Peter Maffay im Apple-Store:"Ich habe nichts gegen Anzüge"

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Altrocker Peter Maffay hat im Apple-Store die Fans zu Tränen gerührt. Ein Gespräch über Kleidung und Fans im Internet.

Lisa Sonnabend

Peter Maffay ist 60 Jahre alt. Am Montagabend gab der Altrocker zur Eröffnung des Apple-Stores ein Konzert vor 250 Gästen.

Sorgt sich um junge Künstler: Peter Maffay in München. (Foto: Foto: sonn)

sueddeutsche.de: Was ist anders bei einem Auftritt vor einem kleinen Publikum?

Peter Maffay: Die Temperatur ist deutlich angenehmer, sonst ist aber nicht viel anders. Publikum ist Publikum. Der Auftritt an diesem Abend war ein Abenteuer. Du kommst in einen Laden rein, in dem eigentlich Produkte verkauft werden. Das ist ja kein Konzertsaal.

sueddeutsche.de: Hat es Ihrer Meinung nach funktioniert?

Maffay: Innerhalb von fünf Minuten wurde aus dem Raum ein kleiner Konzertsaal. Ich hatte Spaß. Die Situation ist viel lockerer als bei einem großen Konzert. Man sitzt bequem auf einem Hocker. Bei einem kleinen Auftritt sind wir an keine Vorgaben gebunden. Es gibt keinen Lichtmann, der sagt, Peter, bist du wahnsinnig, du kannst doch jetzt nicht loslegen, ich war noch gar nicht soweit. Oder ich habe mal reingezählt und mich verzählt - das ist aber gar nicht schlimm, sondern gehört zu einem solchen Konzert dazu.

sueddeutsche.de: Ende Januar geben Sie drei Konzerte in der Philharmonie im Gasteig. Werden Sie dabei Anzug tragen statt Ihrer Rockerkluft?

Maffay: Nein, wohl nicht. Ich habe nichts gegen Anzüge. Aber um Musik zu machen, sind sie nicht bequem genug. Da brauche ich Bewegungsfreiheit.

sueddeutsche.de: Sie haben eine Homepage, auf der Fans Beiträge schreiben können, sich untereinander austauschen und Fotos hochladen. Ist das Verhältnis zu den Fans wichtiger geworden für einen Musiker?

Maffay: Die Webseite ist eine neue, gut funktionierende Ebene der Kommunikation. Wenn ich irgendwo alleine in einem Hotelzimmer rumhänge, nehme ich meinen Laptop und schaue, was die Leute über meine Konzerte schreiben. Das ist unterhaltsam. Wenn ein Album rauskommt, hat früher irgendein Medium geschrieben, das Album sei Mist. Und dann haben die anderen Medien abgeschrieben. Mit dem Internet ist das alles weggefallen. Die Medien sagen vielleicht weiter, das Album sei schlecht. Doch die Fans schreiben im Netz, das Album sei gut. Die, die das Album kaufen, haben heute die Möglichkeit, ihr Votum selbst abzugeben.

sueddeutsche.de: Ist das Musikerdasein also angenehmer als vor 30 Jahren?

Maffay: Na ja, es gibt Vorteile, aber auch Nachteile. Das Internet kappt die Existenzperspektiven von Newcomern immens. Newcomer haben es schwerer als ein alter Sack wie ich. Wir sind etabliert und haben unsere Verträge - uns stößt das nicht so schnell aus der Bahn. Für jemanden aber, der gerade seinen ersten Hit gelandet hat, ist die Situation nicht mehr so einfach. Er will von der Musik leben und Rücklagen bilden - doch die Rechteverwertung funktioniert im Internet nicht mehr wie früher. Trotz eines guten ersten Albums kommen junge Künstler heute oft nicht wirklich weiter. Das ist schade.

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