Präventionstipps:Gesundes Misstrauen

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Im Zweifelsfall lieber auflegen: Wie man sich vor Gaunern schützen kann

Von Martin Bernstein

Sie nennen sich "Schwester Rita" oder "Holger Münch", geben sich als Kriminaler, Handwerker oder Medikamentenlieferanten aus. Doch sie haben alle dasselbe Ziel: Sie wollen in die Wohnungen älterer Münchnerinnen und Münchner hinein - und kurz darauf mit Beute wieder heraus. München ist seit Jahrzehnten die sicherste Großstadt Deutschlands. Gefährlich für alte Menschen wird es vor allem dann, wenn Unbekannte in die Wohnung wollen. Oder wenn sie am Telefon ihren Opfern "Räuberpistolen" erzählen. Und natürlich: im Straßenverkehr.

In der Wohnung

Die Kriminalpolizei warnt dringend davor, angebliche Heizungsmonteure, Stromableser oder Handwerker in die Wohnung einzulassen, wenn nicht bekannt ist, dass eine Verbraucherablesung ansteht. Auch bei vermeintlichen Wasserrohrbrüchen sollten Betroffene zuerst bei der Hausverwaltung, dem Hausmeister oder den Stadtwerken nachfragen. "Eine gesunde Skepsis ist keine Unhöflichkeit", rät die Polizei. Gewarnt wird ebenso vor angeblichen Medikamentenlieferanten oder Unbekannten, die behaupten, in der Wohnung nur schnell eine Nachricht schreiben zu müssen oder die ein Glas Wasser haben wollen. Falsche Polizisten verwenden fast immer den Vorwand, es sei in der Nachbarschaft eingebrochen worden und sie müssten Geld- und Schmuckaufbewahrungsörtlichkeiten kontrollieren. "Vergewissern Sie sich im Zweifelsfall durch einen Rückruf beim Polizeinotruf 110, noch bevor Sie einen Unbekannten in Ihre Wohnung einlassen", rät die Polizei. Und sie stellt klar: "Polizeibeamte in Zivil legitimieren sich stets durch Vorzeigen des Dienstausweises. In Zweifelsfällen lassen Sie sich bitte Namen und Dienststelle nennen. Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung."

Auf der Straße

Autofahren stellt an ältere Verkehrsteilnehmer höchste Anforderungen. Die Polizei rät: "Lassen Sie Ihre Seh- und Hörfähigkeit regelmäßig von einem Arzt überprüfen und warten Sie nicht erst ab, bis Fahrunsicherheiten auftreten!" Besonders gefährlich für Radfahrer und Fußgänger ist der "Tote Winkel" neben rechts abbiegenden Lastwagen. Blickkontakt aufnehmen, rät die Polizei. Und wenn das nicht gelingt, lieber auf das eigene Vorrecht verzichten. Die meisten älteren Fußgänger verunglücken beim Überqueren der Straße an ungesicherten Stellen. "Gehen Sie keine Risiken ein", empfiehlt die Polizei, "warten Sie bei Unsicherheit ab, bis das Fahrzeug an Ihnen vorüber ist." Bei Dunkelheit oder schlechtem Wetter sollten Senioren helle, reflektierende Kleidung tragen. Reflektoren an Taschen oder am Stock können Leben retten.

Am Telefon

Der vermeintliche Enkel, der falsche Polizist, der angebliche Staatsanwalt: Ihr Trick ist es, am Telefon alten Menschen möglichst viele Informationen zu entlocken. Und die Opfer durch regelrechten Telefonterror unter Druck zu setzen. Bis diese oft sehr viel Geld überweisen oder einem Abholer aushändigen. Der beste Rat: Sofort auflegen, wenn sich etwas seltsam anhört. Auf keinen Fall Informationen preisgeben ("Rate mal, wer dran ist?"). Bei angeblichen Polizisten: auflegen, sicherstellen, dass die Leitung wirklich frei ist, und dann selbst die Nummer 110 wählen - egal, welche Telefonnummer vorher im Display zu sehen war.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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