Preise deutlich erhöht:Wirte hadern mit Bezahlsender Sky

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Der Bezahlsender Sky hat die Preise für Kneipen-Abos teilweise drastisch angehoben. Nun müssen einige Wirte in München Tausende Euro im Jahr mehr zahlen. Andere können sich die neuen Tarife nicht leisten und haben gekündigt - zum Leidwesen der Fans.

Von Andreas Schubert

Die Botschaft auf Facebook war eindeutig: "Euer Monopol(y) kotzt uns an und wenn ihr das nächste Mal so ein Erpresserschreiben schickt, dann bitte auch stilecht mit ausgeschnittenen Buchstaben!" Der Post steht auf der Facebookseite des Stadion an der Schleißheimer Straße, Münchens bekanntester Sportsbar, der Adressat: Der Bezahlsender Sky, der im Sommer die Abo-Preise für viele Lokale saftig erhöht hat.

Holger Britzius und Michael Jachan sind die Wirte der Bar, in die sich bei Topspielen bis zu 150 Gäste quetschen. Auf sie kommen nun einige tausend Euro Mehrkosten im Jahr zu, die genaue Summe nennen sie nicht. Fest steht: Eine andere Wahl, als die Preiserhöhung zu akzeptieren hatten sie nicht. "Wir hätten kündigen können", sagt Jachan. "Aber dann könnten wir gleich zumachen." Die Kneipe lebt vom Fußball. Jetzt müssen sich die Macher etwas einfallen lassen, wie sie die Ausgaben wieder hereinholen. Für Britzius, der als freier Sportjournalist selbst unter anderem für Sky arbeitet, und Jachan, der früher Pressesprecher des Senders war, ist die Preispolitik nur schwer nachvollziehbar.

Daniel Henk ist Betreiber der ebenfalls an der Schleißheimer Straße gelegenen Sportsbar Treffpunkt. Hier kommen hauptsächlich Bayern-Fans zum Fußballschauen. Mit acht Fernsehern und zwei Leinwänden verpasst man hier nur selten etwas vom Spiel. Henk hat ebenfalls eine saftige Preiserhöhung bekommen. Jetzt soll er 1100 Euro pro Monat zahlen, das sind 400 Euro mehr als bisher. "Auf's Jahr gerechnet sind das jetzt mehr als 13 000 Euro, das kann man gar nicht mehr kompensieren."

Einige Wirte wollen sich wehren

Henk überlegt nun, wie es mit dem Treffpunkt weitergehen soll. Ihn wundert dabei, dass er mit dem Sender für sein neues, ähnlich großes Lokal gleich in der Nähe des Treffpunkt, einen deutlich günstigeren Vertrag abschließen konnte: für 700 Euro im Monat. Dazu gab es noch einen nagelneuen Fernseher als Werbegeschenk. "Das ist kein Geschäftsgebaren, was Sky da macht", findet er.

Sonja Pintaric von der Clemensburg in Schwabing wollte und konnte den Preissprung nicht hinnehmen. Vergangenes Jahr stieg der Preis von 289 Euro monatlich auf 499. Jetzt sollte sie plötzlich 749 Euro zahlen - zu viel, wie sie findet. "Das macht keinen Spaß mehr", sagt Pintaric. "Man hat das Gefühl, man arbeitet nur noch für die Fans und für einen selbst bleibt nichts mehr übrig." Denn bei 70 Plätzen plus einige Stehplätze in der Clemensburg müsste jeder Gast pro Spielabend einen Umsatz von mindestens 20 Euro machen, das entspricht etwa fünf Halben Bier. Das sei aber eher die Ausnahme. Ein, zwei Getränke pro Gast, das war's. "Du kannst ja die Gäste nicht zum Konsum zwingen", sagt Pintaric.

Mit dem Rad hat sie deshalb zirka 30 Kneipen in der Nachbarschaft abgeklappert, um die Kollegen zu einer gemeinschaftlichen Kündigung zu überreden - und so ein Zeichen gegen die Preispolitik von Sky zu setzen. Elf hätten mitgemacht, erzählt sie. "Und ich hoffe, dass sich noch mehr Wirte zusammentun."

Der neue Preisschlüssel von Sky ist vergleichbar mit dem der Kfz-Versicherungen, bei deren Preis-Berechnung mehrere Faktoren wie Fahrzeugtyp und Region einfließen. So berücksichtigt Sky die Größe eines Lokals, die Bevölkerungsdichte und Kaufkraft einer Region sowie die Entfernung von einem Bundesligaverein zum Standort eines Betriebs. Sprich: Weil es in München mit dem FC Bayern und dem TSV 1860 München einen Erst- und einen Zweitligisten gibt, ist der Abo-Preis höher als zum Beispiel in bestimmten Regionen in den neuen Bundesländern, in denen weit und breit kein hochklassiger Fußball mehr gespielt wird. In diesen, oft auch wirtschaftlich schwächeren Regionen sind die Abo-Preise teilweise deutlich gesunken, was für Sonja Pintaric aber kein Trost ist. "Gerade in München haben wir doch hohe Pachten und hohe Personalkosten, diese Preispolitik ist doch hanebüchen."

Das sieht man beim Bezahlsender, der seinen Hauptsitz in Unterföhring bei München hat, natürlich anders. Hier spricht man von "individuell abgestimmten Preisen". Sky-Pressesprecher Jörg Allgäuer betont: "Aufgrund der sich verändernden Lizenzkosten für Programminhalte und weiterer Kosten müssen wir unsere Preise in regelmäßigen Zeitabständen überprüfen und anpassen. Die aktuelle Situation macht auch in diesem Jahr eine Anpassung erforderlich." So müsse Sky inzwischen eine halbe Milliarde Euro für Sportrechte zahlen, das sei fast doppelt so viel wie noch im Jahr 2012. Auch er berichtet von Beschwerden betroffener Wirte, die zum Teil "sehr emotional" ausgefallen seien.

Die Zuwachsraten sind hoch

Den Vorwurf mancher Gastronomen, Sky treibe die Preise für Betriebe absichtlich in die Höhe, um so den Absatz von Privatabos zu fördern, weist Allgäuer zurück. Laut Umfragen hätten gerade jene, die sich in Sportsbars zum Fußballschauen treffen, überdurchschnittlich häufig einen privaten Sky-Anschluss zu Hause. Weiter betont Allgäuer: Die Gastronomie erziele mit dem Sky-Angebot jährlich Zusatzerlöse in Höhe von 1,2 Milliarden Euro und das Geschäftsmodell weise "erfreuliche Wachstumsraten" aus. "Allein im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Gastronomiekunden um zwölf Prozent gestiegen", sagt er.

Insgesamt hat sich die Zahl der Abonnenten bundesweit im zweiten Quartal 2014 um 82 000 auf nun 3,8 Millionen erhöht. Diese Zuwachsraten gelten unterm Strich, Kündigungen sind darin bereits berücksichtigt. Kündigungen, wie die der Clemensburg, bisheriger Treff von Dortmund-Fans, die jetzt in der Storchenburg auf dem Optimolgelände schauen, oder des Lokals BaReVe in der Ursulastraße, Hochburg der Gladbach-Anhänger. Letztere treffen sich fortan in der Kneipe Hattrick in Haidhausen - eine Entscheidung, die nicht leicht fiel. "Das tut uns weh", sagt Gladbach-Fan Stefan Appenowitz. "Wir fühlten uns in der BaReVe sehr heimisch."

© SZ vom 21.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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