Porträt einer Nachwuchsdesignerin:Offen für Neues

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Die Münchnerin Alice Knackfuß hat den "Diesel Award" und dazu 50.000 Euro gewonnen. Auf dem großen Erfolg möchte sie sich aber nicht ausruhen.

Alice Peterhänsel

Es ist ein schwüler Sommertag, als wir die Münchner Nachwuchsdesignerin Alice Knackfuß in der Akademie Mode & Design treffen. Die schwarz gekleidete junge Frau schleppt unzählige Kleidersäcke und Tüten zur Tür herein, bepackt wie ein Lastesel. Resolut lädt die 26-jährige die mitgebrachten Teile aus ihrer Kollektion auf der Couch ab und grinst.

Die 26-jährige Münchnerin Alice Knackfuß hat den "Diesel Award" 2009. (Foto: Foto: Alice Knackfuß)

Schon wieder ein Interview mit der Presse, das kommt in letzter Zeit öfter vor. Seit 11. Juli 2009 hat sich für die junge Frau einiges im Leben verändert. An dem Tag hat sie nämlich in Triest für ihre Diplomarbeit "Heimwärts" einen sehr wichtigen Nachwuchspreis für Design erhalten, den "Diesel Award". Neben einem Preisgeld von 50.000 Euro bekommt sie ab November für sechs Monate die Gelegenheit, das Kreativ-Team von Diesel unterstützen. Und Diesel gehört schließlich zu den wichtigsten Modemarken Italiens. Das Renommé ist enorm.

Es ist zwar nicht ihr erster internationaler Preis, vergangenes Jahr stand Knackfuß bereits im Finale des "Festival International de Mode et de Photographie" im südfranzösischen Hyères. Zudem bekam sie während ihres Studiums an der AMD (Akademie Mode & Design) im zweiten Semester den "AMD Newcomer Of The Year Award" verliehen. Trotzdem kam die Auszeichnung für sie unerwartet und sie möchte sich von dem Erfolg nicht blenden lassen. "Es macht unheimlich glücklich, aber nur für einen kurzen Moment stolz", sagt sie bescheiden.

Anstatt sich auf den Lorbeeren auszuruhen präpariert sie sich für den nächsten kleinen Schritt, den Italienaufenthalt, und feilt an ihrem Italienisch: "Darauf konzentriere ich mich jetzt und möchte meinen Job dort gut machen."

Porträt einer Nachwuchsdesignerin
:Offen für Neues

Die Münchnerin Alice Knackfuß hat den "Diesel Award" und dazu 50.000 Euro gewonnen. Auf dem großen Erfolg möchte sie sich aber nicht ausruhen.

Alice Peterhänsel

Dass Modedesign genau das Richtige ist, wusste die brünette Münchnerin schon sehr früh. Mit 14 Jahren hatte sie die Idee klar vor Augen, mit 17 ist sie dann von der Schule abgegangen, um eine Schneiderlehre anzufangen und seitdem arbeitet sie in der Modebranche. Während des vierjährigen Studiums hat sie in Paris bei Kris van Assche, unter anderem Kreativdirektor von "Dior Homme", bereits praktische Erfahrungen gesammelt.

Paris wäre auch eindeutig die Stadt ihrer Wahl, wenn es dort nicht so teuer wäre. Zweisprachig aufgewachsen, fühlt sie sich im Französischen einfach zu Hause. "Paris interessiert mich, weil die Stadt wahnsinnig vielschichtig ist - altmodisch und gleichzeitig modern. Sie ist nicht ganz so hip wie Berlin oder New York, hat ihre Tradition und ist aber trotzdem immer gut für was Neues."

Dann fügt sie aber hinzu, dass sie sich eigentlich gar nicht so festlegen möchte, weil sich sowohl die Umstände in der Modebranche als auch ihre eigene Meinung rasant ändern könnten. Eigentlich wollte sie im Oktober nach Brüssel umziehen. Wegen des Preises wurde das aber erst einmal verschoben.

Was die Zukunft bringt, bleibt also offen. Jobs sind in der Modebranche schwer zu ergattern, besonders weil Knackfuß keine durchschnittliche Kaufhausware designen möchte. "Das ist nicht mein Ziel, da geht bei mir die Leidenschaft verloren. Eher würde ich im Supermarkt kassieren."

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