Preisverleihung:Frankenkabarettisten unter sich

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Beim "Großen Narrhalla Ball" erhält Markus Söder den Karl-Valentin-Orden - und vergleicht sich bei dieser Gelegenheit mit Old Shatterhand

Von Karl Forster

Man kann, das beweist die Band des Allgäuer Musikers Klaus Amman, den Bayerischen Defiliermarsch auch so intonieren, dass er swingt, ohne seine historisch gewachsenen Bedeutung als Jingle für den Einmarsch bayerischer Ministerpräsidenten zu verlieren. So schreitet also der vom Münchner Faschingsverein Narrhalla voller Stolz als neuer und - Tusch! - fünfzigster Träger des Karl-Valentin-Ordens angekündigte Doktor Markus Söder übers Parkett des Deutschen Theaters, eingerahmt von acht ansprechend dürftig gewandeten Narrhallesinnen, zur Bühne, nimmt gelassen Platz im Valentin-Orden-Sessel, um die Laudatio über sich ergehen zu lassen.

Das Publikum des "Großen Narrhalla Balls" mit dem Titel "Soirée Münchner Leben" war aufs Ereignis eingestimmt worden mit einem Trailer, der an Ordensträger aus vergangenen Zeiten erinnerte. Was das Publikum ohne große Regung über sich ergehen ließ, bis der im letzten Jahr gekürte Andreas Gabalier aufgerufen wurde. Da wogte ein wahrer Begeisterungssturm durch den Saal, so, als ob der austrakische Rechtsvolksrocker ein würdigerer Ordensempfänger gewesen sei als etwa Loriot (1974) oder Franz Josef Strauß (1977); von Horst Seehofer (2014) ganz zu schweigen.

Beim "Großen Ball der Narhalla" wird auch stets der Karl-Valentin-Orden verliehen. Der Namenspate hätte sich gewiss seinen eigenen Reim auf gewisse Träger gemacht, etwa auf Ministerpräsident Markus Söder, der sich den Orden 2020 umhängen durfte. (Foto: Sebastian Gabriel)

Jedenfalls dürfte angesichts solcher Reaktion im Saal der diesjährige Laudator Martin Rassau schon geahnt haben, dass sein Eingangsgag, das Laudatorenpult habe im letzten Jahr bei Gabalier wohl etwas weiter rechts gestanden, nicht so gut ankommt und sogar einige Buhrufe provozierte. Dieser Martin Rassau, Kabarettist aus Fürth und also Franke wie Söder, war, das muss man wissen, quasi zweite Wahl für den Job bei der Narrhalla. Söder hatte sich eigentlich Monika Gruber als Laudatorin gewünscht, die jedoch lehnte ab, weil sie nach einem Clinch mit dem Deutschen Theater wegen finanzieller Zwistigkeiten dieses "nie mehr betreten" werde.

So also Rassau, der unter anderem den Scherz raushaute, bei Ikea gebe es nur eine Hängelampe namens Söder, nicht aber einen Kronleuchter; Preis 39,99 Euro. Da nahm Söder dann, ungeachtet des Scheinwerferlichts, die Hülle seines Schreibgeräts zwischen die Lippen und machte ein paar Notizen in sein Redemanuskript. Das war ziemlich cool. Das Publikum indessen versäumte ein paar Frankenkabarettistengags, weil die Anlage zu leise eingestellt war, so zum Beispiel Rassaus Einlassung über Söders Auftritt als Shreck beim Fasching in Veitshöchheim, also sehr grün geschminkt, was doch trefflich zu dessen aktueller politischen Linie passe. Man rief "Lauter! Lauter!", es half wenig.

Von Franken für Franken: Der Fürther Kabarettist Martin Rassau laudatiert Ministerpräsident Markus Söder, umrahmt von wichtigen Narrhallesen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Dann trat Söder ans Mikro, was der Verständlichkeit des gesprochenen Worts gut tat. Er retournierte, wie notiert, den Ikea-Gag seines Lobredners, referierte dann über die Beziehung zwischen Winnetou und Old Shatterhand, wobei sein Vize Hubert Aiwanger der Apachenhäuptling sei und er, Söder, die alte Schmetterhand (nicht beachtend, dass Old Shatterhand ja eigentlich Karl May selber war und Söder sich somit einen der größten Flunkerer der deutschen Literaturgeschichte zum Faschingsvorbild nahm). Dann lobte er noch die Narrhalla als einen der besten Faschingsvereine der Welt, dankte ausgiebig allen hier mitwirkenden Ehrenamtlichen, versprach, in Bayern zu bleiben und "nicht irgendwo anders" hinzugehen, empfahl die Münchner CSU-OB-Kandidatin, ohne sie mit Namen zu nennen, als eine, "die mit jedem" hier im Saal tanze ("damit ist auch das erledigt") und genoss souverän schmunzelnd den Applaus.

Rückmarsch unter Polonaise-Klängen Richtung Ausgang. Da stoppt Söder die Entourage. Es sind ja Fotografen da! Pose mit Narrhalla-Menschen, Lächeln, Valentins-Orden zeigen wie Olympiasieger die Goldmedaille. Und Abgang.

Warum diese Ehrung für Söder? Es war ein Zitat: "Mein erster Schultag war sehr spannend - allerdings war ich etwas entsetzt, als mir meine Mutter am Abend sagte, ich müsse am nächsten Tag wieder hin. Ich war der Meinung, einmal in die Schule gehen reiche." Es reichte.

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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