Perspektive: Frankfurt:Zweite Reihe in Europa

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MUC hat als Drehkreuz aufgeholt, doch Frankfurt bleibt vorn

Von Jens Flottau, Frankfurt

Als der Münchner Flughafen vor 25 Jahren ins Erdinger Moos zog, hatten die damaligen Macher rund um FMG-Chef Willi Hermsen einen Traum: München sollte neben Frankfurt zum zweiten großen Drehkreuz in Deutschland werden und endlich auch im großen Stil Langstreckenziele anbieten. Dieser Traum ist dank Geschick und günstiger Umstände in Erfüllung gegangen.

Die günstigen Umstände bestehen darin, dass das große Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt bis zur Eröffnung der Nordwest-Landebahn komplett verstopft war, die Lufthansa brauchte also Alternativen, wenn sie weiter im Langstreckengeschäft wachsen wollte. Berlin war wirtschaftlich viel zu schwach, Düsseldorf hatte keinen Platz, es bot sich also München an. Geschickt war die Flughafengesellschaft, weil sie Lufthansa über das Terminal 2 langfristig gebunden hat. Flughafen und Airline betreiben die Anlage gemeinsam. Unter dem Strich ist München, trotz einer leichten Delle, schneller gewachsen als Frankfurt. Ein Teil der Lufthansa-Langstreckenflotte ist hier stationiert.

Dennoch ist der Abstand zum ewigen Rivalen Frankfurt immer noch gewaltig: 60 Millionen Passagiere zählte der größte deutsche Flughafen 2016, in München waren es 42 Millionen. Das südliche Drehkreuz der Lufthansa gilt auch als deutlich weniger profitabel, das richtige Geld verdient Lufthansa weiterhin in Frankfurt. Auch im europaweiten Maßstab hat München zwar ein wenig aufgeholt, gehört aber immer noch nicht in die allererste Reihe. Dort sind die großen Fünf - London-Heathrow, Paris-Charles de Gaulle, Amsterdam, Frankfurt und Istanbul - weiter unerreichbar. München steht auf Platz neun und wurde im vergangenen Jahr noch von London-Gatwick und Barcelona überholt. Neue Impulse sollen Billigfluggesellschaften geben, gegen den Widerstand der Lufthansa. Doch Transavia zieht sich nach mutigem Start wieder zurück, nun baut das Lufthansa-Anhängsel Eurowings die Münchner Basis auf.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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