnungslosigkeit, davon wie er gesagt haben soll: "Wenn ich festgenommen werde, ist mein Leben zu Ende."

Bei einer Verurteilung drohen dem Brasilianer bis zu 15 Jahre Haft und das Ende seiner Karriere.

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