Pasinger Marienplatz:Teuer und trostlos

Lesezeit: 2 min

Der Ärger über die Ödnis des neugestalteten Pasinger Marienplatzes ebbt nicht ab. Auch die grauen Stühle mit dem offiziellen Namen "Modell München" befrieden weder den Bezirksausschuss noch die Bürger

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Sie sind " einladend und elegant, aber auch bequem und stabil" - heißt es in der offiziellen Beschreibung der grauen Stühle "Modell München", die 2008 zur 850-Jahrfeier erstmals in der Fußgängerzone herumstanden. Sie hatten das Modell "Offenburg" abgelöst, das als Strumpfhosenkiller galt und noch aus Zeiten von Olympia '72 stammte. Auf den aktuellen Münchner Stadtmöbeln aus beschichtetem Stahl mit ihrem geschwungenem Metallgitter und 14 Kilogramm Gewicht hat man im Sommer auch am Pasinger Marienplatz Platz nehmen können. Dort fällt das Urteil über das kommunale Stuhl-Design allerdings vernichtend aus. "Grauenhaft", sagte Maria Osterhuber-Völkl (CSU) jetzt naserümpfend im Bezirksausschuss (BA).

Und im Gremium sah sich niemand veranlasst, der Vize-Vorsitzenden zu widersprechen. Dabei scheinen die Stühle nicht das eigentliche Problem zu sein: Die Mitglieder des Bezirksausschusses halten den Marienplatz generell für eine trostlose Angelegenheit. Einem Antrag der SPD-Fraktion folgend, fordern sie nun von der Stadt, die Aufenthaltsqualität dort zu verbessern und dafür Geld aus der Städtebauförderung abzurufen.

Geld ist allerdings bereits einiges geflossen, was die Gestaltung von Pasings historischer Mitte angeht. Der Marienplatz sei das "teuerste Pflaster Münchens", hatten Robert Fricke und Florian Hochstätter, zuständige Mitarbeiter im Baureferat, kurz vor Abschluss der Umgestaltungsarbeiten im Sommer 2014 verkündet. Ohne allerdings genau aufzuschlüsseln, wie viel von den 26 Millionen Euro, die der Abschnitt zwischen Bodensee- und Planegger Straße insgesamt kostete, der Platz-Belag verschlugen hat, der sich in konzentrischen Kreisen in Kreuzfugenmuster um die Mariensäule schwingt. Eine Spezialfirma musste Fürstensteiner Granit und Basaltsteine auf dem leicht abfallenden Gelände verlegen. Furten für die Busse Richtung Osten und den Verkehr gen Westen mussten gekennzeichnet werden auf dieser Quasi-Fußgängerzone, die von vielen Autofahrern allerdings nicht erkannt oder akzeptiert wird. Besonders dreiste Zeitgenossen nehmen aus alter Gewohnheit immer noch den direkten Weg, was sie auf Kollisionskurs mit der mittlerweile leicht nach Norden versetzen Platzpatronin bringt.

Graue Stühle auf grauem Pflaster lassen den Marienplatz nicht freundlicher wirken. (Foto: Alessandra Schellnegger)

So teuer und schön das Pflaster, so öde der Platz, auf dem außer der goldenen Madonna und den Grablichtern zu ihren Füßen kaum jemand länger verweilen möchte. Unlängst hatten sich die Mitglieder des Bezirksausschusses bereits mit Hochstätter beraten, wie die Aufenthaltsqualität auf dem Platz verbessert werden könnte. "Ich bin ernüchtert aus dem Gespräch herausgekommen", klagt Maria Osterhuber-Völkl. "Ein paar graue Stühle mehr auf grauem Pflaster, damit bin ich nicht zufrieden", pflichtete Constanze Söllner-Schaar (SPD) bei. Im Antrag ihrer Fraktion, der einstimmig beschlossen wurde, wird nun ein Gesamtkonzept von der Stadt gefordert. Es geht den BA-Mitgliedern nicht nur um die Sitzgelegenheiten, sondern auch um eine Begrünung der Steinwüste. Zudem sollte alles versetzbar sein, um den Platz auch für Märkte und ähnliches nutzen zu können. Bis zum Frühjahr erwarten sie sich einen überzeugenden Vorschlag, der dann auch zügig umgesetzt werden kann.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: