Bürgermeister im Gespräch:"Planegg investiert in die Zukunft"

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Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) sieht seine Gemeinde gut gerüstet für Grundschul-Sanierung, U-Bahn-Bau und die neue Martinsrieder Ortsmitte. Das Augenmerk liegt außerdem auf der Erhaltung eines grünen Umfelds

interview Von Rainer Rutz, Planegg

Seit einem Jahr ist Heinrich Hofmann Bürgermeister der Gemeinde Planegg. Der Sozialdemokrat und seine Verwaltung haben, wie in fast allen Gemeinden, einen unerwarteten Schwerpunkt für ihre Arbeit: Die Unterbringung von mehreren Hundert Flüchtlingen muss gemanagt werden, oft auch gegen Widerstände aus der Bevölkerung. Dazu kommen weitere Aufgaben: Planegg erhält einen U-Bahn-Anschluss und hat mit der Martinsrieder Ortsmitte und dem Planegger Bahnhofs-Umfeld zwei Großbaustellen.

SZ: Seit einem Jahr sind Sie Bürgermeister Planeggs, gerade wurde der erste Haushalt Ihrer Amtszeit verabschiedet: Solide und schuldenfrei, aber ohne wirklich Zukunftsperspektive . Alles hängt von der Einnahmesituation der Gemeinde ab. Welchen Stellenwert räumen Sie der Wirtschaftsförderung ein?

Heinrich Hofmann: Planegg investiert von 2015 bis 2019 rund 20 Millionen Euro in die Zukunft. Ich nenne nur die Sanierung der Grundschule Planegg, die Ortsmitte von Martinsried, Straßenbau, U-Bahn, Bahnhofsareal Planegg, Teil der Umfahrung von Martinsried. Das können wir auch deshalb, weil in Planegg eine sinnvolle Wirtschaftspolitik mit Augenmaß betrieben wird. So wird ein Großteil des Drittels, das der Gemeinde von den Gewerbesteuer-Einnahmen verbleibt, in die Infrastruktur des Gemeindegebietes reinvestiert.

Ein Blick zur Nachbargemeinde Gräfelfing mit rund 3000 Einwohnern mehr zeigt: Gräfelfing zieht Planegg davon. Einem Etat von 84 Millionen Euro steht einer mit 44 Millionen gegenüber. Die Gewerbesteuereinnahmen sind dreimal höher als in Planegg.

Planegg ist dem Wachstumsgedanken nicht so nachgerannt wie Gräfelfing. Gräfelfing hat noch mehr Flächen und hat eine andere Ansiedlungspolitik betrieben. Der Gemeinderat Planegg geht damit weit zurückhaltender um und legt größten Wert auf den Erhalt der grünen Erholungsflächen im Außenbereich. Wir betreiben eine Gewerbepolitik mit Maß und Ziel. Uns ist wichtig, dass erfolgreiche Unternehmen bleiben können - siehe Morphosys. Wir liegen mit unserer Steuerkraft auf Platz 32 in Bayern, von 2031 Gemeinden.

Planegg muss in den kommenden Jahren voraussichtlich Schulden aufnehmen. Das erfordern anstehende Investitionen: das Bahnhofsareal, die nicht eindeutig kalkulierbare U-Bahn, die Ortsmitte von Martinsried. Wie wollen Sie neue Gewerbesteuerzahler nach Planegg holen - zumal der Hebesatz gerade erhöht wurde?

Dieser Frage müssen wir uns im Rahmen der Ortsentwicklung stellen. Der Hebesatz spielt nicht für jedes Unternehmen eine Rolle, denn sonst wäre München leer. Gräfelfing hat eine Unmenge kleinerer Zahler, Freiberufler, Steuerberater, Verlage. Im Bürgergutachten wurde deutlich der Wunsch geäußert, dass Planegg schuldenfrei bleiben soll und nur bestehende Flächen nachverdichtet werden sollen. Hier gibt es noch eine Reihe von Möglichkeiten. Wir werden aber genau prüfen, ob die Innenverdichtung ausreicht, um die Steuerkraft langfristig zu erhalten oder gar zu erhöhen.

Wie könnte Planegg in 20 Jahren aussehen? Eine Vorstadtgemeinde mit hohem Wohnwert und bezahlbaren Wohnungen? Oder wird sich Planegg eher in Richtung Wissenschaftsstandort orientieren mit entsprechendem produzierendem Gewerbe?

Die beiden Szenarien schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich. Planegg wird eine sympathische Vorstadtgemeinde mit hohem Wohnwert und klugen Köpfen bleiben.

Was sind Ihre Prioritäten für die nächsten fünf Jahre?

Den entsprechenden Investitionsplan umzusetzen, ihn Jahr für Jahr zu überprüfen und gegebenenfalls auch anzupassen. Aus dem Bürgergutachten heraus müssen Entscheidungen für einen neuen Flächennutzungsplan kommen. Dazu kommt eine friedliche und aktive Integration der Flüchtlinge, die bei uns bleiben, wir wollen den Flüchtlingen eine Brücke in ihre neue Zukunft bauen.

Oft hat man den Eindruck, dass die Würmtal-Gemeinden nicht flächenübergreifend planen, sondern solo vor sich herumwurschteln, jede für sich.

Genau deshalb sind wir dran, gewissermaßen eine Art "Würmtal-Marke" zu schaffen. Was haben die Kommunen gemeinsam? Was kann man auf den Gebieten Energie, Gewerbe, Erholungsgebiete oder Mobilität tun? Darüber reden die Würmtal-Bürgermeister bei ihren Treffen immer häufiger.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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