Prodigy in München:Ekstase im Elektro-Gewitter

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"The Prodigy" sind zurück. Nach zwölf Jahren Pause stellten sie in der Münchner Tonhalle ihr neues Album vor und hatten auch ihre alten Knaller im Gepäck.

Beate Wild

Was das Publikum am Freitagabend in der Münchner Tonhalle erlebt, ist eine Zeitreise zurück in die Neunziger. Dort oben auf der Bühne spielen "The Prodigy" und es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, dass die Band aus Essex die Welt mit ihrem Breakbeat-Techno-Sound hypnotisierte.

Prodigy-Sänger Keith Flint in Aktion. (Foto: Foto: dpa)

Im Sommer 1996 waren Prodigy das Heißeste, was es im Musikuniversum gab. Ihr Song "Firestarter" dröhnte aus jedem Auto, aus den Ghettoblastern an den Badeseen und aus den Boxen in den Clubs sowieso. Der Mix aus Elektro, Industrial, Rock, Drum&Bass und Breakbeats begeisterte alle.

Jetzt sind die drei Briten zurück, nach einer schöpferischen Pause von zwölf Jahren. Ihr neues Album heißt "Invaders Must Die". Die neuen Sachen hören sich an wie die alten. Sämtliche Songs könnten genau so gut von ihrem epochalen Album "The Fat of the Land" stammen. Das Münchner Publikum scheint diese Art von künstlerischem Stillstand jedenfalls nicht zu stören. Die Masse bebt, springt, kreischt, ist in Ekstase.

Liam Howlett, der nachdenkliche Kopf von Prodigy, gibt den Takt vor und verschanzt sich hinter seinem Musik-Equipment. Keith Flint, mit blonden Flausen auf dem Kopf und vielen Tatoos auf den Oberarmen, steht vor ihm und brüllt das Publikum an. "Munich, dance!", schreit er immer wieder. Maxim Reality, der schwarze Hüne, tobt über die Bühne und fordert: "Make some noise!". Und laut ist es in der Tat. Die Techno-Beats knallen durch die Halle, die Töne sind hochfrequenzig, schmerzen fast in den Ohren. Nichts für Tinnitusgeplagte.

"Omen", "Thunder", "Take me to the Hospital", "Run with the Wolves" heißen die neuen Songs. Allein an den Titeln kann man fast schon erkennen, dass sie von Prodigy stammen. Natürlich bekommt das Münchner Publikum auch die Klassiker von früher zu hören. Live funktioniert das Konzept der Briten immer noch großartig, auch wenn der Sound einem zeitweilig doch etwas pubertär vorkommt.

Am Schluss geben Prodigy noch einmal richtig Gas. Der Kracher "Smack my bitch up" bringt die Masse richtig in Ekstase. Der ohrenbetäubende Lärm, der mächtige Bass und das orgastische Lichtgewitter gehen direkt in die Beine, in die Arme, in sämtliche Körperteile. Als nach dem Konzert die Besucher aus der Tonhalle strömen, sind sie schweißgebadet, etwas verstrahlt, völlig ausgepowert, aber überglücklich.

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