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Fünf Jahre Hofspielhaus: Nach der Party sollen viele Premieren folgen

Von Oliver Hochkeppel, München

"Ich schwöre, wir machen weiter, bis das Schiff untergeht!" rief Christiane Brammer schon nach wenigen Takten ihrer Begrüßungsrede. Zwar neigt die Chefin des Hofspielhauses schon berufsbedingt zu Dramatik, aber in normalen Zeiten wäre ihre Rede zum fünfjährigen Bestehen des Hauses wohl weniger pathetisch ausgefallen. Corona, beziehungsweise die nicht im geringsten auf den bislang sicheren Kulturbetrieb abgestimmten Zwangsmaßnahmen dagegen bringen kleine, private Veranstalter eben nach und nach an den Rand der Verzweiflung. Freilich, im Improvisieren und Irgendwie-über-die-Runden-Kommen ist auch Brammer Meisterin. Vor der Tür, aus dem Fenster, im Hof - jede Spielmöglichkeit wurde schon genutzt, sofern es möglich war. Auch für die Geburtstagsshow vor zwei Wochen hatte man sich etwas Besonderes ausgedacht. Um ein paar Gäste mehr teilnehmen lassen zu können, wurden die Kellerbühne und das Loft parallel bespielt. Die Künstler traten dann in umgekehrter Reihenfolge jeweils auf der anderen Bühne auf.

Brammer selbst und Moses Wolff, von Anfang an Programm-Mitgestalter, Regisseur, Autor und Darsteller am Hofspielhaus führten durchs Programm, in dem logischerweise die Haus-Kabarettisten den größten Part abbekamen: So das Musik- und Parodien-Chamäleon André Hartmann, der als Moderator und Laudator der Verleihung des jährlich vergebenen "Preises für Leidenschaft" fungierte, der diesmal an den davon völlig überraschten Fritz Tiller ging. Der Virologe (!), Pianist und Haus-Jazzer sorgte zugleich im Trio mit Ernst Techel am Bass und Bernd Wörner am Schlagzeug für die swingende Umrahmung. Und natürlich Gabi Lodermeier, deren Programm "Wi Kiip in Tatsch" sich ja ganz aus den - hier auch noch auf den Geburtstag zugeschnittenen - Abläufen und Personalien am Hofspielhaus speist.

Außerdem zeigten Brammers Mutter Inge Rassaerts und Isabel Kott eine Kostprobe aus "Carmen Sedlmayr", Maria Maschenka gab ein treffliches, vom Publikum mitgestaltetes Impro-Gedicht zum Besten, und Annette Lubosch sang eine grandiose Nummer aus "Ein wenig Farbe". Dieses anrührende, ohne Klischees auskommende Transgender-Solo-Musical ist dann auch die nächste Premiere, gleich am 28. Oktober. Im November folgen (solange die 21-Uhr-Sperrstunde gilt, jeweils schon um 19.30 Uhr) als neue Hausproduktionen eine Operettenmelange mit Beata Marti, Bernhard Hirtreiter und Dominik Wilgenbus , die Musikrevue "Liebe, Swing und Apfelstrudel" von und mit Mariette Radtke und Stephan Reiser, das Musikkabarett "Mozzarella Stadt Salzburg" mit Eva Karl-Faltermeier und Maria Hafner, ein Krimi-Talk mit dem Autor Martin Arz und dem Kommissar Ludwig Waldinger sowie das "poetisch absurde Musiktheater" "Ausnahmezustand" mit Berivan Kaya und Wolfgang Gleixner. Zusammen mit den Regulars wie dem Mittwochs-Jazz, Hartmanns "Monaco & Franz" oder Erfolgsstücken wie "Momo" oder dem "Sängerkrieg der Heidehasen" ein wirklich buntes Programm, ganz getreu dem Motto, das Brammer für das Hofspielhaus ausgegeben hat: "Hier ist alles möglich. Hier darf alles sein." Hoffentlich auch noch trotz und nach Corona.

© SZ vom 28.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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