Der Karton, der mit "Flohmarkt" beschriftet ist, steht schon mehr als zwei Jahre im Keller, überzogen von einer Staubschicht. Das aussortierte Geschirr in der Kiste daneben, das wird nie wieder im Küchenschrank landen. Aber es ist eigentlich noch brauchbar. Niemand wusste wohin damit, und deshalb steht es jetzt hier, außer Sicht und Sinn.
Peter Wehner weiß um die Zustände in manchen Münchner Kellern, seit er vor ein paar Jahren mit Freunden Geld für ein Kinderheim in Ruanda sammelte. Erst veranstalteten sie Feste, bei denen der Getränkepreis gespendet wurde. Dann klapperten sie ihren Bekanntenkreis ab und baten um aussortierte Gegenstände, die sie wiederum auf dem Flohmarkt verkauften, um die Einnahmen zu spenden. "Die Bereitschaft, Sachen für den guten Zweck abzugeben, war groß", sagt Wehner. Die Leute hatten nur nicht die Zeit oder die Lust, sich selbst um ihr Überflüssiges zu kümmern. Was wäre, wenn man ihnen das einfacher machen würde?, überlegte Wehner.
Daraus ist wohindamit.org entstanden: eine Plattform, die willige Spender mit der dazu passenden Einrichtung vernetzt. Und das sehr einfach und sehr schnell. Auf der Startseite anklicken, ob man Möbel, Elektronik, Bücher und Tonträger, Spielzeug, Hausrat, Kleidung oder Fahrzeuge abzugeben hat, Postleitzahl eingeben - schon wird dem Nutzer angezeigt, welche Anlaufstellen in der Nähe Interesse an seinen Sachen hätten.
"Viele wollen ihre Klamotten, Haushaltswaren oder Möbel auch einem ganz bestimmten Zweck zuführen", sagt Wehner, "zum Beispiel soll die Spende am liebsten Kindern zugutekommen oder der Empfänger soll keine religiöse Einrichtung sein, solche Dinge." Die Einrichtungen sind auf der Seite jeweils mit kurzem Steckbrief vorgestellt. Ist eine passende ausgewählt, empfiehlt es sich, kurz anzurufen, bevor man seine Sachen vorbeibringt - oder abholen lässt, wie manche Abnehmer es etwa für Möbel anbieten.
2013 ist Peter Wehner, gelernter Ingenieur, die Idee mit ein paar Freunden angegangen. Alle helfen ehrenamtlich. "Gebrauchte Dinge zu spenden ist auch ein ökologischer Beitrag, nicht nur ein sozialer", sagt er. Und so würden Arbeitsplätze in sozialen Einrichtungen gesichert. Mittlerweile sind mehr als 300 solcher Einrichtungen in ihrer Datenbank vertreten, München ist dabei am dichtesten erfasst, dort funktioniert die Suche am besten. Aber selbst in der Schweiz und in Österreich haben sich mittlerweile einige Einrichtungen registriert.
"Im Moment haben wir vor allem Anlaufstationen, die kontinuierlich Spenden entgegennehmen", sagt Wehner. Also solche Einrichtungen, die auch gemeinnützig anerkannt sind. Man denke aber gerade darüber nach, das zu ändern: "Es gibt so viele kleine, private Initiativen, die zum Beispiel sagen: Wir fahren am Wochenende mit einem Laster voll Spenden nach XY und helfen, und dafür benötigen wir noch Schlafsäcke und Kuscheltiere. Denen würden wir eigentlich auch gern eine Plattform bieten."
Bis es soweit ist, gehen die Spenden an Abnehmer wie die Diakonie, den Weißen Raben oder Oxfam. Die führen sie einem neuen Zweck zu oder geben die Gegestände an Menschen weiter, die sie gut brauchen können - und also immer eine ausgezeichnete Antwort auf die Frage "Wohin damit?" sind. Mit ein paar Klicks einen sinnvollen Abnehmer für das Aussortierte aufzutreiben, das fühlt sich dann auch sehr viel befreiender an, als die Kiste mit der Aufschrift "Flohmarkt" weiter im Keller verstauben zu lassen.