Organtransplantationen:Neue Regeln für Leberverpflanzungen

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In München gibt es nun neue Regeln für Leberverpflanzungen. (Foto: dpa)

Nach dem Transplantations-Skandal müssen die beiden Münchner Unikliniken Großhadern und Rechts der Isar bei Leberpatienten künftig kooperieren. Nun entscheiden vier Ärzte beider Häuser über die Warteliste. Doch operiert wird nur an einer Klinik.

Von Stephan Handel

Nach monatelangen Verhandlungen haben das Klinikum rechts der Isar und das Klinikum der LMU eine Kooperation bei der Behandlung von Leberpatienten vereinbart. Künftig soll ein Gremium aus je vier Ärzten beider Häuser über Lebertransplantationen entscheiden. Die Operationen selbst finden in Großhadern, also am LMU-Klinikum statt.

Das Klinikum rechts der Isar hatte nach dem Transplantations-Skandal um die manipulierte Vergabe von Spenderorganen im Frühsommer die Erlaubnis verloren, Lebern zu transplantieren. Nun stellten die beiden Ärztlichen Direktoren der Kliniken, Karl-Walter Jauch (LMU) und Reiner Gradinger (Rechts der Isar) zusammen mit Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle den Kooperationsvertrag vor - der allerdings über eine reine Zusammenarbeit weit hinausgeht und in Teilen wirkt, als sollten die Ärzte in Großhadern ihre Kollegen aus Haidhausen beaufsichtigen.

Die so genannte 4plus4-Konferenz wird sich nur mit Patienten aus dem Rechts der Isar beschäftigen. Großhadern-Patienten hingegen werden auch weiterhin ausschließlich von Ärzten aus Großhadern betreut. Die 4plus4-Konferenz entscheidet hauptsächlich über die Aufnahme der Patienten auf die Warteliste für Spenderorgane. Sollte ein solches zur Verfügung stehen, dann operieren Mediziner beider Häuser gemeinsam in Großhadern.

Nur noch drei Standorte in Bayern

Minister Spaenle nannte die Vereinbarung einen "wirklich großen Moment" in der Wissenschafts-Politik: Eine solche Kooperation zweier Kliniken sei "bundesweit einmalig" und werde, so hoffe er, "Strahlkraft entwickeln".

In Bayern werden nun nur mehr an drei Standorten Lebern transplantiert: in Großhadern, in Regensburg und in Würzburg. Das Transplantationszentrum am Klinikum Erlangen ereilte das gleiche Schicksal wie das Rechts der Isar - es wurde nach dem Skandal geschlossen.

"Sieg über das Rechts der Isar"

Für Karl-Walter Jauch, den Ärztlichen Direktor des LMU-Klinikums, ist die so genannte Kooperation nicht nur ein Sieg über das Rechts der Isar - Jauch, selbst Chirurg, fordert schon seit langem, die Transplantations-Medizin bundesweit auf wenige Zentren zu beschränken und ihre Zahl zu beschränken. Insofern konnte er nun zufrieden feststellen, München und Bayern sei "den richtigen Weg gegangen", nun sollten auch andere Bundesländer "den Handlungsbedarf erkennen."

Jauchs Kollegen Reiner Gradinger blieb nicht sehr viel mehr übrig, als darauf hinzuweisen, dass die Hepatologie, also die Leberheilkunde, "wichtiger ist als die Chirurgie" - und dass diese, die Behandlung von Patienten bis zur Transplantation, weiterhin im Rechts der Isar erfolgen werde. In der Vereinbarung steht zudem, dass operierte Patienten nach Erreichen eines stabilen Zustands "in der Regel" von Großhadern an das Rechts der Isar zurückverlegt werden - eine nicht zuletzt aus finanziellen Gründen wichtige Regelung.

Größtes Problem bleibt ungelöst

Das größte Problem können allerdings noch so gut gemeinte Verträge nicht lösen: Nach dem Skandal ist die ohnehin nicht sehr hohe Zahl an Spenderorganen noch einmal um 20 Prozent gesunken. Bruno Meiser, Chef der Transplantationszentrum in Großhadern sieht nun eine Konsolidierung auf diesem Niveau: "Wenigstens geht's nicht mehr weiter zurück."

In der Zusammenarbeit der beiden Münchner Kliniken sieht Meiser eine Chance, Vertrauen bei jenen Ärzten zurückzugewinnen, die mögliche Organspender in ihre Häuser bekommen: "Wenn die sehen, dass mit den Organen etwas Vernünftiges passiert, dann sind sie vielleicht auch eher bereit, sie uns zu melden."

© SZ vom 05.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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