Promi-Wiesn:Werdende Mütter und rührende Manager

Lesezeit: 2 min

Warum das Oktoberfest für die Prominenten ein Ort ist, an dem man alles sagen und tragen darf.

Claudia Wessel und Christian Mayer

Wie kommt man ungesehen auf die Wiesn und wieder weg? Am besten, man hat eine Einladung ins Hippodrom.

Roberto Blanco, einer der Stammgäste auf dem Oktoberfest. (Foto: Foto: ddp)

Das liegt ganz vorne auf dem Festgelände, man braucht praktisch keinen Schritt durch die gierige Menschenmenge zu machen, sondern kann sofort abbiegen zum Reservierungseingang und dann, schnell schnell, in die von Kameraleuten belagerte Wawi-Box.

Anja Kruse hat's auch geschafft, einigermaßen unerkannt beim Stammtisch von Birgitt Wolff-Baumgartl und Sepp Krätz zu landen, eine Einrichtung, bei der die komplette Ablichtung der Gäste gesichert ist. 200 Jahre Königreich Bayern, 173 Jahre Oktoberfest in München (stimmt zwar nicht ganz, aber was soll's), 104 Jahre Hippodrom, 51 Jahre Sepp in Bayern, zehn Jahre Birgitt und Sepp im Hippodrom - all muss gefeiert werden.

Ralph Siegel verschwindet hinter seiner Schlachtplatte

"Man wird nicht belästigt, was mir die Wiesn eher verleidet. Als 'no name' kann man natürlich überall hingehen", sagt Kruse. Wolfgang Fierek hat ein paar Harley-Freunde mitgebracht, um ihnen sein Lieblingszelt und später das Teufelsrad zu zeigen - selbstverständlich ist der krachlederne Schauspieler in Tracht unterwegs, "seit meiner Zeit als Lehrling geh' ich so auf die Wiesn".

Ansonsten wird Ottfried Fischer, in früheren Jahren in vielen Zelten als emsiger Vorzeigebayer gesehen, schwer vermisst - der Bulle von Tölz hat sich aus privaten Gründen eine Auszeit verordnet.

Neben dem Hippodrom ist natürlich aus die Käfer-Schenke eine Anlaufstation für das gazettentaugliche Publikum. Schlagerproduzent Ralph Siegel verschwindet beinahe hinter seiner riesigen Schlachtplatte, wobei seine noch immer nicht geheiratete Freundin Kriemhild einen Damenbierkrug in die Kameras hält. Die werdende Mutter Franziska van Almsick trinkt in diesem Jahr offenbar nur bräunliche Brause.

"Es ist wieder der Wahnsinn"

Rein modisch betrachtet zeigen sich auch die prominenten Gäste nicht immer ganz stilsicher, wobei sicherlich das Tolstoi-artige Bauernhemd von Vitali Klitschko und der napoleonische Gehrock von Otto Kern in Erinnerung bleiben. Fast schon rührend ist übrigens das Habit des einstigen Daimler-Chrysler-Konzernchefs Wolfgang Schrempp - der Manager trägt eine jugendlich kurze Lederhose, Wiesnherz, Bergschuhe, einen etwas zu großen Janker und eines jener Halstücher, die in Stuttgart als Tracht durchgehen.

Vielleicht am ausgelassensten ist die Stimmung unter den Bändchen-Gästen im Schützenzelt von Edi Reinbold. Wieder einmal hat sich "Tiffany"-Chef Wolfgang Bierlein (in Gesellschaftskreisen nur als "Wolfi" bekannt) eine leicht exaltierte, sehr adelslastige und eher junge Gesellschaft in seine Box geladen.

Hier trifft man selbstverständlich auch den unverwüstlichen Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, dieses Mal mit seiner Verlobten Nadja Anna Zsoeks, was die Fotografen ganz besonders freut. Und Bierlein, der seit Tagen mit verzweifelten Anrufern verhandeln musste, die alle noch unbedingt aus zwingenden Gründen eine Einladung begehrten, bringt das Treiben auf den Punkt. "Es ist wieder der Wahnsinn!"

© SZ vom 18.09.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: