Pop-up Store:Waschsalon für Betuchte

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Ein Ort mit wenig Sex-Appeal: der gewöhnliche Waschsalon. (Foto: N/A)

Eine superhippe Batikparty für Besitzerinnen von Hermèstüchern, mit DJ zwischen Waschmaschinen - gibt's nicht? Gibt's doch.

Von Laura Kaufmann

Waschsalons sind Orte, die ihre Nutzer mit einer nötigen Erledigung verbinden. Waschen eben. Dazu mit dem Kramen nach Kleingeld, dem Zeittotschlagen und dem Hoffen, es möge einem beim Füllen der Maschine nicht unbedingt die Unterwäsche aus der Hand fallen. Der Glamourfaktor ist bei einem Besuch im Waschsalon sehr, sehr niedrig anzusetzen.

Studenten besuchen Waschsalons häufig, weil sie sich in der Stadt nur Wohnfläche von der Größe einer Schuhschachtel anmieten können, in der keine Waschmaschine Platz findet. Wer über eine Waschmaschine, vielleicht sogar einen Trockner verfügt, ist hier eher selten anzutreffen.

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Es überrascht also im ersten Moment, dass ausgerechnet die französische Luxusmarke Hermès in München den neuesten Waschsalon eröffnet hat. Aber nur im ersten Moment. Denn der Waschsalon ist einer auf Zeit, ein "Pop Up Store", und das ist momentan angesagt. Hermès und klassisch elegant, ja, aber Hermès und hip, diese Verbindung stellt sich nicht automatisch ein.

Da muss nachgeholfen werden, und eben hier kommt dieser Waschsalon ins Spiel. Und das Seidentuch, das "Carré", ein berühmter Klassiker aus dem Hause, erhältlich ab 300 Euro, verglichen mit dem restlichen Hermès-Angebot also immer noch günstig.

In dem Waschsalon "Hermèsmatic" nun, beheimatet in der Türkenstraße, können Besitzerinnen eines Hermèstuches selbiges vorbeibringen und es umfärben lassen, sollten sie sich an ihrem kunstvoll gemusterten Tuch sattgesehen haben. Und damit das nicht langweilig und noch ein wenig cooler wird, legt dazu ein DJ auf.

Eine hippe Batikparty für Hermèstücherbesitzerinnen quasi. Dem Klischee nach ist die Besitzerin eines Hermèstuches nicht die allerjüngste und nicht die hippste und erst recht kein Hippie, was den Gedanken an diese Waschsalonparty besonders zauberhaft macht.

Das Umfärben der Seidentüchlein ist im Übrigen gratis. Währenddessen wird in einem Waschsalon ums Eck ein Student seine letzten Centstücke zusammenkratzen, um wieder ein paar saubere Unterhosen zu haben. Und die dreckigste aller Unterhosen, die wird ihm dabei herunterfallen.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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