ProB-Basketball:Lehrstunde auf dem Debütanten-Ball

Lesezeit: 3 min

Für zehn von elf Spielern war es das erste Playoff-Spiel, auch für Bayerns Guard Luis Wulff. (Foto: CLAUS SCHUNK/Claus Schunk)

Schmerzhafter Einstand in die Playoffs: Für die meisten Spieler des FC Bayern II war es das erste Endrunden-Spiel auf diesem Niveau, das Resultat war eine deutliche 52:75-Niederlage.

Von Fabian Dilger, München

Etwas völlig Neues, das allererste Mal, eine bisher nicht gekannte Erfahrung: So etwas passiert Sportlern auf einem exponierten Niveau nur selten. Beim Großteil der Pro-B-Basketballer des FC Bayern München war das am Wochenende der Fall - und es kam erschwerend etwas hinzu, wofür sie nichts können, was ihnen in dieser Saison aber immer wieder im Weg steht: ein Geburtsjahrgang jenseits der Marke 2000 und damit einhergehend ein Defizit an Erfahrung. Bayern-Trainer Andreas Wagner hat indes genügend Erfahrung, um diesen Mangel genau einschätzen zu können, weshalb er der Niederlage in Münster deswegen nur dosierte Kritik nachfolgen ließ: "Ich mache den Jungs da gar keinen Vorwurf. Wir haben zehn von elf Spielern, die noch nie ein Playoff-Spiel auf diesem Niveau gemacht haben."

"Das ist nochmal ein anderes Geschäft", sagt Bayern-Trainer Andreas Wagner

Playoffs seien eben nochmal ein anderes Geschäft als die normale Saison, präzisiert der Trainer, in der die jugendlichen Bayern so oft stark aufgespielt hatten. Das FCB-Durchschnittsalter lag am Sonntag zum Beispiel nur hauchdünn über der 18er-Marke. Gegen eine Mannschaft wie Münster, die ihrerseits Spieler im besten Basketball-Alter aufs Parkett schickte, bekam die Wagner-Auswahl gleich eine kleine Lehrstunde: "Man hat schon sofort den Unterschied gemerkt", so Wagner. Im ersten Viertel zogen die Baskets auf 25:10 davon, das Spiel war bereits da "aus der Hand gegeben", sagte Wagner. Die Münsteraner traten geschlossen und ausgeglichen auf, verteilten die Würfe auf die gesamte Mannschaft. Und die erfahrenen Marck Coffin und Thomas Reuter führten das Scoring an. Beide haben in ihren jeweils 29 Lebensjahren Erfahrung auf höchster Ebene gesammelt und eine Ausbildung in den USA genossen. "Münster hat es nicht unterschätzt, sie haben es von Anfang bis Ende durchgezogen", sagte Wagner. In der ersten Halbzeit lagen die Bayern zeitweise mit 23 Punkten zurück, die vorhandene Motivation sei zusehends in Nervosität umgeschlagen, resümierte der FCB-Coach. Ein Anzeichen für die wachsenden Probleme im mentalen Bereich war die Freiwurfquote: An der Freiwurflinie trafen die Bayern nur sieben von 17 Versuchen, für Wagner ein Zeichen von Überforderung.

Erst als die Niederlage feststand, begannen die Bayern-Youngster dagegenzuhalten

Kaum überraschend war folglich, dass auf Seiten seines Teams in Erol Ersek der Routinier mit 20 Punkten als einziger an seine Normalform herankam. So konnte der FCB zumindest das dritte Viertel für sich entscheiden. Aber erst als klar war, dass sich die Niederlage nicht vermeiden lasse, habe sein Team begonnen "dagegenzuhalten". Eine Wende war zu diesem Zeitpunkt aber bereits fern jeder Realität, dafür waren allein die Wurfquoten zu schwach, von jenseits der Dreierlinie trafen in Kapitän Erol Ersek und Luis Wulff beispielsweise nur zwei Bayern-Spieler. "Da hätten wir nochmal ein ganzes Spiel spielen können, das hätten wir nicht gewonnen", sagte Wagner. Was bleibt also vom Debütanten-Ball? Vor allem eine Erinnerung an konstantes Weiterarbeiten, meint Wagner: "Das ist eine Erfahrung, die wir jetzt haben machen müssen. Nach so viel Lob in diesem Jahr war es vielleicht der Hallo-Wach-Effekt, dass es noch weitergehen muss mit der Entwicklung."

Am Donnerstag kommt Coburg in den Audi Dome, am Sonntag geht es nach Brandenburg

Zwei weitere Entwicklungschancen bietet der Playoff-Spielplan noch in jedem Fall. Anstatt einer Best-of-three-Serie spielen die Bayern zuerst in einer Vierergruppe ums Weiterkommen. Die ersten beiden Mannschaften rücken vor, am Donnerstag gastiert Coburg (18 Uhr) im Münchner Audi Dome, am Sonntag muss der FC Bayern II im brandenburgischen Stahnsdorf antreten. Die beiden Spiele gegen Coburg in der Hauptrunde waren eng mit jeweils einem Sieg und einer Niederlage. Seinen Protagonisten empfiehlt Wagner, diese Vergleiche aber am besten zu vergessen. Playoffs eben: "Unseren Jungs muss jetzt bewusst sein, dass Coburg nicht so auftreten wird wie in der regulären Saison." Er erwartet die Franken mit einer aggressiven Spielweise, bei der gut über das Feld verteidigt wird, um Druck aufzubauen. "Ich bin gespannt auf die Reaktion von uns", sagte Wagner. Zumindest hat jetzt jeder Bayern-Spieler ein Stück mehr Erfahrung - aus dem für das Gros allerersten Playoff-Spiel.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: