Der Skandal ist also nur versehntlich passiert: Pete Doherty hat sich für seinen umstrittenen Auftritt vergangenen Samstag in München entschuldigt. Er habe nicht gewusst, welche kontroverse Natur die Zeilen des von ihm angestimmten Deutschlandliedes hätten, ließ der Sänger über seine Sprecherin mitteilen. Der Sänger, der selbst jüdische Wurzeln habe, entschuldige sich zutiefst dafür, hob sie hervor.
Doherty, der von den Zuschauern des on3-Musikfestivals im BR-Funkhaus bereits zu Anfangs seines Auftritts ausgebuht und niedergepfiffen worden war, hatte während seines Konzerts plötzlich die erste Strophe von "Deutschland, Deutschland, über alles" angestimmt. Viele im Publikum dachten sofort an eine kalkulierte Provokation des Skandalrockers. Doch offensichtlich wusste Doherty gar nicht, was er da tat.
Der Bayerische Rundfunk hatte die Entschuldigung zuvor verlangt. Auch der Manager des Skandalrockers sagte: "Pete Doherty bedauert es sehr, falls eine andere Band, die Musiker, Teammitglieder, Besucher oder Zuhörer und der Sender durch seinen Auftritt beleidigt worden sein sollten. Das war nicht beabsichtigt."
Doherty wirke aktiv "in antifaschistischen und antirassistischen Organisationen" mit. "Er möchte diese Gelegenheit nutzen, um Menschen jeder Hautfarbe und jeden Glaubens dazu aufzurufen, sich zu vereinen und aktiv mit allen gegeben Mitteln gegen das Wiederaufleben rechtsextremer Hassparolen zu kämpfen."
Der Leiter des BR-Programmbereichs Multimedia und Jugend, Rainer Tief, sagte: "Wir akzeptieren diese Entschuldigung." Dass Doherty sich über die Tragweite seines Handelns nicht bewusst gewesen sei, glaube er ihm. "Es unterstellt ihm ja keiner, dass er ein Nazi ist, das glaubt hier niemand." Der Vorfall sei "in der Sache aber inakzeptabel" gewesen. Ein Auftrittsverbot bestehe für Doherty nicht.
Auch strafrechtlich gesehen hat der Fall für den Sänger wohl keine Konsequenzen, da die ersten beiden Strophen des "Liedes der Deutschen" nicht verboten sind.