Polizeipräsidium an der Löwengrube:Pech für die Mordkommission

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Das Münchner Polizeipräsidium an der Löwengrube wird saniert. Viele Fahnder sehen den 30 Millionen Euro teuren Umbau kritisch: Sie müssen raus.

Susi Wimmer

Alle wollen bleiben, aber nicht allen wird dies gelingen. Aus dem Herzen Münchens hinaus an den Stadtrand ziehen? "Niemals", sagt Peter Reichl vom Polizeipräsidium München: "Dieses Filetstück in der Innenstadt werden wir immer verteidigen." Und trotzdem müssen in diesem Jahr einige Dienststellen die Umzugskisten packen: Pünktlich zum 1. Januar 2010 soll ein Teilstück des denkmalgeschützten Präsidiums an der Löwengrube (siehe auch Kasten unten) für rund 30 Millionen Euro von Grund auf saniert werden.

Längst kein Schmuckstück mehr: In dem denkmalgeschützten Gebäudeteil der Polizei an der Löwengrube bröckelt der Putz. (Foto: Foto: Haas)

Damit beginnt für etwa 350 Beamte das Stühlerücken: Einige müssen innerhalb des Hauses umziehen, andere werden in Dependancen untergebracht oder kommen in ein neu angemietetes Objekt. Den Anfang machen bereits im Juni die Todesermittler und die Mordkommission. Ob alle Dienststellen nach Renovierungsende im Dezember 2012 in die Innenstadt zurückkehren ist fraglich.

Der Putz bröckelt schon recht lange im Präsidium an der Löwengrube: überalterte Lüftungs- und Sanitärtechnik, herausbrechendes Mauerwerk, Durchzug an den Fenstern, Elektro- und EDV-Anlagen von anno dazumal, ganz zu schweigen von barrierefreien Wegen etwa für Rollstuhlfahrer. "Eigentlich war der Bau bereits 1975, als die Polizei verstaatlicht wurde, schon sanierungsbedürftig", sagt Polizeisprecher Peter Reichl.

Allein - es fehlte das Geld. Jahrelang wurden Reparaturen auf die lange Bank geschoben und nur Investitionen zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes getätigt, in der Hoffnung auf eine bevorstehende Generalsanierung. Im Jahr 2007 gab der Bayerische Landtag den Startschuss für die Sanierung der Löwengrube, seitdem laufen die Planungen für den Aus- und Umzug, Ende 2009 können die Haushaltsmittel erstmalig abgerufen werden.

Die Renovierung indes wird kein Pappenstiel. Denn der Polizei fehlen rund 5200 Quadratmeter Bürofläche. Der Kriminaldauerdienst, aber auch der Haftrichter und der "Jourstaatsanwalt" müssen beispielsweise irgendwo anders im Haus untergebracht werden. Dafür müssen andere Beamte ihre Büros räumen, etwa die Mordkommission, die im bereits renovierten Posteck untergebracht ist. Sie soll mit den anderen Dienststellen der Kriminalfachdienststelle (KFD) 1 gemeinsam eine Bleibe finden. "Bislang sind die Profiler in der Tegernseer Landstraße untergebracht, die Brandermittler und die Vermisstenstelle an der Bayerstraße", zählt Peter Reichl auf.

Momentan würden noch Verhandlungen über zwei mögliche Immobilien geführt, sagt Reichl. Beide Häuser seien so groß, dass dort drei Kriminalfachdienststellen untergebracht werden könnten. Neben der KFD 1 sollen auch die KFD 8 (Rauschgift) sowie die KFD 4 (Staatsschutz) dort einziehen. Taschendiebfahnder, Fälschungsdelikte, Verhaltensprävention und technische Prävention, alle Beamten dieser Kommissariate können ihre Koffer packen.

Einige finden an der Freiligrathstraße, andere an der Rosenheimer Straße neue Räume. Beamte der Mordkommission müssen nun beispielsweise ihre Verdächtigen für Vernehmungen von der Haftanstalt in der Ettstraße in ihre neuen Büros transportieren und wieder zurück.

"Bei der Entscheidung, wer raus muss, haben natürlich auch die Festnahmezahlen eine Rolle gespielt", sagt Reichl. Und da gebe es andere Dienststellen, wie etwa die Ermittler vom bandenmäßigen Diebstahl, die wesentlich öfter ihre Kundschaft aus der Haftanstalt abholen müssten.

"Natürlich war es ein ziemliches Gerangel, wer nun raus ziehen muss und wer hier bleiben kann", räumt Hermann Vogelgsang von der Polizeigewerkschaft DPolG ein. Man könne es aber nicht allen recht machen, und "ich bin froh, dass die längst überfällige Renovierung über die Bühne geht". Die angepeilte Bauzeit bis Dezember 2012 hält Vogelgsang aber für einen frommen Wunsch, "ich schätze, das werden sicher vier bis fünf Jahre".

© SZ vom 13.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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